Unterschleißheim:Geflügelhof bleibt bei Eching

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Nachbargemeinde will Siedlung nicht an die Stadt abtreten

Von Klaus Bachhuber, Unterschleißheim/Eching

Eine mögliche Umgemeindung der Siedlung am Geflügelhof von Eching nach Unterschleißheim hat das Echinger Rathaus kategorisch abgelehnt. Statt die Bewohner des Gemeindeteils nach ihrer Meinung zu fragen, wie das Bürgermeister Sebastian Thaler (parteilos) vorgesehen hatte, entschied der Gemeinderat, alle weiteren Gedankenspiele abzubrechen und den Verbleib der Siedlung bei Eching festzuschreiben.

Bei einer Bürgerversammlung der Siedlung am Geflügelhof war die Meinung unter den Anwesenden - immerhin etwa ein Drittel der Bewohner - durchaus gespalten. Thaler hatte daher angekündigt, mit einer Meinungsumfrage ein Stimmungsbild ermitteln zu wollen. Das bremste der Gemeinderat jetzt aber als überflüssig aus. Man werde einer Gebietsabtretung ohnehin nicht zustimmen, so der einhellige Tenor, folglich könne man sich die Umfrage auch sparen.

"Die Entwicklungsmöglichkeiten geben wir nach Unterschleißheim und die Erschließung für ihre Projekte dürfen wir dann wieder bei uns abwickeln", spottete Otmar Dallinger (FW) über das Binnenverhältnis zu den Nachbarn. Einigen Gemeinderäten stinkt es massiv, dass etwa die Erweiterung der Autobahnanschlussstelle Unterschleißheim an der A 92 zum Hauptnutzen des Unterschleißheimer Gewerbegebiets mit immensem Flächenverbrauch komplett auf Echinger Flur abgewickelt werden muss. Auch bei der gemeinsamen Planung für den Hollerner See wird die Unterschleißheimer Erwartungshaltung in Eching oft kritisch gesehen.

Die Betroffenen dazu zu befragen, lehnte Dallinger auch kategorisch ab. "Wir können England als Beispiel nehmen, was rauskommt, wenn man die Bürger befragt", spottete er. Das hielt Bertram Böhm (Echinger Mitte) für eine völlig verfehlte Sichtweise. "Der Bürger ist der Souverän, nicht der Gemeinderat", rief er in Erinnerung.

Mit der Verlegung der Bundesstraße 13, der Ortsgrenze zwischen Eching und Unterschleißheim, war 1990 der einstige Echinger Gemeindeteil Hollern Unterschleißheim zugeschlagen worden, weil er nun jenseits der Straße lag. Seither ist Unterschleißheim auf breiter Front lückenlos an die B 13 herangewachsen, sodass der Geflügelhof heute nur noch durch die Straßenbreite von Unterschleißheim getrennt ist, nach Eching aber gut fünf Kilometer auf der Staatsstraße Distanz hat.

Es werde immer vorkommen, dass es Gemeindeteile in Randlage gebe, sagte Bürgermeister Thaler, deswegen sei eine Neuordnung der Landkarte nicht zwingend. Im Vorfeld hatte er stets signalisiert, die B 13 als "gegebene" Grenze recht gut zu finden. Sylvia Jung (Bürger für Eching) wies auch darauf hin, dass die Anwohner vom Geflügelhof in Unterschleißheim als Bürger zweiter Klasse gelten würden. Bei der Umgemeindung Hollerns seinerzeit hatte sich Unterschleißheim verpflichtet, auch die Bewohner vom Geflügelhof "wie Unterschleißheimer Bürger" zu behandeln. Tatsächlich aber "stehen die Unterschleißheim immer hinten an", sagte Jung.

2013 hatten die Freien Bürger im Unterschleißheimer Stadtrat beantragt, den Geflügelhof einzugemeinden. Eine Anfrage dazu ließ der damalige Echinger Bürgermeister Josef Riemensberger (CSU) in den Schubladen schlummern. Thaler griff sie nun auf, wobei der Gemeinderat zunächst einer Prüfung zugestimmt hatte. Dazu wollte Bürgermeister Thaler die Umfrage starten, was im Gemeinderat mit 20 zu fünf Stimmen abgelehnt wurde. Mit den 22 Stimmen von CSU, SPD, Freien Wählern, Grünen und Irena Hirschmann (fraktionslos) wurde die Abtretung schließlich gegen die drei Stimmen der Bürger für Eching und der Echinger Mitte komplett abgewiesen.

© SZ vom 31.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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