Unterschleißheim:Abschied nach 34 Jahren

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Georg Schaller verlässt den Stadtrat

Von Klaus Bachhuber, Unterschleißheim

Er gehört zu einer Handvoll im Unterschleißheimer Stadtrat, die vor der Stadterhebung schon dem Gemeinderat angehört haben. Außer ihm hat nur Manfred Utz von der CSU noch unter Bürgermeister Hans Bayer (SPD) die Geschicke der Kommune mitgestaltet. Am Donnerstag gibt Unterschleißheims dienstältester Stadtrat Georg "Jacky" Schaller (SPD) sein Mandat zurück. Weil er schwer an Krebs erkrankt ist, ist die Belastung durch das Amt nun zu viel für den 73-Jährigen. Auf der Liste der SPD haben die nächsten beiden potenziellen Nachrückerinnen abgesagt, sodass nun Stefan Schneiders als neuer Stadtrat vereidigt werden wird.

Sein Start im damaligen Gemeinderat war für Schaller holprig: Unmittelbar nach der Rückkehr von einem Auslandsaufenthalt als Austauschlehrer in Bordeaux wurde er 1978 für die SPD gewählt. Doch das Verwaltungsgericht urteilte, dass der Lebensmittelpunkt der Familie Schaller weiter in Frankreich liege, weshalb er ein Jahr später das Mandat wieder abgeben musste. 1984 zog er erneut ins Gremium ein und wurde seither in weiteren fünf Wahlen im Amt bestätigt, zuletzt 2014 einmal mehr mit den meisten Stimmen bei den Genossen. 1989 und 1990 amtierte er als Dritter Bürgermeister, lange Jahre war er Fraktionssprecher der SPD.

Seine letzte Sitzung war nun ein Treffen des Kulturausschusses Anfang September. "Ich habe es immer gern gemacht", sagt er zum Abschied. Schaller hat auch genau mitgezählt: Mit 94 Kollegen hat er in den Gruppierungen und Fraktionen des Gemeinde- und Stadtrats in seinen 34 Jahren zusammengearbeitet. "Auf diese Kollegen schaue ich gerne zurück", betont er. Drei Bürgermeister hat er erlebt, Hans Bayer (SPD), 24 Jahre Rolf Zeitler (CSU) und nun Christoph Böck (SPD). "Riesenunterschiede" habe es zwischen deren Amtsführung und Charakteren gegeben, betont er, gut ausgekommen sei er mit allen.

Die Arbeit im Gremium sei "früher gemütlicher" gewesen, nicht nur weil die Themen immer vielfältiger und die Rechtslage meist immer schwieriger geworden sei. Was Schaller enorm ärgerte, waren die wachsenden Egoismen in der Bürgerschaft. "Jeder will alles haben, aber bitte nicht vor der eigenen Haustür", formulierte er jüngst zum 30. Dienstjubiläum seinen Grant.

Schaller kam in der Oberpfalz zur Welt, wuchs aber ab Lebenswoche eins in Lohhof auf. Zu seinem lebenslangen Spitzennamen kam er, weil die Buben des Ortes seinerzeit ihre Freizeit bei den GIs der US Army verbrachten, die auf und um den Flugplatz Schleißheim stationiert waren, und Schallers amerikanischer Kumpel hieß Jack. 1698 bis 1977 arbeitete der Volksschullehrer Schaller an der Hauptschule Oberschleißheim, anschließend als Austauschlehrer in Bordeaux. 1988 wurde er Konrektor an der Schule an der Raiffeisenstraße in Unterschleißheim und 1994 Rektor der Grundschule Garching-Ost.

Der verheiratete Vater eines Sohnes war Leiter der Volkshochschule in Unterschleißheim, 28 Jahre lang Übungsleiter in der Turnabteilung beim SV Lohhof, Mitglied in diversen Vereinen. Als großer Freund Frankreichs gehörte er zu den Begründern der Städtepartnerschaft mit Le Crès. Dort ist er Ehrenbürger. Die Stadt Unterschleißheim hat ihm ihre Bürgermedaille in Gold verliehen, die höchste Auszeichnung, die sie für ehrenamtliches Engagement vergibt.

© SZ vom 28.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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