Unterschleißheim:Anders zum Abitur

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Die Fachoberschule Unterschleißheim verabschiedet mehr als 450 Absolventen ins Leben. Weil die Nachfrage so groß ist, bekommen nicht alle Interessenten für den nächsten Jahrgang einen Platz.

Von Sara della Malva, Unterschleißheim

Der Begriff Abitur stammt von dem lateinischen Verb abire, zu deutsch "davon gehen". Am Freitag wird eben dieses Davongehen mit der feierlichen Übergabe der Abschlusszeugnisse in der Fachoberschule und Berufsoberschule (FOS/BOS) in Unterschleißheim zelebriert.

Mehr als 450 Schüler haben ihr Fachabitur oder Abitur bestanden und werden bei den Feierlichkeiten beklatscht und mit guten Ratschlägen in die Zukunft entlassen.

"Um Kant zu bemühen: Wage es, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen", gibt Schulleiter Ulrich Troll den Absolventen in seiner Rede mit auf den Weg. "Nun ist es Zeit, die Schule zu verlassen und sich da draußen im echten Leben etwas Sinnvolles zu suchen", fügt er schmunzelnd hinzu. Lautes Gelächter erfüllt den Saal und alle Schüler klatschen.

Sich etwas Sinnvolles gesucht hat auch Maximilian Bachmaier. Mit seinem fachgebundenen Abitur wird er von Oktober an Physik an der LMU in München studieren, wie der 19-Jährige sagt: "Schon während meiner Realschulzeit war mir klar, dass ich studieren will. Die FOS/BOS war daher perfekt für mich." Wie alle seine Mitschüler war Maximilian zuerst auf der Realschule und entschied sich dann, den schulischen Weg noch weiter zu gehen.

Eine zweite Fremdsprache

Die Fachoberschule führt Schüler mit einem mittleren Schulabschluss innerhalb von zwei Schuljahren zum Fachabitur, das zum Studium an Fachhochschulen berechtigt. An der Berufsoberschule können Schüler mit mittlerem Schulabschluss und Berufsausbildung in zwei Schuljahren das fachgebundene Abitur, mit dem Nachweis der notwendigen Kenntnisse in einer zweiten Fremdsprache auch das allgemeine Abitur, ablegen. Beides berechtigt zum Studium an Fachhochschulen und Universitäten.

"Heute wird von vielen Unternehmen eine Hochschulreife verlangt, wo früher ein anderer Abschluss gereicht hat. Schüler, die nicht die optimalen Startbedingungen in ihr Schulleben hatten, bekommen hier die Möglichkeit, auf einem zweiten Weg ihre Hochschulreife nachzuholen", sagt Schulleiter Troll. Neben dem klassischen Weg über das Gymnasium kommt so also eine zweite Möglichkeit hinzu, die Hochschulreife zu erwerben.

Enorm gestiegenes Interesse

Während das fachgebundene Abitur nicht zu allen Studiengängen an einer Universität berechtigt, ist es dafür praktischer ausgelegt als das allgemeine Abitur. So können sich die Schüler an der FOS/BOS in Unterschleißheim für eine von vier Ausbildungsrichtungen entscheiden: Technik, Wirtschaft, Sozialwesen oder Gestaltung. Die schuleigenen Werkstätten bieten die Möglichkeit, Gelerntes direkt in Projekten umzusetzen. Das Interesse an dieser schulischen Ausbildung sei enorm gestiegen, sagt Troll.

Zum Start 2013 wurden 180 Schüler gezählt, heute sind es allein mehr als 450 Absolventen, die als dritter Abschlussjahrgang ihr Fachabitur oder Abitur abgelegt haben. Im neuen Schuljahr rechnet die Schule mit 1200 Schülern. Bereits im Vorjahr seien mehr Bewerbungen eingegangen, als es Plätze zu vergeben gab. "Der Bedarf ist sehr hoch", sagt der Schulleiter.

© SZ vom 08.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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