Reden wir über:Die letzten Stunden

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Johanna Hagn leitet Ismanings Hospizkreis, der neue Helfer schult. (Foto: Claus Schunk)

Johanna Hagn leitet Ismanings Hospizkreis, der neue Helfer schult

Interview von Irmengard Gnau, Ismaning

Immer mehr Menschen wünschen sich, an ihrem Lebensabend bis zum Ende begleitet zu werden. Diese Aufgabe übernehmen meist ehrenamtliche Hospizhelfer, die Sterbende ambulant in ihrem Zuhause besuchen. Um dieses Angebot auch in Zukunft aufrecht erhalten zu können, suchen die 14 Hospizkreise im Landkreis nach Freiwilligen, die sich zum Hospizbegleiter ausbilden lassen. Wie erfüllend die Arbeit sein kann, erklärt Johanna Hagn, Vorsitzende des Hospizkreises Ismaning, in dessen Räumen von Juni an ein Vorbereitungsseminar stattfindet.

SZ: Was sind die wichtigsten Aufgaben eines Hospizbegleiters?

Johanna Hagn: Die wichtigste Aufgabe ist es, dem sterbenden Menschen zur Seite zu stehen. Es ist relativ wenig zu tun in der Regel, vor allem gilt es, da zu sein und zu schauen, was demjenigen hilfreich ist. Will er gerne reden oder lieber nicht? Außerdem sind wir Ansprechpartner für die Familie und geben Hinweise, an wen man sich wenden kann, um zum Beispiel die richtige Pflegestufe zu bekommen.

Den Hospizkreis Ismaning gibt es seit zwölf Jahren. Warum ist die Arbeit nach Ihrer Erfahrung so wertvoll?

Die Alterung der Gesellschaft aufzufangen ist eine Jahrhundertaufgabe. Wir unterstützen die Sterbenden in dem, was Laien tun können: indem wir einfach da sind und uns um den Patienten kümmern. Und das ist hilfreich. Ich hatte eine Erfahrung mit einem Patienten, von dem ich wusste, dass er sehr gläubig war. Er atmete schwer und war unruhig, da begann ich, mit ihm das "Gegrüßet seist du, Maria" zu beten. Sein Atem wurde ruhiger. Es ist eine Bereicherung, wenn man so etwas miterleben darf.

Was erwartet Interessierte im Vorbereitungsseminar?

Einerseits werden die Hospizbegleiter in praktischen Inhalten geschult. Außerdem werden Sterbe- und Abschiedsszenarien vermittelt. Für viele ist es schwierig, dass man sich zurücknehmen muss. Denn es ist nicht unsere Aufgabe, einzugreifen, sondern einfach nur da zu sein. Das ist manchmal schwer auszuhalten.

Welche Voraussetzungen sollten Freiwillige mitbringen?

Interesse am Menschen ist Grundvoraussetzung. Ich denke, dass ein gewisses Maß an Empathie nötig ist. Außerdem sollte man gerne mit Menschen reden - man muss aber nicht gleich ein Kommunikationsexperte sein.

Inwieweit hat sich die Aufgabe der Hospizkreise verändert?

Wir begegnen immer wieder neuen Herausforderungen, so etwa verschiedenen Formen von Demenz oder der Tatsache, dass es immer mehr Patienten gibt, die einer anderen Glaubensrichtung angehören, mit deren Sterberitualen wir nicht vertraut sind. In diesen Fragen schulen wir unsere Helfer gerade.

Interessierte können sich am Montag, 4. Mai, 19 Uhr, im Evangelischen Gemeindehaus Ismaning, Dr.-Schmitt-Straße 10, über die Ausbildung zum Hospizbegleiter informieren.

© SZ vom 02.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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