Unterschleißheim:Brücken und Blasmusik

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Oper und Ballett, Komödie und Drama, Rock und herausragende Kabarettisten - das Programm des Forums Unterschleißheim erweist sich als Konzentrat dessen, was Kultur alles sein kann. Erstmals wird 2018/19 auch das Schloss mit einbezogen

Von Franziska Gerlach, Unterschleißheim

Francesca in den Armen von Robert. Sie eine verheiratete Hausfrau, er ein freigeistiger Fotograf. "Die Brücken am Fluss", verfilmt nach dem 1992 erschienenen Roman von Robert James Waller, brachte nicht nur die Herzen eines überwiegend weiblichen Kinopublikums zum Schmelzen, sondern Meryl Streep auch ihre zehnte Oscar-Nominierung ein. Die tragische Erkenntnis, dass nur eine unerfüllte Liebe wirklich romantisch sein kann, gespielt von einer großartigen Schauspielerin, das erwies sich als Kassenmagnet. Ob dieser Stoff allerdings auch als Musical funktioniert?

In Unterschleißheim will man das nun ganz genau wissen, und hat "Die Brücken am Fluss - Musical nach dem gleichnamigen Erfolgsroman" in das neue Kulturprogramm aufgenommen. Ein "gewagter Ansatz", wie auch Daniela Benker sagt, Leiterin des Forum Unterschleißheim. Aber einer, auf den sie neugierig sei. Ähnlich interessant liest sich im Programmheft Shakespeares Tragödie "Hamlet" als sogenanntes "Steampunk-Musical", worunter man sich eine von 15 Schauspielern, Sängern und Tänzern dargebrachte Kombination aus klassischem Theatertext und Pop- und Rockmusik vorstellen darf.

Überhaupt erweist sich die Spielzeit 2018/2019 das Konzentrat dessen, was Kultur alles sein kann: Oper und Ballett, Komödien und Dramen, klassische und moderne Musik und mit Bruno Jonas, Max Uthoff und Michael Altinger eine wunderbare Auswahl an Kabarettisten listet das Programmheft, ergänzt um eine Reihe Veranstaltungen, in deren Genuss man dann doch nicht allerorten kommt. Mit "Tribute to Whitney Houston" zum Beispiel wollen sich Kerstin Heiles und der Pianist Christoph Pauli im April 2019 vor der US-amerikanischen Popdiva verneigen, die 2012 im Alter von 48 Jahren starb. Im selben Monat wird Randy Hansen dann Jimi Hendrix covern, was ja schon einige Musiker versucht haben. Hanson wurde wie sein Idol Hendrix in Seattle geboren, und soll - so die Ankündigung - den Gitarrensound der Rocklegende "verblüffend echt" nachspielen können.

Erstmals werden in dieser Saison auch drei Veranstaltungen im Barocksaal des Schlosses Schleißheim stattfinden. "Das testen wir an", sagt Kulturamtsleiterin Benker. Denn wenn vom Frühjahr 2020 an das Dach des Unterschleißheimer Foyers saniert wird, werde man noch häufiger auf andere Spielstätten ausweichen müssen. Freilich habe man auch diesmal viel Mühe und Arbeitszeit in das Programm investiert - insofern freue sie sich auf alles. Max Müller, der Polizeiobermeister Michi Mohr aus der Fernsehserie "Rosenheim-Cops" kommt zum Beispiel mit seinem Programm "Tierisch!" nach Unterschleißheim - und der sei natürlich sehr bekannt. Dass der Österreicher ausgebildeter Opernsänger ist, weiß vermutlich nicht jeder, und auch nicht, was dabei herauskommt, wenn Mohr tierische Gedichte wie Karl Förderls "Die Reblaus" gemeinsam mit Arien aus Mozarts "Zauberflöte" auf die Bühne bringt.

Benker fiebert schon heute dem Auftritt von "Federspiel" im November 2018 entgegen, die alpenländische Blasmusik zeitgenössisch aufbereiten. 2004 in Krems an der Donau gegründet, widmeten sich die Blasmusiker neben der österreichischen Volksmusik bald auch der Musik der früheren Kronländer Österreich und Ungarn. Polkas, Walzer und der ungarische Csárdás haben in den Stil von "Federspiel" Eingang gefunden. Jodelgesang trifft hier auf Weltmusik, Walzer auf Jazz - das klingt nach einer Mischung, die alle Stimmungen beim Zuhörer hervorzurufen vermag. Nach wie vor aktuell als Bühnenstoff ist "Hexenjagd". Arthur Miller bezog darin die Hexenverfolgungen des 17. Jahrhunderts auf den politischen Fanatismus des Senators Joseph McCarthy, der in den USA der Fünfzigerjahre eine regelrechte Kommunistenhatz veranstaltet hatte. Da ist man in Tagen von CSU-Populismus und AfD schnell bei Christian Springer und seinem neuem Programm "Alle machen. Keiner tut was!". Der Kabarettist unterstützt nicht nur die Opfer des Syrienkrieges. Der Münchner fordert das Publikum auch zum Mitdenken auf - ob diesem das nun gefällt oder nicht. Bleibt noch, Springers Kabarettkollegen Jochen Malmsheimer zu erwähnen. Noch so einer, der die Dinge schonungslos beim Namen nennt.

Die Mitarbeiter des Ticketshops sind unter 089/31009-200 oder unter ticketshop@ush.bayern.de erreichbar.

© SZ vom 27.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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