Unterschleißheim:Michael-Ende-Schule kostet 18 Millionen Euro mehr

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Unterschleißheimer Stadträte halten trotz der Kostenexplosion mehrheitlich an den Neubauplänen fest

Von Klaus Bachhuber, Unterschleißheim

Der Neubau der Michael-Ende-Grundschule in Unterschleißheim wird um mehr als 40 Prozent teurer als von den Planern geschätzt. Das Schulhaus samt neuen Räumen für Musikschule und Musikvereine wird nun 62 Millionen Euro kosten; in diesen Dimensionen hatte jüngst der Freistaat Bayern sein Haus der bayerischen Geschichte geplant. Die CSU im Stadtrat forderte angesichts der unsicheren Finanzentwicklung durch die Corona-Krise, sofort das Projekt abzusagen. SPD, Grüne, Freie Bürgerschaft und ÖDP winkten es im Bauausschuss, freilich auch zu den neuen Konditionen, durch.

Für den Neubau waren zunächst 38 Millionen Euro eingeplant. Im Juni entschied der Stadtrat, auf dem Dach der Schulsporthalle anstelle der im Architektenwettbewerb noch vorgesehenen Wohnungen jetzt Kapazitäten für Musikschule und Musikgesellschaft unterzubringen, was die Baukosten auf rund 44 Millionen Euro erhöhen sollte. Speziell bei dieser Umplanung haben sich Architekten und Stadtbauamt aber offenbar grob verschätzt. Jetzt wurde berichtet, dass alleine die "konstruktiven Aufwendungen" für den Aufsatz der musischen Räume um 6,5 Millionen Euro teurer kämen als die Prognose.

Etwa 1,4 Millionen Euro der zusätzlichen Kosten resultieren daraus, dass die Gebäudevolumina im Zuge der Detailplanung angewachsen seien. Gut eine weitere Million muss in die Hand genommen werden, weil die Baustelleneinrichtung schwieriger und damit teurer wird, um die auf dem Gelände stehenden Container für die Mittags- und Hausaufgabenbetreuung des laufenden Schulbetriebs im Altbau zu belassen. Und schließlich hat man wohl auf Kostenindizes von 2018 kalkuliert, ohne Preissteigerungen zu berücksichtigen, und auch keine Aufschläge für das allgemein teurere Preisniveau im Raum München angesetzt.

Bürgermeister Christoph Böck (SPD) betonte denn auch, dass es sich "im Kern um keine Kostenmehrung" handle - man habe jetzt nur "bessere Klarheit, was die reellen Kosten sein werden". Vor der Einbeziehung der Fachplaner sei jede Prognose eben mit Unsicherheiten behaftet gewesen. Thomas Rückert vom Projektsteuerungsbüro "Drees und Sommer" verwies auf statistische Vergleichswerte für ähnliche Projekte, die bei identischer Kubatur zwischen 1851 und 2778 Euro je Quadratmeter kosten dürften; mit 2413 Euro je Quadratmeter sei die Michael-Ende-Schule zwar im oberen Bereich, "aber nicht zu teuer".

Architekt Rainer Stöcker vom Wettbewerbssieger "Bär, Stadelmann, Stöcker" versicherte, das Projekt sei "nach wie vor aufs Äußerste reduziert". Nach der Fortschreibung der Kosten seien bereits erste Einsparungen umgesetzt worden, so etwa im Verzicht auf flächendeckende Lüftungsanlagen. Weiteres Sparpotenzial machten die Planer bei der Optik aus, hier könnten an der Fassaden- und Wandgestaltung bis zu vier Millionen Euro eingespart werden. Böck versicherte, man werde im weiteren Planungsverlauf "die Einsparpotenziale sehr genau anschauen".

Dem Stadtrat wurde nun vom Bauausschuss gegen die Stimmen der CSU vorgeschlagen, inclusive eines zehnprozentigen Sicherheitspuffers für Risiken im Baufortschritt 68,2 Millionen Euro für das Projekt freizugeben. Es sei "nicht zielführend, jetzt einfach weiterzumachen, als wäre nichts", sagte Ludwig Pettinger (CSU). Die Höhe der Kosten sei "in der jetzigen Krise schon bedenklich". Angesichts bereits feststehender und noch zusätzlich erwarteter Steuerausfälle müsse man "auf Sicht fahren und nicht in die Wolken fliegen". Bei 68 Millionen Euro für eine Einzelinvestition habe man "für andere Investitionen keine freien Mittel mehr". Die CSU schlug daher vor, den Neubau zu verschieben und "die alte Schule übergangsweise zu ertüchtigen".

Böck bezeichnete einen Abbruch der Neubaupläne als "völlig unsinnig". Der Bedarf und steigende Schülerzahlen sei unabweisbar, "wir müssen leider in den sauren Apfel beißen". Auch wenn es unstrittig sei, dass angesichts unsicherer Finanzen Investitionen neu priorisiert werden müssten, stehe bei ihm "die Schule in der Prioritätenliste ganz oben". Unterschleißheim sei in der glücklichen finanziellen Lage, derartige Projekte noch stemmen zu können. Auch Martin Reichart (Freie Bürgerschaft) verwahrte sich dagegen, den Planungsprozess abzubrechen. Die "Notbremse" könne man immer noch vor der Vergabe der Bauaufträge ziehen, wenn die Lage dann dramatisch anders sei.

© SZ vom 27.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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