Unterschleißheim:Investition in den Mangel

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Im Ort fehlt es an Integrationsplätzen

Eindeutig mangelhaft ist das Angebot von Integrationsplätzen in den Unterschleißheimer Kindertagesstätten. Um die geringen Kapazitäten nicht auch noch zu verlieren, greift das Rathaus nun tief in die Tasche. Trotz massiver Bedenken wird der Waldorfkindergarten am Weiher für mehr als 400 000 Euro umgebaut, um alle Anforderungen für integrative Nutzung erfüllen zu können. Das geringe Integrationsangebot nannte Jürgen Radtke (Grüne) im Bauausschuss des Stadtrats "ein Armutszeugnis für die Stadt".

Von den knapp 1700 Betreuungsplätzen in den Kindertagesstätten Unterschleißheims können weniger als zehn integrativ genutzt werden. Aktuell stehen daher vier Kinder auf der Warteliste, dazu werden einige Kinder im Grenzbereich zum erhöhten Förderbedarf generell auf Standardplätzen ohne zusätzliche Förderung betreut.

Im Waldorfkindergarten gehört integrative Arbeit zum grundsätzlichen Konzept der Einrichtung, weshalb hier theoretisch fünf integrative Plätze angeboten werden könnten. Belegt sind derzeit drei. Allerdings genügt die räumliche Ausstattung des Hauses nicht mehr den aktuellen Anforderungen an integrative Arbeit, weshalb die Stadt einen Therapieraum nachrüsten müsste.

In Verbindung mit kleineren anstehenden Renovierungsarbeiten war eine Investitionssumme von mehr als 400 000 Euro errechnet worden - für etwa 50 Quadratmeter zusätzliche Nutzfläche. Trotz mehrmaliger Aufträge aus dem Ausschuss, scharf nachzurechnen, konnte die Summe aufgrund bautechnischer Voraussetzungen nicht wesentlich verringert werden, weshalb das Gremium nun seit neun Monaten um eine Entscheidung rang. Der Kindergartenbetrieb könnte auch ohne den Anbau weitergehen, allerdings dann ohne integrative Plätze.

Bürgermeister Christoph Böck (SPD) plädierte für die Ausgabe, "um die dortigen Integrationsplätze dauerhaft zu sichern". Die Stadt kämpfe derzeit "schwer genug um weitere Betreuungsplätze, da sollten wir nicht abschaffen, was wir schon haben", auch wenn es "kein Schnäppchen" sei. Martin Reichart (Frei Bürger) hielt dagegen, mit dem Geld könne viel effektiver ein Anbau an eine Regeltagesstätte erstellt werden, um so mehrere integrative Plätze zu schaffen, als es zu nutzen, um sie in einem Kindergarten mit spezieller Programmatik zu erhalten. Gegen die Stimmen von Radtke und Reichart gab der Ausschuss den Umbau am Weiher in Auftrag.

© SZ vom 12.10.2017 / kbh - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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