Unterschleißheim:Ein Haus, zwei Adressen

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Bewohner der Siedlung Geflügelhof beklagen Namen-Wirrwarr

Von Klaus Bachhuber, Unterschleißheim/Eching

Die Frage einer möglichen Umgemeindung des Echinger Gemeindeteils Geflügelhof nach Unterschleißheim bleibt noch einige Zeit offen. Bei der ersten jemals abgehaltenen Bürgerversammlung in der Siedlung unmittelbar am Stadtrand von Unterschleißheim wurde aber ein dramatisches Problem schier babylonischer Sprachverwirrung offenbar.

Eine einheitliche Adresse für die Häuser in der Siedlung hat sich demnach bisher weder im Echinger Rathaus noch bei der Post durchgesetzt. Fast jeder im Saal trug individuelle Schwierigkeiten vor - und bizarrerweise hatte auch fast jeder eine individuelle Adresse. Vater und Sohn, die am Geflügelhof im selben Haus leben, haben in ihren Ausweisen unterschiedliche Adressen stehen. Einer lebt in "85716 Hollern", der andere in "85716 Eching".

Die Postleitzahl hat der Geflügelhof von Unterschleißheim. Aber unter "85716 Unterschleißheim" gibt es keinen Stadtteil Geflügelhof. Wohl gibt es einen Stadtteil Hollern - aber der hat nichts mit dem Geflügelhof zu tun. Die Passstelle im Echinger Rathaus sei aus unerfindlichen Gründen dazu übergegangen, den Geflügelhof als Hollern in die Ausweise einzutragen, das Bauamt der Gemeinde führe die Siedlung als Geflügelhof. "Auf jeder Etage im Rathaus haben wir andere Bezeichnungen", spottete ein Besucher der Bürgerversammlung.

Diverse amtliche Schreiben könnten so nicht zugestellt werden, beschrieben wurden unverschuldete Versäumniszuschläge oder polizeiliche Identitätsfeststellungen wegen der abweichenden Adresse. Echings Bürgermeister Sebastian Thaler (parteifrei) sagte zu, hier eine Klärung anstreben zu wollen. Verwundert wurde von den Geflügelhofern auch die historische Darstellung Thalers aufgenommen, wonach sich Unterschleißheim bei der Umgemeindung von Hollern in den Achtzigerjahren verpflichtet habe, die Bewohner des Geflügelhofes fortan wie Unterschleißheimer Bürger zu behandeln. Davon könne keine Rede sein, stellten die Bewohner der Siedlung klar. Den Wertstoffhof der Stadt dürfe man nicht benutzen, bei Wartelisten in den Kindertagesstätten stehe man nicht in der bevorzugten Reihe der Unterschleißheimer Bürger, sondern unter Gastanträgen. "Wir spielen immer nur die zweite Geige", sagte einer. Thaler kündigte an, dieses Missverhältnis mit Unterschleißheim zu klären.

© SZ vom 07.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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