Unterschleißheim:Mit gutem Beispiel für Ho

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Unterschleißheim ist im Landkreis einer der Vorreiter beim Klimaschutz. Im Zuge eines bundesweiten Projekts sollen die eigenen Erfahrungen auch einer Stadt im Südosten von Ghana zugute kommen

Von Alexandra Vettori, Unterschleißheim

In der größten Kommune im Landkreis München hält man viel von Klimaschutz. Unterschleißheim hatte das erste Geothermieprojekt der Region, es entwickelt ein Konzept, baut Photovoltaikanlagen auf alle kommunalen Dächer, die sich dafür anbieten, und schickt sich jetzt an, den Klimaschutz auch nach Afrika zu tragen. Seit vorigem Jahr besteht im Rahmen eines bundesweiten Projektes eine Klimapartnerschaft mit der Stadt Ho, die im Südosten von Ghana liegt. Jetzt wird es langsam konkret, denn das Rathaus erarbeitet nach einem Jahr mit Besuchen und Gegenbesuchen zum Kennenlernen und Austauschen ein konkretes Konzept für die Zusammenarbeit.

Wo die Probleme liegen, darüber haben sich die Unterschleißheimer Delegationen schon in Ho informiert, und auch Hos Bürgermeisterin Fafa Afua Adinyara hat beim Gegenbesuch kein Geheimnis daraus gemacht: Es gibt keine ordentliche Müllentsorgung, der Sand der Strände wird illegal als Baumaterial abtransportiert, Müll schwemmt an. Auch den überbordenden Verkehr bekommt man nicht in den Griff. Das größte Problem aber ist die Energieversorgung. Bislang deckte Ghana seinen Strombedarf weitgehend aus Kraftwerken am Volta-Stausee, der größten, von Menschenhand geschaffenen Wasserfläche weltweit. Doch ausbleibende Regenfälle und entsprechend niedrige Wasserstände im See verringern die Energieausbeute. Außerdem nutzen immer mehr Anrainerländer die zuführenden Flüsse energetisch, sodass noch weniger Wasser ankommt. Auch die Unterschleißheimer Delegation hat es miterlebt, dass immer wieder der Strom ausfällt.

Drei Bereiche hat man bei den Vorüberlegungen festgemacht, die sich als Handlungsschwerpunkte eignen: Erneuerbare Energien, Abfallwirtschaft sowie die Bewusstseinsbildung für den Umwelt- und Klimaschutz. Selbstverständlich seien die Ausgangslagen in Unterschleißheim und Ho extrem unterschiedlich, sagt Britta Freitag, die Unterschleißheimer Klimaschutzbeauftragte. Doch jetzt gehe es darum, Schnittmengen zu finden.

Unterschleißheim bezieht schon seit sechs Jahren Ökostrom, derzeit aus einer Windkraftanlage in Dänemark. Bis 2025 sollen Strom und Wärme, die in städtischen Liegenschaften verbraucht werden, zu 100 Prozent aus regional erneuerbaren Energien kommen. In Ho dagegen, wiewohl von der Sonne verwöhnt, gibt es laut Britta Freitag kaum Photovoltaikanlagen. Hier Bewusstseinsprozesse in Gang zu setzen, wird sicher einer der Schwerpunkte sein. Dabei, betont Freitag, gehe es nicht darum, Anlagen nach Afrika zu schaffen. "Die Stadt darf nur technischen Rat geben, aber keinerlei finanzielle Hilfestellungen leisten", sagt sie.

Was den Müll anbelangt, so will Unterschleißheim bis Ende 2023 plastiktütenfrei sein, beim Wochenmarkt soll das schon nächstes Jahr der Fall sein. Jedenfalls steht dieses Ziel unter der Rubrik "Nachhaltigkeitsinitiativen" im städtischen Klimaschutzkonzept. In Ho dürfte man sich eher Gedanken darüber machen, wie der schon bestehende Müll entsorgt werden könnte.

Was das Umwelt- und Klimabewusstsein anbelangt, steht man ebenfalls noch am Anfang. Unterschleißheim dagegen kann auf "Sensibilisierungsmaßnahmen" an Schulen und Kindergärten verweisen sowie das städtische Leitbild. Auch in Ho hat man sich schon Gedanken zu den drei Themenfeldern gemacht, mit großem Engagement, wie Britta Freitag bei den früheren Treffen bemerkte: "Das war alles sehr professionell organisiert."

Bei der nächsten Delegationsreise im August werden die Klimaleitbilder beider Kommunen aufeinander abgestimmt und die ersten Maßnahmen für das Handlungsprogramm definiert. Darüber entscheiden werden dann jedoch die Stadträte in Unterschleißheim und Ho.

© SZ vom 21.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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