Unterschleißheim:Bürgerinitiative warnt vor Bebauung des Ortsrandes

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Nach Protesten ließ Unterschleißheim die Pläne für ein Wohngebiet vor sechs Jahren fallen. Die Gegner von einst fürchten, dass sie wieder aufgegriffen werden

Von Alexandra Vettori, Unterschleißheim

Die Bürgerinitiative "Für ein lebenswertes Unterschleißheim" schlägt wieder Alarm, wie schon vor sechs Jahren. Jetzt befürchtet sie, dass der Stadtrat doch Neubaugebiete am südwestlichen Ortsrand schafft und damit seinen Beschluss von 2009 revidiert. Damals hatte er auf massive Bürgerproteste hin beschlossen, die "Filetstücke" zwischen Siedlungsrand und Berglwald unbebaut zu lassen, mit Ausnahme des sogenannten Erdbeerfelds am Münchner Ring.

Mittlerweile aber ist wieder eine Antrag auf Bebauung gestellt worden, und diesmal, so argwöhnt die Bürgerinitiative, gebe es Anzeichen für ein tatsächliches Umdenken. Der Referent von Bürgermeisters Christoph Böck (SPD), Thomas Stockerl, sieht aktuell keinen Anlass für die Aufregung, räumt aber ein: "Die Flächen sind nach wie vor im Flächennutzungsplan als Baugebiete vorgesehen."

"Aus der Beschlussvorlage der Bauverwaltung Unterschleißheim vom 6. Juli 2015 geht hervor, dass - unbemerkt von der Öffentlichkeit - offenbar wieder ein Antrag auf Ausweisung von Flächen südlich des Klosterfelds in Bearbeitung ist, dem einstimmig beschlossenen Parteienkonsens zum Trotz", sagt Peter Wagner von der Bürgerinitiative, die sich 2009 gegründet hat, um die Neubaugebiete an der Stelle zu verhindern.

Er erinnert daran, dass der Bauausschuss des Stadtrates in einer Sondersitzung am 30. November 2009 ohne Gegenstimmen beschlossen habe, den gesamten südlichen Ortsrand bis hin zum Berglwald, mit Ausnahme des sogenannten Erdbeerfeldes, im neuen Flächennutzungsplan nicht, wie eigentlich vorgesehen, als Baugebiet auszuweisen. Heute, sechs Jahre später ist der neue Flächennutzungsplan immer noch nicht fertig, die umstrittenen Flächen sind aber immer noch Bauland.

Jetzt will die Stadt sämtliche freie Grundstücke erneut bewerten lassen, auf ihre Eignung als Bauland hin. "Vor drei Jahren sollte der Entwurf für den neuen Flächennutzungsplan ausgelegt werden, aber es ist nichts geschehen", wundert sich Peter Wagner. Inzwischen sei viel gebaut worden, entsprechend viele Änderungen seien am Plan vorgenommen worden. Und jetzt wolle die Stadt das Auslegungsverfahren wieder aufnehmen, allerdings verkürzt. "Das hat uns ein bisschen aufgeschreckt", sagt er. Dazu die Vorgabe, alle freien Flächen der Stadt neu zu bewerten - "das bedeutet auch, dass über die Neuausweisung von Baugebieten am südlichen Ortsrand nachgedacht wird". Immerhin 17 Hektar Grund liegen zwischen dem Friedhof und der Bahnlinie, fast 1000 Wohneinheiten könnten hier in bester Lage nahe der S-Bahn entstehen.

Dazu komme, sagt Wagner, dass das Planungsbüro Dragomir, das den Flächennutzungsplan für die Stadt erstellt, immer auf die Bebauung der Filetstücke gedrängt habe. Er wundert sich, dass der Beschluss, die Grundstücke neu zu bewerten, ohne große Information der Öffentlichkeit vonstatten ging. Auch der Steuerungskreis, der wieder eingerichtet werden soll, tage nicht-öffentlich.

Thomas Stockerl, der Referent des Bürgermeisters, sagt dazu, dass der neuerliche Antrag auf Ausweisung von Bauland, in der Stadtverwaltung erst einmal inhaltlich behandelt werden müsse. "Das ist noch völlig offen, in welcher Hinsicht da entschieden wird", betont er. Dass der neue Steuerungskreis nicht-öffentlich tagen wird, bestätigt er allerdings: "Das ist eine interne Arbeitsgruppe", sagte Stockerl. Sicher ist, dass im kommenden Frühjahr der neue Entwurf ausgelegt und voraussichtlich Ende kommenden Jahres abgehandelt wird.

Die Bürgerinitiative "Für ein lebenswertes Unterschleißheim" wird das wachsam verfolgen. Die beiden Bürgerentscheide der Vergangenheit, sagt Peter Wagner, hätten gezeigt, dass die Mehrheit der Unterschleißheimer Bürger das Immer-höher-immer-weiter eben nicht mehr mitmachen wolle.

© SZ vom 12.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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