Unterschleißheim:Mehr Platz für Schüler, die mehr Zeit brauchen

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Im Rupert-Egenberger-Zentrum in Unterschleißheim werden Kinder und Jugendliche mit hohem Förderbedarf auf den Wechsel an die Regelschule oder in eine Ausbildung vorbereitet. Derzeit wird die Einrichtung des Landkreises durch einen modernen Neubau erweitert

Von Gudrun Passarge, Unterschleißheim

Dass es regnet, stört die Kinder nicht. Sie sitzen an einem der letzten Schultage entspannt in Korbsesseln und Stühlen und essen ihr Frühstück oder spielen an Tischen. Über dem Innenhof schützt ein großes Glasdach vor schlechtem Wetter. Doch das Glasdach kommt weg, wie sich überhaupt vieles ändert an der Rupert-Egenberger-Schule in Unterschleißheim. "Das Glasdach war eine Fehlkonstruktion", sagt die Schulleiterin Evi Birkhölzer-Schmidt. Die obersten Räume seien im Sommer deswegen nicht zu benutzen. Die Rektorin des Sonderpädagogischen Förderzentrums freut sich über den Neu- und Umbau, denn dadurch bieten sich der Schule in Zukunft einige neue Möglichkeiten, so bekommt sie etwa mehr Raum für ihre Ganztagszüge und für berufspraktische Lerninhalte.

Der Lärm ist nicht zu überhören, auf der Baustelle neben der Schule rührt sich was, auch wenn Schüler und Lehrer inzwischen Ferien haben. Seit Januar sind die Bauarbeiter aktiv, die Hausmeisterwerkstatt ist bereits abgerissen worden, nun entsteht auf einem ehemaligen Schulhof der Neubautrakt. Etwa 17,7 Millionen Euro kalkuliert der Landkreis für die Erweiterung und die Kernsanierung der Schule ein. Die bekommt damit nicht nur mehr Platz, sondern wird auch durchgängig barrierefrei, weshalb auch im Altbau Aufzüge eingebaut werden.

Den Lärm von der Baustelle nimmt die Schulleiterin gerne in Kauf. (Foto: Robert Haas)

Die Einrichtung für den Norden des Landkreises entstand 1958, aktuell besuchen 13 Klassen mit etwa 170 Kindern und Jugendlichen die Schule in Unterschleißheim. Außerdem gehören zum Förderzentrum noch vier schulvorbereitende Klassen in Ismaning und drei Diagnose- und Förderklassen in der Silva-Grundschule in Kirchheim. In diesen Klassen wird der Lernstoff der ersten zwei Grundschuljahre auf drei Jahre verteilt. Die Kinder der Rupert-Egenberger-Schule haben einen hohen Förderbedarf in den Bereichen Lernen, Sprache und Verhalten, wie die Schulleiterin berichtet. Sie werden vorher eigens mit einem sonderpädagogischen Gutachten überprüft. "Unser Ziel ist es immer, die Kinder so schnell wie möglich ins Regelsystem zu überführen", sagt Birkhölzer-Schmidt. Tatsächlich liegt die Übertrittsquote in die Regelschule bei den schulvorbereitenden Klassen in Ismaning bei etwa 90 Prozent, und auch nach der vierten Klasse wechselten etwa 50 Prozent der Kinder auf die Regelschule. Birkhölzer-Schmidt betont die enge Zusammenarbeit mit der Mittelschule und erzählt, dass es an der Rupert-Egenberger-Schule auch möglich ist, die neunte Klasse mit dem Mittelschulabschluss zu beenden.

Der Neubau soll bis Pfingsten 2018 fertig sein, sagt die Schulleiterin, dann beginnt die Kernsanierung des Altbaus in drei Phasen. Im Neubau bekommt die Schule nicht nur eine neue Mensa, sondern auch mehr Räume zur Berufs- und Lebensorientierung, wie die Schulleiterin das ausdrückt. Als Beispiel nennt sie die neue Lehrküche und einen zusätzlichen Werkraum. Das Essen für die Schüler und Mitarbeiter soll wie bisher schon vom Sehbehindertenzentrum geliefert werden. Geplant sind aber auch Räume, die es ermöglichen, neue sogenannte Stütz- und Förderklassen einzurichten. Hier sollen Kinder betreut werden, die noch nicht in der Lage sind, in der Gruppe zu lernen, die besondere psychologische und pädagogische Unterstützung brauchen.

Rektorin Evi Birkhölzer-Schmidt freut sich auf den Neubau der Rupert-Egenberger-Schule, der Pfingsten 2018 fertig werden soll. (Foto: Robert Haas)

Durch die Erweiterung wird die Schule in Zukunft auch ihre Ganztagsbetreuung ausbauen können. Im Moment bietet die Schule zwei gebundene und drei offene Ganztagsklassen an. Der Unterschied: Die gebundenen Klassen bieten Unterricht auch am Nachmittag an, kombiniert mit besonderen Projekten wie etwa Trommeln oder Taekwon-do. Die offenen Ganztagsklassen betreut die Arbeiterwohlfahrt als Kooperationspartner am Nachmittag. All diese Angebote brauchen Platz, der wird künftig im bisherigen Verwaltungstrakt der Schule geschaffen werden. Allerdings erst, wenn alles fertig ist. Momentan etwa habe die Schulsozialarbeit "nur ein winzigstes Büro", sagt die Schulleiterin. Aber das neue werde "richtig schön" - spätestens 2020, dann sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein.

"Das wird richtig spannend nach Pfingsten, wenn die drei Bauphasen beginnen", sagt Birkhölzer-Schmidt. Die Schule richtet sich vorübergehend einige Klassenzimmer im Neubau ein, und der Altbau wird jeweils in Teilen kernsaniert. Schüler, Lehrer und alle Mitarbeiter werden in der Zeit des Umbaus sicherlich die eine oder andere Unannehmlichkeit hinnehmen müssen, und sei es der Baulärm vor dem Fenster.

Aber die Schulleiterin ist sich sicher, dass es sich lohnt. Sie sieht ihre Schule "als Sprungbrett fürs Leben", und das soll auch so bleiben. Die Schüler würden gut vorbereitet, auf das, was auf sie zukomme. Birkhölzer-Schmidt berichtet beispielsweise vom jüngsten Abschlussjahrgang, dass von zehn Schülern vier bereits eine Lehrstelle gefunden hätten. Die anderen besuchten im nächsten Jahr eine berufsorientierende Maßnahme, eine Schule in Milbertshofen. "Da steht niemand auf der Straße", sagt Birkhölzer-Schmidt und schwärmt von den Erfolgen ihrer Schüler. Der Landkreis würdigt all das, indem er den Standort der Rupert-Egenberger-Schule in Unterschleißheim stärkt.

© SZ vom 10.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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