Unterschleißheim:Ein Neubau für das Förderzentrum

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Der Landkreis will die Rupert-Egenberger-Schule in Unterschleißheim erweitern. Das bestehende Gebäude wird saniert und den modernen Anforderungen angepasst. Unter anderem sollen die Barrieren für Rollstuhlfahrer fallen

Von Martin Mühlfenzl, Unterschleißheim

Es geht darum, die Balance zu halten und die richtige Ebene zu finden. Im wörtlichen wie auch im übertragenen Sinne. Es geht - wie immer bei Schulneubauten und -sanierungen - um viel Geld. Das ist die Balance, derer sich die Mitglieder des Kreistags annähern müssen. Und es geht bei der Umgestaltung der Rupert-Egenberger-Schule in Unterschleißheim ganz konkret um die Sicherstellung der Barrierefreiheit. Denn die ist an dem sonderpädagogischen Förderzentrum auch im 57. Jahr seines Bestehens noch immer nicht in vollem Umfang gegeben.

Die Mitglieder des Ausschusses für Bauen und Schulen glauben nun ein in beinahe allen Details ausgewogenes Konzept gefunden zu haben, um die Einrichtung in eine zukunftsweisende Schule zu verwandeln. Ein Prozess, der - so besagen es die Pläne des Architekturbüros Felix & Jonas aus München - bis Mitte 2019 andauern wird. Das Bauvorhaben wird den Landkreis in etwa 14,7 Millionen Euro kosten. Es ist damit deutlich günstiger als ein kompletter Neubau der Schule samt notwendiger Erweiterung, den Architekt Manfred Jonas bei der Vorstellung seiner Pläne im Landratsamt mit etwa 23 Millionen Euro bezifferte.

Dass die Rupert-Egenberger-Schule modernisiert und ausgebaut werden muss, ist unter den Verantwortlichen im Kreistag und im Landratsamt vollkommen unbestritten. Die Schule ist in die Jahre gekommen. Sie wird den Anforderungen der heutigen Zeit in vielen Bereichen - aus rechtlicher und sozialer Sicht - nicht mehr gerecht: Es hapert beim Brandschutz, in punkto Barrierefreiheit und bezüglich energetischer Gesichtspunkte.

Daher, das besagt der Beschluss des Ausschusses vom Mittwoch, wird der bestehende Schulbau grundlegend saniert und ein zusätzlich dreistöckiges Gebäude an der Eschenstraße gebaut. In mehreren Schritten - sofern der Kreistag dem Projekt seinen Segen erteilen wird, was als sicher gilt: Nach den notwendigen Bauvorbereitungen wird zunächst der Neubau an der Eschenstraße von September 2016 bis Dezember 2017 hochgezogen. Alleine der dreigeschossige Bau in Passivbauweise wird den Landkreis mehr als sieben Millionen Euro kosten. Der laufende Schulbetrieb findet wie bisher auch im alten Schulgebäude statt. Das Bestandsgebäude wird schließlich in zwei Abschnitten saniert; gewissermaßen in zwei Hälften aufgeteilt, die nacheinander ein neues Gesicht erhalten werden - von April 2018 bis Dezember 2018. Zu Beginn des Schuljahres 2019/2010 schließlich sollen alle Arbeiten abgeschlossen sein.

Es ist ein Mammutprojekt mit enormen Ausmaßen, an dessen Ende Unterschleißheim einen regelrechten Bildungscampus erhalten könnte. Denn an die sonderpädagogische Förderschule grenzen die Grundschule sowie drei Kindertageseinrichtungen an. "Hier kann ein echtes Zentrum entstehen", sagt dementsprechend Architekt Felix.

Der Planer präsentierte den Ausschussmitgliedern drei detailliert ausgearbeitete Vorschläge für die Umgestaltung des Förderzentrums. Eine, wie Felix sagte, Maximalversion, eine Minimalversion und eine Kompromisslösung - die letztlich auch die Zustimmung des Gremiums fand.

SZ-Grafik (Foto: N/A)

So sehr der Bau in seinen Anfängen als moderne Bildungseinrichtung gepriesen wurde, so sehr ruft er aber bei den Planern Kopfzerbrechen hervor. Denn was einst als innovativ und ästhetisch herausragend galt, stellt Architekten und Politiker heute gleichermaßen vor Herausforderungen. Etwa der Innenhof des bestehenden Gebäudes, der seit vielen Jahren von einem Glasdach überspannt wird und terrassenartig angelegt ist. Unter dem Dach herrschen im Sommer tropische Temperaturen, auch die Klassenzimmer im dritten Obergeschoss heizen sich extrem auf. Der Innenhof ist mit seinen steinernen Absätzen außerdem für Rollstuhlfahrer nahezu unzugänglich. Beide Mängel werden im Zuge der Sanierung nun beseitigt, obwohl insbesondere Brunnthals Bürgermeister Stefan Kern (CSU) Kritik am geplanten Abbau des Glasdachs äußerte: "Überall wird diskutiert, Schulhöfe zu überdachen. Und hier reißen wir eines ab. Da stellen sich mir die Nackenhaare auf." Sein Nachhaken führte in der Sitzung zumindest dazu, dass die Planer eine Anhebung des Dachs noch einmal überdenken - Aussicht auf Erfolg bescheinigte Architekt Felix diesem Ansinnen aus energetischen Gründen aber nicht. Ebenso wenig dem Vorschlag von Ursula Mayr, CSU-Bürgermeisterin in Höhenkirchen-Siegertsbrunn, die zum Erhalt des Dachs einen Wärmekamin ins Spiel brachte. Auch dieser könne die klimatischen Probleme unter dem Glasdach nicht beheben.

Dass sich der Ausschuss einstimmig für die von Architekt Felix vorgelegte Kompromisslösung entschied, belegt ohnehin, dass Details dieser Art für die Zukunft der Schule nicht entscheidend sind. Die momentane Platznot, fehlende Aufzüge, eine im zweiten Stock auf engstem Raum angesiedelte Verwaltung - all diese Punkte machen aus Sicht des Landkreises den Neubau und die Sanierung des Bestandes unumgänglich. Allerdings musste sich das Gremium doch einer wichtigen Detailfrage widmen: Wo soll sich der neue Haupteingang der Schule befinden? An der gut ausgebauten Birkenstraße samt Busspur oder im eng gefassten Kastanienweg, der Zufahrtsstraße zu den Kitas, der an einem Wendehammer endet? Letztlich entschied Unterschleißheims Bürgermeister Christoph Böck (SPD) diese Frage, indem er sich in einem Brief an die Kreisräte wandte und für die Birkenstraße plädierte. Die Unterschleißheimer Kreisrätin Katharina Bednarek stützte im Ausschuss Böcks Votum: "Schon jetzt herrscht im Kastanienweg das Chaos. Wenn dort der Eingang hinkommt, wird es noch schlimmer." CSU-Kreisrat Helmut Horst setzte sich daher auch für die Argumentationslinie der Gemeinde ein: "Wir können hier ja nicht über den Wunsch einer Gemeinde hinweg entscheiden."

Von der Birkenstraße aus werden die Schüler also künftig ihr Förderzentrum betreten - in ein großes, lichtdurchflutetes Atrium, das als Verbindungsgang zum alten Schulhaus dienen wird. Dahinter, am Kastanienweg, wird die neue Mensa entstehen. Viel Platz also für eine Schule, die auch Landrat Christoph Göbel (CSU), als Modell der Zukunft bezeichnet. In einigen Jahren werden hier mehrere Ebenen miteinander verbunden, die heute noch nicht ganz zueinander passen.

© SZ vom 03.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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