Saubere Luft:Jetzt messen die Gemeinden selbst

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In den Mitgliedskommunen der Nordallianz sammeln 35 Stationen Daten über Stickoxide und andere Schadstoffe

Von Alexandra Vettori, Hallbergmoos/Unterföhring

Alle waren sie da, die acht Bürgermeister der Nordallianz, als am Dienstagmorgen die Ausstellung zur Luftqualität im Hallbergmooser Sportpark eröffnet worden ist. Schließlich fiel mit der Vernissage auch der Startschuss für das erste Smart-City-Projekt des interkommunalen Zusammenschlusses. 35 Messstationen sammeln nun Daten über Luftschadstoffe, die von interessierten Bürgern auf einer Homepage oder bei der kleinen interaktiven Wanderausstellung abgerufen werden können. Damit, betonte Geschäftsstellenleiterin Anna-Laura Liebenstund, verfüge die Nordallianz über das deutschlandweit dichteste Luftschadstoff-Messsystem, "das heißt, wir haben sehr lokale Werte".

Die Kosten für die einzelnen Messstationen - kleine Kästen, die meist in vier Meter Höhe an Straßenlampen hängen - trägt jede Kommune für sich. Vier Sensoren kämen dabei auf 20 000 Euro, sagte Garchings Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD). Wo die Sensoren aufgehängt wurden, wurde in jedem Ort eigenständig festgelegt. Neufahrns Bürgermeister Franz Heilmeier (Grüne) etwa berichtete, man habe sich bei einem der zwei Sensoren für einen eher wenig belasteten Standorte im Süden der Gemeinde entschieden, um Vergleichswerte zu bekommen.

Dieter Gruchmann aus Garching erzählte, man habe zwei Kindertagesstätten nahe der Autobahn A 9 in der Stadt, wo sich die Eltern stets wegen der Belastung sorgten. Dort wolle man nun für Klarheit sorgen. Ähnliches erhofft sich auch sein Hallbergmooser Kollege Harald Reents (CSU) von der Messstelle beim Rathaus, wo sich die Einfahrt zur örtlichen Grundschule befindet. Er kann sich vorstellen, dass sich in den dort gemessenen Werten auch der in der Regel motorisierte Bring- und Holdienst der Eltern niederschlägt.

In Eching hofft man laut Bürgermeister Sebastian Thaler (parteilos) zusätzlich zu den gewonnenen Erkenntnissen auf neue Argumente im Dauerkampf für ein Lastwagen-Durchfahrtverbot auf der Staatsstraße. Lärm- und Fahrzeugzahlen lägen schon vor, nun folgten noch die Schadstoffwerte.

Die meisten Gemeinden entschieden sich nach Aussagen ihrer Bürgermeister dafür, die Brennpunkte der Orte in Sachen Luftschadstoffe abzubilden. In Unterföhring interessiert man sich laut Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer (Parteifreie Wählergemeinschaft) besonders für die Feinstaubwerte des Münchner Heizkraftwerks, das dort steht. Die Stadtwerke messen zwar regelmäßig und die Werte liegen auch stets unterhalb der Grenzwerte. "Aber es interessiert uns schon, wie unsere Vergleichswerte aussehen", sagte Kemmelmeyer. Das Versprechen, Transparenz bei der Schadstoffbelastung zu schaffen, hält man hoch. "Wenn wir gewollt hätten, es zu schönen, hätten wir an anderen Standorten, zum Beispiel im Schlosspark, gemessen", sagte Ismanings Bürgermeister Alexander Greulich (SPD).

Die Wanderausstellung, die nun bis 17. November im Hallbergmooser Sportpark steht und dann nach Unterföhring und in die übrigen Nordallianz-Kommunen weiterzieht, zeigt, wie differenziert die Messwerte abgerufen werden können. Sehr gut abzulesen ist auch, wie der Berufsverkehr die Belastung in die Höhe treibt. Wer sich die Standorte der Messstellen und die gemessenen Werte ansehen möchte, kann dies auf der Homepage der Nordallianz unter www.nordallianz.de/luftqualitaet abrufen. Stündlich werden die Werte für zwei unterschiedliche Feinstaub-Größen, Stickstoffdioxid und Ozon aktualisiert. Dort stehen auch die Termine, zu denen die Wanderausstellung in den jeweiligen Kommunen zu sehen ist. Wie der Hallbergmooser Bürgermeister Harald Reents bei der Begrüßung betonte, ist das Smart-City-Projekt nur der Anfang. Hat man erst einmal Erfahrungen mit Sammlung und Verwertung von Daten, sollen zum Beispiel Verkehrsdaten folgen. "Letztendlich", sagte Reents, "können uns die Sensoren helfen, politische Entscheidungen zu treffen."

© SZ vom 23.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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