Themenreihe:Wie junge Flüchtlinge ticken

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Lamya Kaddor ist islamische Religionslehrerin und Islamwissenschaftlerin. Sie geht der Frage nach, warum so viele Jugendliche orientierunglos sind. (Foto: dpa)

Der Kreisjugendring bereitet sich gezielt auf die Arbeit mit Migranten vor

Von Konstantin Kaip, Landkreis

Die wohl größte Herausforderung für die Arbeit des Kreisjugendrings München-Land (KJR) stellt derzeit die Integration junger Flüchtlinge dar. Das betrifft nicht nur die unbegleiteten minderjährigen Schutzsuchenden, die momentan in der Burg Schwaneck in Pullach und auf dem Gelände der Jugendbegegnungsstätte am Tower in Oberschleißheim wohnen, für die der KJR gerade das Freizeitangebot strukturiert. Die meisten Menschen, die derzeit auf der Flucht vor Krieg, Not und Verfolgung nach Deutschland kommen, sind junge Menschen. Der Bayerische Jugendring hat deshalb das Aktionsprogramm "Flüchtlinge werden Freunde" gestartet, zu dem auch das Strukturprojekt "Jugendarbeit mit Flüchtlingen" gehört. Der Kreisjugendring München-Land ist eine der sieben Projektregionen.

So beschäftigt sich auch die neue Veranstaltungsreihe, die der KJR in diesem Herbst startet, mit der Lebenswirklichkeit der Flüchtlinge. "Deine Freunde, eure Zukunft" hat der KJR die Reihe betitelt, die sich künftig einmal jährlich im Herbst anhand von Filmvorführungen und Vorträgen mit Zeitfragen der Jugendarbeit auseinandersetzen soll: Was prägt Jugendliche, was gibt ihnen Halt, und was treibt sie teilweise auch in die Extreme?, fragen die Organisatoren. Zum Auftakt der Reihe in dieser Woche geht es um aktuelle Themen wie die Flüchtlingssituation, den Krieg in Syrien oder den sogenannten Islamischen Staat. Den Auftakt macht am Mittwoch, 22. Oktober, die Filmvorführung "Syrien, ein schwarzes Loch" in der Jugendfreizeitstätte Planet O in Oberschleißheim. Der Film zeigt die Reise des 25-Jährigen Filmemachers Hubertus Koch in das Flüchtlingslager Bab Al Salameh im Norden Syriens. Eine Kooperationsveranstaltung gemeinsam mit dem Kreisjugendamt München findet am 26. November ebenfalls im Planet O statt: Unter dem Titel "Zum Töten bereit" stellt die islamische Religionslehrerin und Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor die Frage, warum deutsche Jugendliche in den Dschihad ziehen. Ausgehend von ihren eigenen Erfahrungen berichtet sie von einer orientierungslosen Generation und erklärt, was passieren muss, um die Radikalisierung von Jugendlichen zu stoppen. Das vollständige Programm mit Informationen zu allen Veranstaltungen der Reihe finden Interessierte online unter www.kjr-ml.de.

"Wir möchten mit den Themen einen Dialog der Generationen anstoßen. Perspektiven zu wechseln, Sichtweisen zu verstehen, Verständnis füreinander aufzubringen und die Haltung voneinander kennenzulernen ist mit der aktuellen Flüchtlingsdiskussion wichtiger denn je", erklärt Lena Schuster von der Kommunalen Jugendarbeit des KJR. Schuster hofft auf rege Teilnahme von Jugendlichen aus dem ganzen Landkreis, auch junge Flüchtlinge sollen zur Teilnahme animiert werden.

Der Slogan des bayernweiten Aktionsprogramms "Flüchtlinge werden Freunde" gefällt auch der Projektverantwortlichen Lena Berger. "Denn genauso verstehen wir unsere Aufgabe: mit der Jugendarbeit Begegnungen zu ermöglichen." Dafür arbeitet der KJR derzeit auf Hochtouren am Angebot für die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge. Mittlerweile ist die zweite Wohngruppe in der Burg Schwaneck eingezogen, etwa 50 Jugendliche leben derzeit dort. Bei einem Treffen mit Vertretern Pullacher Vereine und Bürgern vergangene Woche seien bereits zahlreiche Vorschläge gemacht worden, sagt Berger: vom Sport, über Deutschkurse und Hausaufgabenbetreuung bis zu Musik und Tanz. Mit den Vereinen will der KJR nun ein auf die Jugendlichen abgestimmtes Angebot erstellen.

© SZ vom 21.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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