Stromnetz:Kabel für die Energiewende

Lesezeit: 2 min

Statt weniger großer Kraftwerke gibt es viele kleine. Deshalb muss sich auch der Netzbetreiber Bayernwerk AG umstellen

Von Julian Weber, Unterschleißheim

Die Bayernwerk AG investiert wieder kräftig in die Stromnetze der Region. In seinem Netzcenter in Unterschleißheim präsentierte das Unternehmen die Pläne für das laufende Jahr: Heuer fließen rund 27 Millionen Euro in das Gebiet des Standorts.

"Zu unseren Aufgaben gehört die sichere Versorgung der Menschen mit Energie und die Neugestaltung der regionalen Energielandschaft", sagt Ursula Jekelius, die beim Bayernwerk für die oberbayerischen Regionen verantwortlich ist. Dazu müsse man die Netze instand halten, modernisieren und ausbauen. Im vergangenen Jahr wurden dazu bayernweit 520 Millionen Euro investiert, in diesem Jahr hat das Unternehmen weitere 580 Millionen Euro verbaut. "Das Verteilnetz ist die Steuerzentrale der Energiewende. Mit unseren Netzinvestitionen rüsten wir unsere Infrastruktur für die Zukunft", so Jekelius.

Die Bayernwerk AG ist der größte regionale Netzbetreiber in Bayern. Das Stromnetz des Unternehmens ist 153 000 Kilometer lang und erstreckt sich über Unter- und Oberfranken, die Oberpfalz sowie Nieder- und Oberbayern. Der Standort in Unterschleißheim deckt die Landkreise Dachau, Fürstenfeldbruck und Teile der Landkreise Freising, München und Aichach-Friedberg ab. In diesem Gebiet werden zirka 460 000 Einwohner in 43 Städten und Gemeinden über die Infrastruktur des Bayernwerks versorgt. Im Landkreis München hat das Bayernwerk in drei Bauprojekte investiert, alle in Garching. An der Bundesstraße 11 Richtung Dietersheim wird zurzeit ein etwa 1,7 Kilometer langes Mittelspannungskabel verlegt. Bereits umgesetzt sind zwei etwa 1500 Meter lange Kabelverbindungen, eine nördlich des Gewerbegebiets Hochbrück und eine in den Straßen Dieselstraße, Am See und Schafweidenweg. Die Gesamtkosten betragen 310 000 Euro.

Mit der Energiewende haben sich die Aufgaben des Bayernwerks stark erweitert. Daher sollen mit den Investitionen auch die Kapazitäten für die Einspeisung erneuerbarer Energien geschaffen werden. Der regenerative Strom stammt aus vielen dezentralen Anlagen, die alle in das Netz integriert werden müssen - eine große Aufgabe für den Netzbetreiber. "Früher gab es nur wenige zentrale Punkte, die Großkraftwerke, an denen Strom in das Netz eingespeist wurde. Das hat sich geändert. Heute sprechen wir von sogenannten Flächenkraftwerken", sagt Ursula Jekelius. So ein "Flächenkraftwerk" besteht aus 260 000 Anlagen, die ihren Strom in das Netz der Bayernwerke einspeisen. Dazu gehören zum Beispiel Windräder oder Biogasanlagen. Den mit Abstand größten Anteil aber haben Photovoltaik-Anlagen. Ihre Anzahl hat sich seit 2008 mehr als verdreifacht, die Leistung der Solarzellen beträgt 5100 Megawatt - das entspricht etwa fünf Atomkraftwerken. Deshalb investiert das Bayernwerk auch hier. Eine große Herausforderung für den laufenden Betrieb ist die stark schwankende Spannung, mit der die Photovoltaik-Anlagen den Strom in die Netze einspeisen. Um diesen Problemen entgegenzuwirken, integriert das Bayernwerk immer mehr technologische Innovationen in die Infrastruktur. Zum Beispiel sorgen regelbare Transformatoren für Stabilität im Netz, indem sie solchen Spannungsschwankungen automatisiert entgegenwirken. Im Jahresmittel stammen 60 Prozent des transportierten Stroms aus regenerativen Quellen. In diesem Jahr gab es bereits zweimal die Situation, dass das gesamte Netzgebiet des Bayernwerks über mehrere Stunden zu 100 Prozent aus erneuerbarer Energie versorgt wurde. Das bedeutet, dass die Einspeisung der Anlagen höher war als die Entnahme.

© SZ vom 21.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: