Unterschleißheim:Guter Wille allein zählt nicht

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Beim Stadtradeln sind die Unterschleißheimer 2015 fleißig in die Pedale getreten. Fahrradfreundliche Kommune darf sich die Stadt noch nicht nennen. (Foto: Claus Schunk)

Bis Unterschleißheim sich fahrradfreundliche Kommune nennen darf, ist noch viel zu tun

Von Alexandra Vettori, Unterschleißheim

Bis Unterschleißheim sich "fahrradfreundliche Kommune" nennen darf, ist noch einiges zu tun. Seit 2012 ist die Stadt zwar Gründungsmitglied in der Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundliche Kommunen in Bayern (AGFK), doch es sind strenge Vorgaben, die erfüllt werden müssen, um den Titel tragen zu dürfen. Das reicht vom erklärten politischen Willen, den Radverkehr zu fördern, über attraktive Radwege bis hin zu speziellem Service für Radler, überdachte Ständer etwa. Noch weiß man im Unterschleißheimer Rathaus nicht, wann man sich zur Prüfung der Fahrradfreundlichkeit anmeldet und endlich gleichauf mit München, dem Landkreis Starnberg oder Ismaning ist.

Dort nämlich trägt man den Titel fahrradfreundliche Kommune bereits. Ismaning hat nicht lange gefackelt. Wiewohl kein Gründungsmitglied im AGFK, sondern einige Monate später dazu gestoßen, legte man die Prüfung im Juli 2014 schon nach knapp zwei Jahren erfolgreich ab. Die Jury überzeugte die Gemeinde mit neuen Radwegschildern und attraktiven Querverbindungen für Radler durch Parks und Grünzüge. Auch die vielen Straßen, in denen Autos nur Tempo 30 fahren dürfen, hätten beim Urteil der Jury eine Rolle gespielt, berichtet die Ismaninger Fahrradbeauftragte Christa Scharl. Fünf Prozent mehr Radler, das ist das Ziel in Ismaning. Ob die Gemeinde das schafft, wird bei der nächsten Kontrolle in drei Jahren zu sehen sein. Denn den Titel der Fahrradfreundlichkeit gibt es stets nur für sieben Jahre.

Wann sich Unterschleißheim anmeldet, steht laut der Fahrradbeauftragten Petra Halbig noch nicht fest. "Auf jeden Fall muss man etwas sehen können", sagt sie. 66 Maßnahmen sind beschlossen, 15 davon erledigt, 41 in Bearbeitung und zehn wurden noch nicht begonnen. Erste neue Radwegschilder kommen im Frühjahr. Dazu schafft die Stadt mehr Schutzstreifen für Radler auf den Straßen, auch von der Raiffeisenstraße über die Le-Crès-Brücke bis zur Einmündung der Hauptstraße ist einer in Planung. "Es sind viele Mosaiksteinchen", sagt Halbig. Auch ihr Posten ist eine Vorgabe für eine fahrradfreundliche Kommune. Mindestens halbtags muss der oder die Beauftragte mit den Belangen der Radler beschäftigt sein.

Wie Halbig betont, gehören auch nicht sichtbare Maßnahmen zum Konzept. So ist die Elisabethstraße als Einbahnstraße für Autos jetzt für Radler in beide Richtungen frei gegeben worden. Außerdem wird viel geredet über das Radeln: Seit Juli gibt es einen Facharbeitskreis Fahrrad, in dem neben engagierten Radlern Vertreter von Polizei und Behörden sitzen. Parallel dazu tagt alle 14 Tage ein verwaltungsinterner Arbeitskreis. Vor etwa einem Jahr hat Unterschleißheim außerdem erstmals Kollegen aus der Nordallianz eingeladen. Das Folgetreffen fand im Herbst statt, im April ist man in Neufahrn und tauscht sich über Radschnellwege, überörtliche Beschilderung oder Mietradsysteme aus. Immerhin: Unter großem Zeitdruck steht Unterschleißheim nicht. Die bisher geltende Regel der Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundliche Kommune, wonach, wer nach vier Jahren noch nichts vorzuweisen hat, austreten muss, ist aufgeweicht worden. Jetzt können fahrradfreundliche Kommunen in spe zweimal zwei Jahre verlängern. Die Frist für die Stadt würde dann 2020 ablaufen.

© SZ vom 17.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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