SZ-Serie: Sound des Sommers:Offenes Ohr für Bachstelze und Zilpzalp

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Der Landschaftspark zwischen Unterhaching und Neubiberg ist nicht nur Naherholungsgebiet, sondern auch ein Refugium für viele Pflanzen und Tiere. Um seltene Vögel zu entdecken, braucht es ein geübtes Gehör

Von Iris Hilberth, Unterhaching/Neubiberg

Der Hachinger Bach schlängelt sich gemächlich durch den Landschaftspark. Unter sein fröhliches Gurgeln mischt sich das monotone Rauschen der nahen Autobahn A 8, auch die Motorengeräusche der Autos auf der Biberger Straße in Unterhaching dröhnen hinüber. Selbst morgens um sieben muss man schon ganz genau hinhören, wenn man aus dieser akustischen Melange die Vögel heraushören will. Gut, die Krähen machen sich in einer Lautstärke bemerkbar, dass selbst ornithologisch Unkundige sie sofort ausmachen können. Aber um zum Beispiel den Zilpzalp, die Bachstelze oder die Mönchsgrasmücke zu erkennen, braucht man ein offenes Ohr und gute Kenntnisse.

Markus Dähne hat die Fotos im Landschaftspark für die Broschüre gemacht., (Foto: Claus Schunk)

Markus Dähne hat als Hobby-Ornithologe und leidenschaftlicher Fotograf einen scharfen Blick für allerlei Gefieder. Sein Gehör ist aber auch nach all den Jahren, in denen er sich mit den Vögeln beschäftigt, so geschult, dass er einem sofort auf den Kernbeißer oder die Goldammer aufmerksam macht, selbst wenn man noch gar nicht gemerkt hat, dass da überhaupt ein Vogel ist. Dähne stammt aus Passau und hat schon als Jugendlicher in den Donauauen oder am unteren Inn Vögel beobachtet. Seit vielen Jahren lebt der 44-Jährige in Unterhaching und fast jeden Morgen, wenn der Kartograf mit dem Rad zur Arbeit durch den Landschaftspark nach Ottobrunn fährt, nimmt er sich eine Stunde lang Zeit für die Natur dieser weitläufigen Grasheide, die im Jahr 2000 in den landesweiten Biotopverbund "Bayern-Netz-Natur" aufgenommen wurde. Auf dem ehemaligen Gelände des Flugplatzes, immerhin 126 Hektar groß, das die Gemeinde Unterhaching im Jahr 1997 gekauft hat, ist zum einen ein Naherholungsgebiet entstanden, aber auch ein Naturraum für viele Tier- und Pflanzenarten. Und ein Refugium für Vögel.

In den vergangenen zehn Jahren haben er und weitere Hobby-Ornithologen etwa 175 Vogelarten gesehen, wie Dähne sagt. Davon würden etwa 25 bis 30 auf dem Gelände brüten, ein größerer Teil komme aus der näheren Umgebung zur Nahrungssuche hierher. Besonders viele verschiedene Arten lassen sich allerdings nicht jetzt im Hochsommer beobachten, sondern im Spätsommer und Herbst, wenn die Zugvögel auf dem Weg ins Winterquartier sind, und dann natürlich wieder im Frühjahr, wenn sie zurückkehren.

In etwa immer die gleiche Runde dreht er in der Früh um sieben. Wobei er sagt: "Es ist gar nicht unbedingt nötig, sehr früh aufzustehen, um Vögel zu beobachten." Ein Fernglas hat er immer dabei und selbstverständlich seine Kamera mit dem 400-Millimeter-Objektiv. Altbekannte Tiere, aber auch seltene Gäste hat er im Landschaftspark schon beobachtet - und bemerkenswerte Aufnahmen gemacht. Etwa vom Eisvogel, der immer mal wieder am Hachinger Bach vorbeischaut.

An einen Steinadler kann er sich ebenfalls noch gut erinnern. "Da war ich mir erst nicht ganz sicher", sagt Dähne, "denn es ist sehr ungewöhnlich, das der hierher kommt". Aber auch einen Neuntöter, einen Turmfalken, einen Fasan und zwei Störche hat er heuer bereits vor seine Linse bekommen.

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(Foto: Markus Dähne, Bund Naturschutz)

Im Landschaftspark sind seltene Vögel zu entdecken, darunter auch das Blaukehlchen, ...

... der Wendehals ...

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(Foto: Markus Dähne/Bund Naturschutz)

... oder die Rohrweihe. Fotos: Markus Dähne

Akribisch führt er auf seiner Webseite zum Hachinger Bach Buch über seine Beobachtungen. Mehr als 50 000 Einzeleinträge sind inzwischen zusammengekommen. Gerade erst wieder war der Graureiher da und zwei Klappergrasmücken haben sich sehen lassen. Kurz vor Neubiberg, dort wo das alte Rollfeld endet, biegt Dähne auf seiner Tour nach Süden ab. Hier befinden sich die großen Wiesen, auf denen die Lerche brütet. Acht Paare waren es dieses Jahr, weniger als noch vor einiger Zeit, aber immerhin. Die Lerche ist Vogel des Jahres 2019 und gilt als geschützt. Deshalb weisen gelbe Hinweisschilder auf die "Bodenbrüter" hin. Besucher werden gebeten, vom 1. März bis zum 31. August die Wiesen nicht zu betreten. "Bleiben Sie auf den Wegen und halten Sie ihren Hund an der Leine", schreibt die Gemeinde Unterhaching. "Leider hält sich nicht jeder daran", sagt Dähne.

In einem abgestorbenen Baum nahe Neubiberg hat er in diesem Juli eine ganz besondere Entdeckung gemacht. Hier brütete ein Wendehals. Drei Junge hat Dähne beobachtet und natürlich fotografiert. Der Wendehals sei in Bayern sehr selten, sagt er. Der Vogel überwintert in Afrika und war bislang nur zu den Zugzeiten im April und August im Landschaftspark anzutreffen. "Ich habe eine Zeitlang schon seinen Gesang gehört", sagt Dähne. Erkannt hat er den Wendehals dann an seinem charakteristischen Flug, "ansonsten ist er nämlich extrem unauffällig, sein Gefieder sieht aus wie Holz".

Wer sich für den Landschaftspark und die dort lebenden teils seltenen Vögel interessiert, kann mit Markus Dähne auf eine vogelkundliche Exkursion gehen. Die Volkshochschule Unterhaching bietet immer wieder einmal Termine für derartige Vogelbeobachtungen an.

© SZ vom 20.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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