Streit um Postleitzahlen:Antrag vom Ex

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Der frühere Taufkirchner Rathauschef Jörg Pötke mischt die Bürgerversammlung auf

Von Iris Hilberth, Taufkirchen

Für die Neuen wird es immer dann schwierig, wenn plötzlich die Alten wieder auftauchen. Das ist überall so, in Taufkirchen aber eine ganz spezielle Sache. So sieht sich der neue Rathauschef Ullrich Sander (parteifrei) in jeder Gemeinderatssitzung Altbürgermeister Eckhard Kalinowsiki gegenüber, der nun für die Freien Wähler in dem Gremium sitzt und genau weiß, was alles schon probiert wurde und eh nicht funktioniert. Das ist für Sander wohl einigermaßen zu verschmerzen. Nun aber ist ein weiterer Ex wieder in Erscheinung getreten. Bei der Bürgerversammlung musste Sander feststellen: Jörg Pötke ist wieder da.

Drei Jahre lang hatte sich der im November 2012 vorläufig suspendierte ehemalige Rathauschef zurückgehalten. Öffentliche Auftritte hatte er nur noch bei Gerichtsterminen, ansonsten teilte er sich schriftlich mit. Und das auch nicht jedem, denn das Rathaus setzte ihn auf die Spamliste. Man wollte mit der alten Geschichte und dem Mann, der ihnen das alles eingebrockt haben soll, nichts mehr zu tun haben. Aber wer Pötke kennt, wird gewusst haben: Er wird nicht ewig zu Hause hocken und mit den Enkeln spielen.

Das erste Mal griff er in Taufkirchen vergangene Woche bei der Mitgliederversammlung des Sportvereins SV-DJK wieder zu einem Mikrofon und freute sich über Applaus im Publikum. Es ging um die Flüchtlingsunterbringung, um Sporthallen und um die Verpflichtung eines jeden, zu helfen. Pötke fand klare Worte und seit langem mal wieder die Leute auf seiner Seite.

Er hat sich warm gelaufen. "Eine politischer Mensch schaltet nie ab", hatte er nach seinem endgültigen offiziellen Ausscheiden aus dem Amt im Mai 2013 betont. Jetzt besuchte er erstmals wieder eine Bürgerversammlung und schaltete sich mit einem Antrag auch gleich wieder ein. Das Thema Postleitzahländerung betrifft ihn als Bewohner des Birkengartens praktischerweise selbst und verursacht zugleich im Ortsteil östlich der A 8 großen Unmut. Pötke äußerte sich nicht dazu, ob er die Änderung der Postleitzahl gut oder schlecht heißt. Er beantragte lediglich, "dass den Gemeinderatsmitgliedern sämtliche Unterlagen zur Beratung und Beschlussfassung ausgehändigt werden sollen". Denn er hat festgestellt: Es gibt überhaupt keinen Beschluss in dieser Sache, die er für "keine Angelegenheit der laufenden Verwaltung" hält. Eine Steilvorlage für ihn.

Bis zu dem Zeitpunkt, als der Ex-Bürgermeister sich zu Wort meldete, plätscherte die Versammlung ruhig vor sich hin. Sanders Vortrag, Polizeiinfos, Bürgeranträge über Bushäuschen, Lärmschutz, unansehnliche Bahnunterführungen und die Krähen. Keine wirklichen Aufregerthemen. Dann aber kam Pötke mit den Postleitzahlen und mit ihm zirka 50 aufgebrachte Bürger aus dem Birkengarten, die bereits 102 Unterschriften gegen diese Entscheidung gesammelt hatten. Sander wollte das Thema schnell wieder beenden und ließ rasch über den Antrag abstimmen. 55 dafür und mehr dagegen, stellte er fest. Doch so einfach ließen sich die Bewohner aus Ost-Taufkirchen nicht abspeisen. Es entbrannte eine erneute Diskussion über den Sinn und Unsinn der Postleitzahländerung, über die Ignoranz der Belange des Birkengartens - und mittendrin Jörg Pötke, der noch immer die Gemeinde in zwei Lager spaltet, der gleichermaßen Beifall wie Buhrufe erntet. Sander beendete mit großer Mühe dann die Debatte - sehr zum Unmut der Betroffenen - und ließ erneut abstimmen: 59 zu 72, Antrag abgelehnt. "Das Problem war, dass Dr. Pötke ihn gestellt hat", meinte einer.

© SZ vom 30.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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