Unterschleißheim:Polizei eingeschaltet

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Vom März 2017 stammt diese Aufnahme des Unterschleißheimer Bibers. Damals war er in die vom Bund Naturschutz aufgestellte Kamerafalle getappt. (Foto: Privat)

Naturschützer erstatten Anzeige wegen Biberburg-Zerstörung

Von Sophie Kobel, Unterschleißheim

Mitte Februar haben Unbekannte die Biberburg am Weiher in Unterschleißheim zerstört, nun wird der Bund Naturschutz (BN) aktiv. Die Kreisgruppe München hat zusammen mit der Ortsgruppe Unterschleißheim Anzeige bei der Polizei erstattet und den Fall der Unteren Naturschutzbehörde gemeldet. Der Biber steht nach dem Bundesnaturschutzgesetz unter höchstmöglichem Schutzstatus, seine Fortpflanzungs- und Ruhestätten zu zerstören, ist streng verboten. In Ausnahmefällen wie baurechtlich genehmigten Eingriffen oder bei gravierenden Konflikten mit Anwohnern kann ein Biberbau entfernt werden. Dafür müssten jedoch die Behörden kontaktiert werden, in Zusammenarbeit mit Biberbeauftragten würde nach Lösungsmöglichkeiten gesucht.

Bei der zerstörten Biberburg war dies nicht der Fall, da ist sich der Bund Naturschutz Schleißheim sicher: "Vielmehr wurde die knapp drei Meter hohe Burg in einer Nacht- und Nebelaktion unbemerkt und möglicherweise mit Hilfe von Maschinen abgetragen." Dabei war der Bau winterfest und vermutlich die einzige Unterkunft für Biber in der Nähe. "Den derzeitigen Kälteeinbruch dürfte die Biberfamilie nicht überleben", mutmaßen die Naturschützer.

Wer hinter dem Delikt steht, ist unklar. Die Stadt Unterscheißheim schließt aus, dass die Biberburg versehentlich bei Forstarbeiten zerstört wurde. Sie stellt klar, sich aktiv an der Aufklärung beteiligen zu wollen. "Dass die Biberburg geschleift wurde, ist besonders bedauerlich, weil sich in den vergangenen Jahren eine zunehmend friedliche Koexistenz mit dem Biber abzeichnete. Die anfänglichen Befürchtungen, die Biber würden nach und nach sämtliche Ufergehölze fällen, erwiesen sich als unbegründet", heißt es aus dem Rathaus. Im Gegenteil: Biber-Reviere würden zur Renaturierung und Selbstreinigung von Gewässern beitragen, zudem fördern sie den Hochwasserschutz, so der BN.

Trotzdem haben die Biber in Unterschleißheim keinen leichten Stand. Nach Angaben des örtlichen Biberbeauftragten Peter Martin gab es vier Burgen in der Umgebung. Eine davon sei aus Platzgründen verlassen, in einer anderen sei regelmäßig Rattengift ausgelegt worden. Auch die Ausweitung des Wohngebiets am Weiher bedroht laut Martin den Biber. Der Biberbeauftragte hatte sich in der Planungsphase gegen die Bebauung und noch ein engeres Zusammenleben von Mensch und Biber ausgesprochen. Ob die Zerstörung der Burg damit zusammenhänge, wisse er nicht. Der BN weist darauf hin, "dass dem Täter nicht nur Buß-, sondern auch Haftstrafen drohen".

© SZ vom 27.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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