Unterschleißheim:Coffee to see

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Künstler zeigen Arbeiten, die sich mit dem Thema "Kaffee" auseinandersetzen

Von Cristina Marina, Unterschleißheim

Dem Klischee nach besteht das Frühstück eines Künstlers aus Kippe und Kaffee. Und in der Tat kommt mancher Künstler gerade ohne das inspirierende Heißgetränk nicht aus. Auf eine besondere Art und Weise haben sich die Mitglieder der "Unterschleißheimer Künstlerpalette" heuer mit "Kaffee" auseinandergesetzt. Es ist das übergeordnete Thema der Jahresausstellung, die in dieser Woche im Unterschleißheimer Bürgerhaus eröffnet wurde. Gewählt wurde es Anfang 2017, für die Umsetzung blieb dann bis Jahresende Zeit.

Vorgeschlagen hat das Sujet Kaffee Markus Lindinger. Der zweite Vorsitzende der Künstlerpalette war zugleich einer der wenigen, vielleicht aber auch der einzige Künstler im Raum, der dafür kein neues Werk zu erschaffen brauchte. Seit sieben Jahren verwendet Lindinger Kaffeepulver als Material in seinen Bildern. Mit der Malerei hat der heute 48-Jährige vor 15 Jahren angefangen; einige seiner Bilder sind mittlerweile preisgekrönt. Das Besondere an seinen Arbeiten sei es, dass sie "ausschließlich mit der Spachtel" entstünden, erzählt Lindinger. In bis zu 200 Schichten werden die sogenannten Füllstoffe auf die Leinwand aufgetragen - ein langsamer, langwieriger Prozess. Dabei handelt es sich um Asche, Marmormehl, Urgestein oder Champagnerkreide, eine Kreide mit erhöhtem Eisengehalt und rostigem Erscheinungsbild auf der Leinwand. Und eben auch um Kaffee. "Kaffee riecht angenehm und kostet wenig", sagt Lindinger. Doch um damit zu arbeiten, seien Kenntnisse vonnöten.

Zunächst müsse man den Kaffee "anmachen", also mit ein wenig Wasser mischen, bis er die Konsistenz eines Gels oder einer Creme erreicht, dann auftragen. Er will nicht jeden Schritt seiner Technik verraten. Nur so viel: Am Ende kommt ein ölhaltiger Sprühlack darauf, das Ganze wird anschließend mit dem Heißluftföhn auf 600 Grad Celsius erhitzt. An dieser Stelle muss man gut aufpassen, denn die Leinwand könnte leicht Feuer fangen. Das sei "spannend und wunderschön", weil durch die so erzeugte Hitze der Kaffee unter der Lackschicht "wie in der Kaffeemaschine aufbrennt" und dann "von innen wieder aufploppt". Die Feuerwehr habe bislang nicht anrücken müssen.

Rund um Kaffee sind 13 unterschiedliche Bilder entstanden, die auf der Empore zu sehen sind. Nicht nur die Stile, sondern auch die Qualitätsansprüche unterscheiden sich voneinander. Es würde nicht verwundern, wenn der Besucher die Entstehungsgeschichte manches Bildes ansprechender als die künstlerische Umsetzung fände, während es sich für manch anderes Werk gut und gerne andersherum verhielte. Einige Arbeiten sind freilich echte Hingucker, darunter neben Lindingers abstrakter Malerei die Aquarelle Petra Dienelts, die Bilder Stefanie Ihlefeldts, Linda Ferrantes oder die Skulpturen Karel Mohylas. Die Bilder, die im Parterre gezeigt werden, haben indes nichts mit "Kaffee" zu tun, was den unwissenden Besucher zunächst verwirrt. Um die diesem Motiv gewidmeten Arbeiten zu sehen, muss man nach oben gehen. Dort gibt es auch das Werk "Coffee to go" zu sehen - quasi ein Hinweis darauf, dass alle präsentierten Bilder zu verkaufen sind.

Die Ausstellung findet aufgrund von anstehenden Bauarbeiten im Rathaus vorerst zum letzten Mal statt und ist noch bis 7. Januar im Bürgerhaus Unterschleißheim zu sehen.

© SZ vom 16.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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