Solidarität:Junge Wutbürger

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"Wenn Garcia geht, gehen wir auch!": Die Schüler des Lise-Meitner-Gymnasiums Unterhaching protestieren gegen den Rauswurf ihres Hausmeisters. (Foto: Claus Schunk)

Gymnasiasten protestieren gegen Entlassung des Hausmeisters

Wenn Rolando Garcia sich für eine neue Hausmeisterstelle bewirbt, und das muss er wohl, dann könnten sich in seiner Bewerbungsmappe Fotos gut machen, die am Freitag vor seiner alten Arbeitsstätte, dem Lise-Meitner-Gymnasium, geschossen worden sind. Sie zeigen einen Großteil der 1200 Schülerinnen und Schüler, ausgestattet mit Plakaten und Megafonen, beim Protestieren - für seinen Verbleib an der Schule. Nach der fristlosen Entlassung des Hausmeisters haben annähernd tausend Gymnasiasten in einer Aufsehen erregenden Aktion ihre Solidarität mit Garcia kundgetan und gleichzeitig Vorwürfe gegen die Schulleitung erhoben. "Wenn Garcia geht, gehen wir auch", stand auf mehreren Plakaten, oder einfach nur "Garcia", aber auch "Schluss mit den Lügen". Der Grund für die fristlose Kündigung, die der Schulzweckverband ausgesprochen hat: Garcia hatte einem jungen Schüler erlaubt, den Mähtraktor der Schule zu lenken, während er zur Sicherheit nebenher ging.

An einen geordneten Unterricht war am Freitag nicht zu denken. Schon um 7.30 Uhr war das Schulgelände fest in der Hand der jungen Wutbürger, die den Eingang blockierten und auf Schildern, Bannern und Säulen ihre Sympathie für den Hausmeister, "den beliebtesten Menschen an der Schule", wie ein Schüler sagte, zum Ausdruck zu bringen. Der Gong um 8.05 Uhr wurde schlichtweg ignoriert. Mitglieder der Schülermitverwaltung versorgten angesichts der Hitze die Protestierenden mit Wasser und Eis. Schließlich kletterte ein Schüler mit Trompete auf einen Turm und gab das Signal zum Angriff, worauf ein Singen und Lärmen einsetzte, das bis 11 Uhr anhielt. Der Protest der Schüler richtete sich dabei nicht nur gegen die Entlassung des Hausmeisters. Ihnen war zu Ohren gekommen, dass auch der bei der ganzen Schulfamilie ebenfalls sehr beliebte Sozialpädagoge Hubert Goldbrunner die Schule verlassen müsse. Das streitet Direktorin Brigitte Grams-Loibl entschieden ab: "Goldbrunner überlegt selbst, ob er die Schule verlassen wird, und will uns bis Mitte August Bescheid geben", sagte Grams-Loibl, die den Schüleraufstand hilflos ertragen musste. Ihr Versuch, die Protestgemeinschaft zu einem Gespräch mit ihr zu überreden, scheiterte.

"Das Fass ist nun endgültig übergelaufen", heißt es in der E-Mail eines Schülers an die Süddeutsche Zeitung. Zu laufenden Personalangelegenheiten dürfe sie nichts sagen, sagt Grams-Loibl, aber sie sei stolz auf ihre Schüler und es sei nett, dass die ihre Gefühle zeigen und traurig sind, weil ihr Hausmeister gehen muss.

© SZ vom 18.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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