Unterschleißheim:In Feierlaune

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Auch das Lohhofer Volksfest steht im Zeichen verstärkter Sicherheitsmaßnahmen. Das erste Wochenende der 66. Auflage der kleinen Wiesn verläuft aber wie in den vergangenen Jahren - friedlich und ausgelassen

Von Nadja Tausche, Unterschleißheim

Fischereiverein und Wasserwacht, Stadtkapelle und Freiwillige Feuerwehr - 46 Vereine haben sich am Samstagnachmittag auf dem Rathausplatz eingefunden, um am traditionellen Festzug des Lohhofer Volksfests teilzunehmen. Der Sportkegelclub hat einen Wagen mit gelben Plastikkegeln mitgebracht, ein Sportverein hält ein Schild mit angeklebtem Tischtennisschläger in die Luft. Der Festzug findet wie üblich am Samstag vor Pfingsten statt. "Der Festzug gehört zum festen Bestandteil beim SV Lohhof", sagt Brigitte Weinzierl, Präsidentin des Sportvereins. Auch für Günter Holzer ist die Veranstaltung zur Tradition geworden: Bereits zum 35. Mal läuft er mit dem Wanderverein beim Festzug mit.

Beim Familientag am 9. Juni gibt es verbilligte Preise in den Fahrgeschäften. (Foto: Robert Haas)

Zum 66. Mal findet das Lohhofer Volksfest in diesem Jahr statt, das größte seiner Art im Landkreis München. Bis Sonntag, 11. Juni, rechnet die Stadt Unterschleißheim mit mehr als 25 000 Besuchern. Und nicht nur Bürgermeister Christoph Böck hebt das "Miteinander" hervor, dass dieses ganz spezielle Fest auszeichne.

Das Besondere des Lohhofer Volksfestes ist auch seine Dauer. "Es gibt nicht mehr viele Volksfeste, die zehn Tage dauern", sagt Wolfgang Streidl, Abteilungsleiter für die öffentliche Sicherheit und Ordnung der Stadt, der die kleine Wiesn mit organisiert. Zum offiziellen Auftakt beim Festumzug verteilt Streidl mit seinen Kollegen auf dem Rathausplatz Getränkemarken; die Mitglieder in den Vereinen bekommen kostenfrei Getränke. Bevor sie die Marken im Zelt gegen eine Mass einlösen können, müssen die Teilnehmer aber erst einmal die nicht unerhebliche Strecke dorthin zurücklegen.

Bürgermeister Christoph Böck hat das Lohhofer Volksfest am Freitag eröffnet. (Foto: Robert Haas)

Die Schützenkompanie Unterschleißheim eröffnet den Festzug mit krachenden Böllerschüssen, dann geht es los. Ein Verein nach dem anderen macht sich auf den Weg. Die Route ist etwa fünf Kilometer lang, sie führt von der Raiffeisenstraße über die Bezirkstraße und die Alleestraße hin zum Margaretenanger und endet am Volksfestplatz am Münchner Ring. Die Teilnehmer des Festzugs haben die Straßen für sich: Die Strecke ist für die Dauer des Umzugs für Autos gesperrt. Die Zuschauer am Straßenrand winken, filmen mit dem Handy. Der Umzug passiert einen Polizisten in Uniform, sogar er trägt einen der türkisfarbenen Luftballons, die für das diesjährige Volksfest angefertigt wurden. Acht Musikkapellen spielen. Wer die Strecke nicht laufen will, kann eine der Bockerlbahnen nutzen: kostenlose Wagen zum Volksfestplatz und zurück.

Auch Bierkutschen nahmen am traditionellen Festzug teil. (Foto: Florian Peljak)

In diesem Jahr gibt es eine Reihe von Änderungen auf dem Volksfest. "Aufgrund der Sicherheitslage der letzten Jahre hat der Stadtrat beschlossen, die Sicherheitsvorkehrungen zu verschärfen", sagt Henrik Woch von der Stadt. Für die zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen hat der Hauptausschuss 20 000 Euro bereitgestellt. So gibt es in diesem Jahr zum ersten Mal Betonpfeiler im Bereich der Zufahrt, sie sollen verhindern, dass Fahrzeuge auf das Festgelände gelangen. Außerdem wurden die Personenkontrollen verstärkt und Taschen mit einem Fassungsvermögen von mehr als drei Litern müssen in einem Container am Eingang abgegeben werden.

Eine weitere und angenehme Neuheit in diesem Jahr: Neben dem Festzelt Greiner und der Lohhofer Wiesn-Alm bietet jetzt auch der Sennefelder Biergarten Sitzplätze an. Zuvor hatte Marianne Sennefelder einen Kiosk, den hat sie jetzt durch den Biergarten ersetzt. Die Besucher nehmen das neue Angebot gut an. "Und wenn die Leute wiederkommen, ist das doch das größte Lob", sagt Sennefelder.

Im Festzelt Greiner haben sich derweil die Teilnehmer des Festzugs niedergelassen. Unter ihnen sind, und das ist eine weitere Besonderheit in diesem Jahr, auch Gäste aus dem ungarischen Gemeindeverband Zengöalja, mit dem Unterschleißheim eine Partnerschaft hat. Etwa 80 Besucher sind aus Ungarn angereist, sagt Regina Gruber. Sie ist Vizepräsidentin des Partnerschaftskomitees. Während des sechstägigen Aufenthalts in Unterschleißheim sind die Gäste bei 15 Gastfamilien oder in Unterkünften untergebracht.

Mit dem Gemeindeverband hat Unterschleißheim seit 2004 eine Partnerschaft. Die ungarischen Gäste kommen jedes zweite Jahr zu Besuch nach Unterschleißheim, das jeweils andere Jahr besuchen die Unterschleißheimer die 22 Orte des Gemeindeverbandes in Südungarn. Was den Austausch leichter macht: Viele der ungarischen Gäste sprechen deutsch. "Wir wollen die Partnerschaft leben", sagt Gruber. Die bayerische Kultur erleben die ungarischen Gäste heute auf jeden Fall: "Bei uns gibt es zwar jedes Jahr einen Dorftag - aber so große Volksfeste haben wir nicht", sagt die Ungarin Maria Weisz.

Dass ein derart großes Volksfest funktioniert, liegt auch an den Polizisten der Inspektion in Oberschleißheim, die auf dem Festplatz unterwegs sind. Ihre Präsenz verhindert Auseinandersetzungen. Und so können die Beamten eine positive Bilanz des ersten Festwochenendes amt Feiertag ziehen. "Alles sehr ruhig", heißt es aus der Polizeiinspektion. Soll heißen: keine Tumulte oder Raufereien. Zufrieden mit der Unterschleißheimer Wiesn darf auch Bürgermeister Böck sein, der am Freitag erfolgreich angezapft hat - er freu sich, ließ er per Grußwort verlauten, auf das Miteinander und die gelebte Tradition.

© SZ vom 06.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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