Unterschleißheim:Ein Kommunarde erzählt

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Die VHS Nord widmet den 68ern einen Schwerpunkt

Von Anika Stille r, Unterschleißheim

1968 - die Jahreszahl steht für einen ganzen Zeitabschnitt einer gesellschaftlichen Erneuerung; die Bewegung einer jungen Generation, die auf der Straße ihren Widerspruch öffentlich machte. "50 Jahre 68" ist auch ein Schwerpunkt im Programm der Volkshochschule (VHS) im Norden des Landkreises für das kommende Frühjahrs- und Sommersemester: Auslöser, Akteure und Auswirkungen der Bewegung bis heute sollen in einer Reihe von Vorträgen untersucht werden.

Dabei wird Marc Frey vom Historischen Institut der Universität der Bundeswehr in Neubiberg Ursachen und Hintergründe des Vietnamkriegs schildern und erzählen, welche Bedeutung der Krieg für die 68er hatte. Die zwei Juristen Hellmut Brunn und Hartmut Wächtler - beide damals in der Bewegung stark involviert - werden außerdem von ihren Erlebnissen und Motiven berichten.

Auch Ulrich Enzensberger, Mitbegründer der Kommune 1, versucht Einblicke in sein Erleben jener Zeit zu geben - "ohne dabei eine Armesündermiene aufzusetzen", wie er selbst betont. Die Radikalisierung, die Entwicklung der politischen Gewalt wird Max Gedig thematisieren und damit Hintergründe zur Entstehung der RAF geben. Das Schwerpunktthema wird abgeschlossen durch einen Vortrag von Imke Schmincke über die Entwicklung der neuen Frauenbewegung, mit einer Diskussion über die Frage, welche Rolle Sexualität für aktuelle Proteste spielt.

Dies sind nur wenige von rund 1450 geplanten Veranstaltungen und sie decken bloß eines von vielen Themengebieten und Fachbereichen ab, um die sich die VHS Nord für dieses Semester wieder bemüht hat. VHS-Direktor Lothar Stetz ist stolz auf die Zusage von Persönlichkeiten aus Politik, Pädagogik, Kunst oder Kultur zu Vorträgen und Kursen und freut sich auf Anmeldungen von Menschen aus verschiedenen Kulturen und mit verschiedenen Hintergründen.

Die VHS hat zum einen den Leitsatz "Bildung für alle", zum anderen den Wunsch, zur Integration von Migranten beizutragen: Geld dürfe keine Hürde für Bildung sein, weshalb Langzeitarbeitslose, Sozialhilfeempfänger und Asylbewerber mit entsprechendem Nachweis den Großteil des Programms gebührenfrei besuchen können. Nicht-Muttersprachler können sich in Deutschkurse unterschiedlicher Niveaustufen oder einen Alphabetisierungskurs einschreiben, Schreib-, Telefon-, oder Bewerbungstraining erhalten. Weil Integration neben der Sprache auch über die Arbeit gelingt, werden außerdem wieder Computerkurse in einfachem Deutsch angeboten.

Die VHS, die bereits mehr als 4000 Anmeldungen für das kommende Semester verzeichnet, verspricht dieses Jahr auch ein besonders ambitioniertes Sommerprogramm: Mit 47 Veranstaltungen, darunter Fotoseminare, Schreib-, Tanzworkshops, Führungen, Gesundheitsangebote und Angebote für Kinder und Jugendliche können Kenntnisse aufgefrischt, neue Hobbys gefunden und - ganz ohne zu Verreisen - neue Kulturen entdeckt werden.

Mit mehr als 45 000 Besuchern jährlich ist die VHS Nord zweitgrößte Bildungseinrichtung in Oberbayern. Das breite Programm aus Vorträgen, Filmen, Konzerten, Kursen, Workshops und Sportangeboten sollte in den nächsten Tagen bei jedem im Briefkasten landen - und wenn nicht, sei jeder herzlich eingeladen, es anzufordern, so Lothar Stetz.

© SZ vom 23.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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