Unterschleißheim:Kapital fürs Capitol

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Kino-Betreiber Stefan Stefanov würde sich über finanzielle Absicherung durch die Stadt freuen. (Foto: Robert Haas)

SPD, Grüne und ÖDP wollen städtisches Kinoprogramm in Lohhof

Von Gudrun Passarge, Unterschleißheim

Stefan Stefanov ist von der Idee, ein städtisches Kulturprogramm in seinem Capitol-Kino umzusetzen, sehr angetan. Seit Jahren schon versucht der Kinobetreiber mit seinen 80 Plätzen den Spagat, wirtschaftlich zu arbeiten und dabei doch anspruchsvolle Filme zu bieten. Jetzt könnte es bald Unterstützung von der Stadt geben, denn SPD, Grüne und ÖDP haben einen Antrag gestellt, in Kooperation mit Stefanov ein städtisches Kinoprogramm anzubieten, mit Dokumentationen, Opern- und Musikfilmen, Retrospektiven einzelner Filmschaffender und vielem mehr. Die Kosten beziffern die Parteien auf circa 110 000 Euro; ihr Ziel ist es, das Kino zu stärken und zu erhalten.

Für Stefanov wäre eine engere Zusammenarbeit mit der Stadt nicht ganz neu. Schon seit Jahren bestünden Kooperationen mit dem Forum oder der Stadtbibliothek. So biete er etwa einmal im Monat den "Kinoklub Gold" an. "Das läuft seit fünf, sechs Jahren schon sehr erfolgreich", berichtet der Kinobetreiber.

Würde der Antrag angenommen, so könnte er dieses Angebot beispielsweise ausweiten. Insgesamt könnte er dann mehr Filme "abseits des Mainstreams" nach Lohhof holen. Stefanov fallen viele Dinge ein, die sich anbieten würden: kleinere Dokumentarfilme oder Kunstfilme, Thementage, eine engere Zusammenarbeit mit Schulen. Zum Beispiel könnte er Filme im Original mit Untertiteln zeigen.

Die engere Zusammenarbeit mit der Stadt würde ihm eine gewisse finanzielle Rückendeckung gewähren, und er könnte von den Erfahrungen des Forums bei der Bewerbung von Veranstaltungen profitieren. Stefanov denkt auch an Klassiker, die jetzt digitalisiert würden, an Musicalfilme, an eine Zusammenarbeit mit der Musikschule. Wichtig ist ihm auch ein ansprechendes Kinderprogramm, denn das seien die Besucher von Morgen. Bei denen gelte es, die Begeisterung fürs Kino zu wecken.

Stefanov, der schon mehrere Auszeichnungen wie etwa den Kinoprogrammpreis und den Tassilo-Preis der Süddeutschen Zeitung bekommen hat, weil er seinen Schwerpunkt auf Arthouse und Dokumentationen legt, zeigt etwa 1200 Filme pro Jahr. Dieses Programm will er noch ausweiten und in Teilen verändern. Eine enge Zusammenarbeit mit der Stadt "würde unsere Stellung als Kino für Unterschleißheim noch steigern", sagt der Betreiber des Lichtspielhauses.

Das sieht auch Jolanta Wrobel so. Laut der ÖDP-Stadträtin und Mitunterzeichnerin des Antrags soll diese Zusammenarbeit und die finanzielle Unterstützung dem Capitol ermöglichen, "normal zu wirtschaften" und gleichzeitig ein gehobenes Programm anzubieten. Ihr schweben Dokus zu politischen Themen, zu Natur und Ökologie vor, auch ganze Thementage im Sinne von Stefanov. Dazu könnten Referenten eingeladen werden. Wrobel erinnert daran, dass das Kino räumlich sehr beschränkt und auch deswegen auf der Suche nach Alternativstandorten ist.

Bis 2023 hat Stefanov noch einen Mietvertrag, danach die Option zu verlängern. Wenn allerdings der Vermieter dort andere Pläne hat, wäre er raus. Müsste er umziehen, wäre Stefanov daran gelegen, mehr Platz zu bekommen. Alle Parteien in Unterschleißheim haben Anträge dazu gestellt. SPD, Grüne und ÖDP beispielsweise würden das Kino gerne auf dem Areal der Michael-Ende-Schule unterbringen, die CSU hat noch keinen Ort benannt. Doch im Stadtrat am Mittwoch geht es erst einmal um die Frage, ob das städtische Kinoprogramm durchgeht.

© SZ vom 22.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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