Unterschleißheim:Autokorso unter Auflagen

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Knapp 90 Teilnehmer aus der Region, aber auch von weiter her, haben sich am Unterschleißheimer See getroffen, um in einem von der Polizei begleiteten Autokorso gegen die Corona-Auflagen zu protestieren. (Foto: Robert Haas)

Gegner der Corona-Regeln demonstrieren mit Hupkonzert

Von Martin Mühlfenzl, Unterschleißheim

Den Kennzeichen nach haben einige der Demonstranten eine durchaus etwas weitere Anreise hinter sich: Sie sind aus Zwickau, Hamburg und Köln auf den Parkplatz am Unterschleißheimer See gekommen. Neben dem gewohnten "M" sind an diesem Freitagnachmittag in der Kolonne auch zahlreiche Nummernschilder aus der Region zu sehen, von Freising über Miesbach bis Starnberg. Nach Polizeiangaben haben sich etwa 90 Menschen mit etwas mehr als 50 Fahrzeugen zum Protest gegen die Corona-Auflagen eingefunden. Punkt 16 Uhr machen sie sich auf zu einem Autokorso von Unter- nach Oberschleißheim.

Diese Form des Protestes hat den Vorteil, dass die Ansteckungsgefahr geringer ist als bei einer großen Menschenansammlung. Denn das Landratsamt hat den Veranstaltern zur Auflage gemacht, dass die Insassen im Fahrzeug Masken tragen müssen, wenn sie nicht einem Haushalt entstammen. Aber eine Maske trägt keiner, als sich der Autokorso auf den Weg macht - und um ein mögliches Ansteckungsrisiko mit dem Coronavirus geht es den Teilnehmern auch nicht.

"Mir geht es vor allem um meine Kinder", sagt eine Teilnehmerin. "Kinder brauchen andere Kinder, zum Spielen, zum Lachen." Genau dieser Punkt treibt viele der Demonstranten um. "Schulen und Kitas öffnen", steht auf einem Plakat, das an die Autotür geklebt ist. "Präsenzunterricht" auf einem anderen. "Frieden, Freiheit, Demokratie", fordert ein weiterer. Doch es gibt auch andere Töne. "Das Volk begehrt auf", hat eine Fahrerin auf ein Plakat geschrieben. Und in einer Gruppe des Messenger-Dienstes Telegram, in der viele Demo-Teilnehmer versammelt sind, schreibt eine Frau kurz vor Start des Autokorsos: "Mein Sohn hat in der Heckscheibe seines Golfs die Reichskriegsflagge! Damit die oben merken was los ist!"

Die Polizei hat die Flagge nicht entdeckt. Sie ist mit einem massiven Aufgebot zur Stelle, mehrere Streifenwagen und Mannschaftstransporter begleiten den Autokorso durch den nördlichen Landkreis. Zehn schwere Maschinen der Motorradstaffel führen ihn unter Blaulicht an, die Demonstranten haben den Warnblinker gesetzt. Der Protest gegen die Corona-Beschränkungen bleibt bis zum Schluss friedlich. Nur abseits des Parkplatzes äußern manche ihr Unverständnis. "Corona-Schwurbler", sagt ein Spaziergänger im Vorbeigehen.

© SZ vom 06.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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