Unterschleißheim:Feiertagsschüler im Kirchdorf

Lesezeit: 1 min

Das erste Schulhaus in Unterschleißheim wurde vor 150 Jahren an der Hauptstraße eröffnet. (Foto: Stadt Unterschleissheim)

Unterschleißheim blickt auf 150 Jahre Schulgeschichte zurück

Natürlich gab es auch etwas auf die Finger für geschwätzige oder aufmüpfige Schüler, doch davon ist kein Zeugnis erhalten. Unbequeme Bänke, Tafeln und Griffel gibt es allerdings noch. Sie sind zu sehen bei der Ausstellung "150 Jahre Schule in Unterschleißheim", die am Freitag im Bürgerhausfoyer eröffnet wird, zusammengestellt von Gabriele Wolf, der Leiterin des örtlichen Heimatmuseums. Der Anlass: Vor 150 Jahren eröffnete das erste Schulhaus Unterschleißheims.

1802 wurde in Bayern die allgemeine Schulpflicht eingeführt. Die einzige Schule der Umgebung befand sich Anfang des 19. Jahrhunderts im Kloster Mittenheim, später im Alten Schloss in Oberschleißheim. Unterschleißheim wurde im Zuge der Verwaltungsreformen in Bayern 1818 selbständige politische Gemeinde. Eine Chronik beschrieb den Ort 1831 als "Kirchdorf mit 34 Häusern und 200 Einwohnern dazu der Weiler Lohhof". Am 9. November 1866 weihte man das erste Schulhaus ein, es stand an der Hauptstraße, nahe der alten Kirche St. Ulrich. Das Gebäude gibt es längst nicht mehr, ebenso wenig wie das zweite Schulhaus, schräg gegenüber der Kirche. 26 Werktags- und 13 Feiertagsschüler zählte man 1866. Feiertagsschüler gab es deshalb, weil die älteren Schüler der siebten und achten Klassen schon auf den Feldern helfen mussten. Nur die Sechs- bis Zwölfjährigen drückten werktags die Schulbank.

Im Unterschleißheimer Heimatmuseum gehört das nachgebaute Klassenzimmer von früher bei den Schulkindern zu den beliebtesten Zielen. Teile sind bei der Ausstellung zu sehen, dazu Schreibwerkzeug, alte Schultüten, Schulbücher und Fotografien. Über den Unterricht, bedauert Wolf, sei wenig überliefert. "Man weiß nur, dass das alte Schulgebäude schlimm war, zum Beispiel die hygienischen Verhältnisse. Es gab nur eine Toilette, die durften die Mädchen benutzen, die Buben mussten auf den Misthaufen raus", erzählt Wolf. Die Schülerzahlen wuchsen stetig, sogar im Tanzsaal des Alten Wirts, der heute noch neben der Kirche in der Hauptstraße steht, wurde teilweise unterrichtet. "Die Schulraumnot zieht sich durch die ganze Geschichte. Ganz schlimm wurde es nach 1930." Zwischen 1933 und 1939 stieg, bedingt durch die NS-Siedlungsförderung, die Bevölkerung sprunghaft von 753 auf 1737 Einwohner an.

Die Ausstellung im Bürgerhaus wird am Freitag, 29. April, um 19 Uhr eröffnet. Dienstag, 3. Mai, 19 Uhr, gibt es eine Führung mit Gabriele Wolf.

© SZ vom 29.04.2016 / aV - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: