Spitzenkandidatur:Weil der Toni ein Bayer ist

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Ein Bayer in Berlin: Seit 2005 sitzt Anton Hofreiter für die Grünen im Bundestag. (Foto: Martin Schutt/dpa)

Grüne im Landkreis haben Erklärung für Hofreiters Niederlage

Von Martin Mühlfenzl, Landkreis

Dass der "Toni" seine Heimat rocken kann, ist kein Geheimnis. In punkto Bierzelttauglichkeit muss sich der Fraktionschef der Grünen im Bundestag, Anton Hofreiter, wahrlich nicht hinter den selbst ernannten Bierzeltkönigen aus der CSU verstecken. "Ob er mit seiner begeisternden und auch natürlichen Art in Schleswig-Holstein oder Mecklenburg-Vorpommern ankommt, ist so eine Frage", sagt Christoph Nadler, Fraktionschef der Grünen im Kreistag des Landkreises München. Und er gibt gleich selbst die Antwort: "Wahrscheinlich ist da eine nüchternere Art gefragt."

Hätte die Urwahl zum Spitzenkandidaten der Grünen bei der Bundestagswahl nur in Bayern stattgefunden, das Ergebnis wäre wohl ein sehr eindeutiges gewesen: Hofreiter vor Robert Habeck und Cem Özdemir. Da es sich bei der Kür des Mannes an der Seite von Katrin Göring-Eckardt aber um eine bundesweite Abstimmung gehandelt hat, müssen Hofreiter und seine Fans im Landkreis mit einem Ergebnis leben, das genau die umgekehrte Reihenfolge lieferte. "Das ist schade für den Toni und uns Grüne im Landkreis", sagt Markus Büchler, Kreisrat und Chef der oberbayerischen Grünen. "Aber es ist auch bedauerlich für die Grünen im Bund. Toni wäre aus meiner Sicht am besten geeignet, die grünen Kernthemen glaubhaft zu vertreten."

Überrascht habe ihn das gute Abschneiden des schleswig-holsteinischen Umweltministers Robert Habeck, der bis zur Bekanntgabe seiner Bewerbung bundespolitisch kaum in Erscheinung getreten ist. Im Gegensatz zu Hofreiter, der als Fraktionschef zu den prominentesten Figuren seiner Partei gehört. "Aber vielleicht hat auch eine Rolle gespielt, dass Toni Bayer ist", vermutet Büchler. "Manch einer an der Basis hat sich gedacht: Mit einem Bayer wird es schwer im Bundestagswahlkampf." Dass indes Flügelkämpfe eine Rolle gespielt haben, glauben weder Nadler noch Büchler - Habeck, Özdemir und auch Göring-Eckardt gehören dem Realo-Flügel an, Hofreiter dem linken Spektrum der Partei. "Das war bei dieser Urwahl nicht wichtig", sagt Nadler. Büchler ergänzt: "Bei uns in Bayern gibt es Flügelkämpfe gar nicht. Es gab drei gute Kandidaten. Punkt."

Dass Hofreiter dennoch mit 8886 Stimmen sehr deutlich hinter seinen Konkurrenten Özdemir (12 204) und Habeck (12 129) landete, hatte bei den Kreis-Grünen niemand kommen sehen. "Ich war mir sicher, er gewinnt", sagt Nadler. Nach vorne blicken wollen die beiden Kreisvorsitzenden Antje Wagner und Sabine Pilsinger: Mit einem kraftvollen Wahlkampf, sagen beide, wollen sie Hofreiter wieder nach Berlin schicken. Der führt in Bayern auf Platz zwei gemeinsam mit Claudia Roth (Platz eins) die Landesliste an. "Es gibt ja immer noch Leute, die sich über Tonis lange Haare aufregen", sagt Nadler. "Aber er ist wenigstens authentisch." Und eines ist gewiss: Im Landkreis München wird Anton Hofreiter kaum Wahlkampf machen müssen.

© SZ vom 19.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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