Unterschleißheim:Oktoberfest Nummer zwei?

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In Unterschleißheim ist eine Diskussion darüber entbrannt, wie viel Aufwand und Geld die Stadt in das Lohhofer Volksfest stecken soll

Von Klaus Bachhuber, Unterschleißheim

Eine der zentralen Streitfragen im Unterschleißheimer Stadtrat ist seit geraumer Zeit, ob bereits am Abend vor der Eröffnung des Volksfests im Juni eine Band spielen soll. Bereits in vier städtischen Gremien wurde das Thema behandelt, zuletzt debattierten in aufeinanderfolgenden Sitzungen Kultur- und Hauptausschuss weit über eine Stunde darüber. Im Ergebnis wurde die Entscheidung vertagt: Wiedervorlage nach dem Volksfest 2019.

Zum Jubiläumsvolksfest 2016 war als besondere Attraktion am Abend vor dem Bieranstich ein Konzert mit den "Brettl-Spitzen" des Bayerischen Rundfunks ins Programm gehoben worden, organisiert vom Kulturamt. Dieses Geburtstagszuckerl hat sich seither verselbständigt. 2017 spielten "Knedel & Kraut", heuer gastierte "Voxxclub", was knapp 1100 Besucher ins Festzelt lockte. Inklusive überregionaler Werbung kostete der Auftritt die Stadt nach Gegenrechnung der Einnahmen netto 35 000 Euro. Es müsse die Reißleine gezogen werden, forderte nun die CSU.

Die Diskussion im Unterschleißheimer Stadtrat dreht sich nicht um die Fahrgeschäfte, sondern um die Konzerte am Vorabend der Volksfesteröffnung. (Foto: Florian Peljak)

Das Kulturprogramm der Stadt brauche nicht das Bierzelt als zusätzliche Spielstätte, argumentierte Stefan Diehl, und das Volksfest seinerseits brauche nicht einen weiteren Programmpunkt noch vor seiner Eröffnung. Der Aufwand sei unvertretbar. Das Volksfestmanagement im Rathaus sieht in den Bands aber einen wichtigen Doppeleffekt: Das Fest brauche Besucherfrequenz, schilderte Geschäftsbereichsleiter Wolfgang Streidl. Diese müsse auch über auswärtige Gäste rekrutiert werden. "Ein zehntägiges Fest bringen wir nur mit Unterschleißheimern nicht zum Laufen." Ein Aufhänger wie ein populäres Konzert mit überregionaler Strahlkraft entfalte einen unschätzbaren Werbewert. Wer Werbeplakate für ein Volksfest ignoriere, werde bei "Voxxclub" vielleicht aufmerksam. Und wer das Konzert besuche, hat damit schon das Volksfest kennengelernt. Den Unterschleißheimern werde damit ein attraktives Konzert geboten und gleichzeitig ihr Volksfest dauerhaft attraktiv gehalten.

Das Vorabend-Konzert sei eine "Kulturveranstaltung, die das ohnehin aufgestellte Bierzelt nutzt und einen wunderschönen Werbeeffekt noch dazu hat", bündelte Annegret Harms (SPD) diese Lesart. Kulturamtsleiterin Daniela Benker sagte, man habe im Vergleich zum normalen Volksfestbetrieb "deutlich mehr überregionale Gäste" angezogen. Diese hätten das Volksfest damit erstmals wahrgenommen. Ob ein "Voxxclub"-Fan aus Landsberg drei Tage später noch einmal nach Lohhof fahre, um das Volksfest zu besuchen, bezweifelte dagegen Theo Pregler (CSU). Die Höhe des Aufwands sei jedenfalls weder für eine Kulturveranstaltung verhältnismäßig noch als Werbemaßnahme fürs Volksfest. "Spendieren wir im Umland ein paar hundert Bier- und Hendlmarken, dann ziehen wir auch neue Besucher an", empfahl Manfred Riederle (FDP) scherzhaft, "das kommt billiger." Friedrich Kiener (CSU) stellte die Notwendigkeit des Aufwands grundsätzlich in Frage: "Wollen wir hier ein Oktoberfest 2?"

Während das Volksfestmanagement vorgeschlagen hatte, das Vorabendkonzert mindestens bis zum Jahr 2021, dem 70. Jubiläum des Lohhofer Volksfests, zu garantieren, fand sich im Hauptausschuss lediglich eine Mehrheit, zunächst für 2019 die Übernahme eines Defizits von maximal 40 000 Euro zuzusagen und danach erneut zu beraten.

© SZ vom 25.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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