Unterschleißheim:Rampe mit Dach

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Von Alexandra Vettori, Unterschleißheim

Eine überraschende Wende hat die Debatte um den behindertengerechten Umbau des Unterschleißheimer S-Bahnhofes genommen. So stimmte der Stadtrat - im Gegensatz zum Bauausschuss eine Woche davor - bei seiner Sitzung nun doch für die Überdachung der geplanten Rampen. Das bedeutet für die Stadt zusätzliche Kosten von 1,5 Millionen Euro, die Gesamtsumme für alle Maßnahmen erhöht sich damit auf geschätzte 4,2 Millionen. Noch im Bauausschuss hatte es eine knappe Mehrheit dafür gegeben, mit der Überdachung der Rampen auf der Westseite des Bahnhofs zu warten. Schließlich baut die Stadt auf eigene Rechnung an beiden Seiten des Bahnsteigs bereits zusätzlich Aufzüge, die gehbehinderten Menschen den Zugang zum Bahnsteig ermöglichen.

Bürgermeister Christoph Böck plädierte vergeblich dafür, die Überdachung noch zu schieben. Die Stadt gebe fast drei Millionen Euro für Verbesserungen am Bahnsteig aus, "wir sollten erst einmal abwarten, ob die Einhausung der Rampen wirklich nötig ist", sagte er. Die technischen Voraussetzungen fürs Dach würden angebracht, sollte es irgendwann nötig sein, könnte es immer noch realisiert werden. Im Stadtrat aber war ein Mehrheit aus CSU, Grünen und ÖDP anderer Meinung. "Das Dach ist eine große Erleichterung bei Schnee und Eis", betonte CSU-Stadtrat Stefan Krimmer. Die Haushaltslage der Stadt sei derzeit sehr solide, es gebe also keinen Grund, die Maßnahme zu schieben. Auch Bernd Knatz von der ÖDP argumentierte so, "wir kennen den Pflegestandard der Bahn, und was hilft eine Rampe, wenn man sie wegen Schnee oder rutschigem Laub nicht benutzen kann." Auch sei eine spätere Einhausung nach Schätzungen um mehr als 200 000 Euro teurer als zum jetzigen Zeitpunkt, gab er zu bedenken.

Damit geht der Wunsch der Stadt Unterschleißheim, einen tatsächlich behindertengerechten Bahnhof zu bekommen, letztlich doch noch in Erfüllung. Schon als die Bahn vor vier Jahren bekannt gab, wie sie den Unterschleißheimer Bahnhof diesbezüglich umbauen möchte, gab es viel Kritik aus dem Rathaus. Denn die Minimallösung der Bahn sah lediglich Zick-Zack-Rampen auf der Westseite des Bahnhofes vor. Weil keine Einigung zustande kam, entschloss sich die Stadt noch unter Böcks Amtsvorgänger Rolf Zeitler, Klage gegen die Planung der Bahn einzureichen. Die Klage ist mangels Aussicht auf Erfolg inzwischen zwar zurückgezogen, doch die Rechnung der Bahn folgte auf dem Fuße. Weil wegen des drohenden Rechtsstreits Planungsunsicherheit herrschte, stellte sie den Unterschleißheimer Bahnhof zurück, der vorgesehene Baubeginn für das Jahr 2015 wurde auf 2018 verschoben.

Immerhin hat die Stadt die Zeit genutzt, um eine Machbarkeitsstudie anfertigen zu lassen und nun konkrete Verbesserungsvorschläge für die Minimallösung der Bahn auf den Tisch zu legen. Die Bahn zeigte sich offen, solange auf sie keine Kosten zu kommen. Mittlerweile haben sich die Stadträte auf ein Bündel an Maßnahmen geeinigt, zu dem nun noch das Rampendach kommt. Zusätzlich werden auf der West- und der Ostseite des Bahnsteiges noch Aufzüge gebaut, Gehwege angelegt und das Blindenleitsystem am Bahnsteig verlängert.

An einem Punkt freilich ändert sich auch in Zukunft nichts: Der Bahnsteig bleibt zu niedrig, um Rollstuhlfahrern das bequeme Einsteigen in die S-Bahnzüge zu ermöglichen. Die Höhe muss auch bleiben, da die Gleise auch von Güterzügen genutzt werden.

© SZ vom 05.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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