Rummelplatz:"Das ist hier kein Zoo"

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Die Traglufthalle in Taufkirchen zieht auch Minister an

Von Iris Hilberth, Taufkirchen

Die Traglufthalle zu Taufkirchen ist das jüngste Bauwerk in der Geschichte der Gemeinde, doch hat sie inzwischen ungeahnte Bekanntheit erlangt. Kein Tag vergehe, an dem nicht jemand eine Besichtigung wünsche, heißt es aus dem Landratsamt. Doch das geht äußerst sparsam mit solchen Genehmigungen um. Immerhin wohnen hier inzwischen Leute, 22 Flüchtlinge haben mittlerweile Quartier bezogen. Und die werden sich am Mittwoch sicherlich über den Medienauflauf vor der Halle und die Damen und Herren in feinem Zwirn in ihrer Unterkunft gewundert haben. Dass jemand Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU), dessen Amtskollegin aus Österreich, Johanna Mikl-Leitner (ÖVP), und die bayerische Europaministerin Beate Merk (CSU) erkannt hat, ist eher unwahrscheinlich.

Die Kinder auf dem gegenüber liegenden Abenteuerspielplatz machten jedenfalls große Augen, und die vorbeiradelnden Ausflügler blieben kurz verwundert stehen, als jede Menge Polizeiautos und schwarze Limousinen auf das Rondell im Sport- und Freizeitpark am Köglweg zufuhren. Das Fernsehen war da, das Radio sowieso und jede Menge Menschen mit Kameras, Kabeln und Mikrofonen. Die erste Traglufthalle für Flüchtlinge im Bayern ist eine Attraktion.

Bürgermeister Ullrich Sander (parteifrei), der zwar nichts gegen Ministerbesuche hat, weil sie sein Motto "Taufkirchen kann mehr" bestätigen, sah den Besuch der Politprominenz doch etwas kritisch. Eben weil die Halle bereits belegt ist. "Die hier untergebrachten Leute haben alle einen langen Weg hinter sich, die brauchen vor allem Ruhe", meinte Sander und mahnte:"Das ist hier kein Zoo." Schließlich habe man ja einen Tag der offenen Tür veranstaltet, der in den neuen Hallen wiederholt werde. Der nächste Termin steht in Neubiberg am 14. August an.

Für den Landkreis und die Gemeinde hatte Minister Herrmann zumindest jede Menge Lob im Gepäck :"Die Eigeninitiative im Landkreis München ist vorbildlich", sagte er und bezeichnete Traglufthallen als akzeptabel, auch die Bevölkerung finde diese Lösung wohl in Ordnung. In Taufkirchen sind die Bürger vor allem froh, dass nicht wieder ihre Turnhalle belegt wurde. Trotzdem ist dieses Thema nicht völlig vom Tisch, denn die benachbarte Dreifachturnhalle zählt zum Notfallplan des Freistaats, die Traglufthalle zu dem des Landkreises. Foto: Angelika Bardehle

© SZ vom 06.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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