Unterschleißheim:Bürokratie behindert Helfer

Lesezeit: 2 min

Um die Integration von Flüchtlingen zu verbessern, sollen Ehrenamtliche in Unterschleißheim künftig mehr Kompetenzen erhalten. Die Sicherheitswacht verstärkt ihre Streifgänge und Kinder bekommen schneller Sprachkurse

Von Alexandra Vettori, Unterschleißheim

Die Zahl der Flüchtlinge in der Turnhalle der Fachoberschule sinkt: Wo immer im Landkreis Plätze frei werden, verlegt das Landratsamt die jungen Männer dorthin. Vor allem diejenigen, die in der Vergangenheit immer wieder Ärger gemacht haben. Und diesen gab es genug in den vier Monaten, in denen 300 Asylbewerber in der Turnhalle untergebracht waren. Bereits im März soll die Halle wieder frei sein. Dafür werden bis April umgebaute Bürocontainer auf dem ehemaligen EADS-Gelände an der Landshuter Straße mit bis zu 400 Flüchtlingen belegt. Gleichzeitig läuft der Umbau eines Bürogebäudes an der Siemensstraße, wo 200 Asylsuchende unterkommen, auch Familien.

Im Unterschleißheimer Rathaus denkt man derzeit intensiv darüber nach, wie alles möglichst reibungslos abläuft: Die städtische Sicherheitswacht intensiviert ihre Streifen und für die Flüchtlingskinder soll es Integrationshilfe von Anfang an geben. Damit die Stadträte stets mit Informationen aus erster Hand versorgt werden, gibt in jeder Sitzung des Sozialausschusses ein Mitglied des Helferkreises einen Überblick. Am Dienstagabend hielt Hans-Joachim Kippe mit Kritik am Münchner Landratsamt nicht hinter dem Berg, was die Situation in der FOS-Turnhalle anbelangt - auch wenn er durchaus Verständnis für die Überforderung der Behörde habe.

Umso unverständlicher sei es aber, dass das Landratsamt vor allem am Anfang den ehrenamtlichen Helfern die Arbeit schwer gemacht habe. So erhielten erst nur zwölf Personen Zugang zur Turnhalle. Das habe die Kontaktaufnahme erschwert, sagte Kippe, "wir hätten von Anfang an mehr positiv beitragen können, wenn wir mehr Zugang gehabt hätten". Kippe kritisierte zudem, dass Verlegungen von Flüchtlingen meist niemandem mitgeteilt werden. Das verursache unnötige Arbeit. Als Beispiel nannte Kippe den Fall eines Eritreers, den er selbst betreute. Der Mann spreche ausschließlich Tigrynia, eine Landessprache, es habe eine Namensverwechslung gegeben, und seine Frau sei in einem anderen Bundesland. Er habe sich mit Hilfe von zwei dolmetschenden Somalis eingearbeitet, erzählte Kippe, doch eines Tages sei der Eritreer weg gewesen, verlegt nach Neubiberg. "Jetzt versuche ich, mit dem dortigen Helferkreises Kontakt aufzunehmen, um ihm meine Ergebnisse mitzuteilen", so Kippe. In den neuen Unterkünften soll es besser laufen. Die Helfer wünschen sich, dass die Sozialberatung der Flüchtlinge gleich beim zuständigen Träger Alveni, der Flüchtlingshilfe der Caritas, landet, dem auch die Ehrenamtlichen angegliedert sind. Bisher habe in der Anfangszeit das Landratsamt die Beratung geleistet, angesichts der Vielzahl von Einrichtungen aber nur einmal wöchentlich. Vom Personalschlüssel, den der Kreistag beschlossen hat, ein Sozialbetreuer auf 100 Flüchtlinge, sagte auch Unterschleißheims Bürgermeister Christoph Böck (SPD), "spürt man noch nichts". Umso wichtiger sei es, dass sofort Alveni zum Zuge komme, die an fünf Tagen je zwei Stunden Sozialberatung biete.

Flüchtlingskinder im Grundschulalter sollen so schnell wie möglich in die Schule, sprengelgemäß in die Ganghofer-Grundschule. Erst wenn dort die Kapazitäten erschöpft sind, werden sie auf andere Schulen verteilt. Für die Hausaufgabenhilfe stehen Helfer bereit, in der Schule sollen die Sozialpädagogen der Jungen Integration, die dort bereits Sprachförderung anbieten, von Gymnasiasten unterstützt werden.

© SZ vom 25.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: