SZ im Dialog:Anregungen per Mail

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Offene Worte zum Wachstum

Wolfram Schlossmacher fragt nach der Zukunft Unterschleißheims. Er bedauert, dass Bürgermeister Christoph Böck bei der Informationsveranstaltung zum Flächennutzungsplan folgende Fragen nicht beantwortet habe: "Wie stellt sich der Bürgermeister unsere Stadt in zehn bis 15 Jahren vor, was sind die langfristig anzustrebenden Ziele und welche Schritte zur Erreichung dieser Ziele sind erforderlich?" Als ein solches Ziel bezeichnet er auch eine "sozial und ökonomisch vertretbare Bevölkerungszahl". Unterschleißheim ist mit 30 000 Einwohnern die bevölkerungsreichste Kommune im Landkreis, "und das bei einer im Verhältnis kleinen Stadtfläche und deren fast vollständiger Bebauung". Im Süden hätten sich Bürgermeister für eine Obergrenze entschieden. Solche Entscheidungen seien angesichts des Siedlungsdrucks im Raum München sehr mutig, "zum Wohl der derzeitigen Bevölkerung und zum Nutzen künftiger Generationen", schreibt Schlossmacher. Er kritisiert, dass durch die Argumentation, ältere Menschen lebten allein in großen Häusern, Generationen gegeneinander ausgespielt würden.

Zum gleichen Thema äußert sich Alois Weidacher. Er fragt, warum im neuen Flächennutzungsplan Wohnbauflächen in dem vorgesehenen Umfang ausgewiesen werden sollen. "Dies, wenn man berücksichtigt, dass Unterschleißheim nur über 3,9 Prozent an Grün- und Erholungsflächen verfügt. Was wird man in einigen Jahren bei gleichbleibendem Wohnungsdruck tun, wenn dann auch diese Flächen erschöpft sind?" Er weist auf die Gefahr des "desaströsen Wachstumsdenken s" hin mit Folgen für die Infrastruktur, unter anderem beim Verkehr. Zudem hinterfragt er die Behauptung, ältere Hausbesitzer säßen auf ihren Flächen, auch wenn die Kinder weggezogen seien. "Trifft es wirklich zu (nachgewiesen?)", will er wissen und betont: "Zum anderen kann man auch Verständnis dafür haben, dass sich die Generation, die sich 1980 hier niedergelassen und ihre Heime erbaut hat, auch ein gutes Stück Heimat findet. Denn, ob sie wirklich auf ihren Gründen sitzen bleiben, wird sich vermutlich in den nächsten fünf bis zehn Jahren zeigen; noch sind sich die meisten für den Übergang zu jung." Schließlich beschwert er sich noch über einen fehlenden Fahrradweg an der Landshuter Straße, wo sich Betriebe angesiedelt hätten. Auf der westlichen Seite gebe es keinen Radweg. "Wenn man auf der Ostseite in südwestlicher Richtung fährt, riskiert man sein Leben durch herausfahrende Pkw. In der Kurve (zum Überqueren zum Kaufland) werden von den Fahrzeugen nicht mal die angezeigten 60 Kilometer pro Stunde eingehalten. Vertreter der Verwaltung und des Stadtrates haben sich dazu bisher nur ausweichend und vertröstend geäußert."

Einkaufszentrum IAZ

Um das Einkaufszentrum IAZ und dessen Zukunft geht es Roswitha Przyrembel. "Keiner weiß es (angeblich) so richtig, und wir, die Bürger, erhalten häppchenweise mal diese und mal jene Information zum aktuellen Stand - die sich teilweise oft widersprechen." Das Einkaufszentrum sei einmal eines der modernsten seiner Art gewesen, "heute stehen im gesamten Gebäude neun Läden leer. Dafür gibt es viele Doppelungen: zweimal Gehörgeräte, zweimal Bäcker, zweimal Friseure. Der große Edeka, schwerst renovierungsbedürftig, wird voraussichtlich noch bis März 2017 vor Ort sein. Im Obergeschoss kleben Plakate an den leeren Läden, auf denen von einem Sexshop/Swingerclub die Rede ist". Doch der Besitzer wolle sich derzeit nicht äußern und die Stadtverwaltung wisse angeblich von nichts, beschwert sie sich. Dabei sei das IAZ gerade für Ältere eine wichtige Adresse zum Einkaufen.

Öffentlicher Nahverkehr

Gleich mehrere Probleme spricht Tanja Kobe an, die gleichzeitig betont, gerne in der Stadt zu leben. Die öffentliche Verkehrsanbindung in die Stadt sei sehr schlecht: "Trotz Einführung neuer Buslinien keinen wirklichen Mehrwert erreicht." Das größte Problem sei die S-Bahn mit häufigen Ausfällen und Verspätungen "beim sowieso unbefriedigenden 20-Minuten-Takt". Das sei keine zuverlässige Alternative zum Auto. Außerdem spricht sie bei Hort und Mittagsbetreuung von "sehr schlechter Qualität". Einen Mangel sieht sie bei den Ärzten; auch sie nennt als Thema das Einkaufszentrum IAZ, das "verwüstet" sei und dessen Aussichten "trotz geheimnisvollem Investor perspektivlos".

Bezirksstraße

Außer vielem Positiven nennt auch Antonie Hoenig das Einkaufszentrum und dessen Verwahrlosung als Problem. Sie wünscht sich stattdessen einen lebendigen Mittelpunkt mit Cafés und kleinen Läden dort in Unterschleißheim. "An zweiter Stelle wäre die Hauptader Bezirksstraße zu erwähnen. Was momentan noch recht charmant daherkommt, wäre mit einer Buslinie plus zwei Haltestellen voraussichtlich heillos überfrachtet." Bei der S-Bahnunterführung erwartet sie auch die barrierefreie Sanierung und auf dem neuen Campus am ehemaligen EADS-Gelände erhofft sie sich "sicher mehr Fachärzte, Restaurants".

© SZ vom 23.11.2016 / sz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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