Radeberg:"Man hat alles, was man braucht"

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Katja Altmann leitet das Schloss Klippenstein in Radeberg und damit einen der größten touristischen Anziehungspunkte der Stadt. (Foto: privat)

Museumsleiterin Katja Altmann schwärmt von den Vorzügen Radebergs als Wohnort und Touristenziel

interview Von Gudrun Passarge

Katja Altmann ist seit 1993 Leiterin im Schloss Klippestein, einem der Wahrzeichen Radebergs. Das Schloss war bis 1952 Sitz des Amtsgerichts, danach wurde es von der Stadt genutzt, in deren Besitz es in den Neunzigerjahren auch überging. Alte Fotos zeigen, es war davor in einem erbärmlichen Zustand, seit 1993 wird es kontinuierlich saniert, bisher sind bereits 12 Millionen Euro an städtischen und Fördermitteln verbaut worden.

SZ: Frau Altmann, welche Rolle spielt das Schloss im Radeberger Leben?

Katja Altmann: Es ist mehr als ein Museum. Wir haben ständige Ausstellungen, Sonderausstellungen, es ist aber auch ein Kulturzentrum. Bei uns gibt es Konzerte, Feste und auch Hochzeiten finden hier statt. Wir haben auch viele museumspädagogische Angebote, von kleinen Kindern angefangen bis zu Senioren mit eigenen Veranstaltungsreihen, etwa historischen Vorträgen.

Sie haben eine interessante Ausstellung zur Industriegeschichte Radebergs. Was finden Sie erwähnenswert?

Mir persönlich hat die Geschichte mit der Fabrik von Carl Barth sehr gut gefallen. Er hat im Lotto gewonnen und hat daraufhin die Nähmaschinenschiffchenfabrik gegründet. Das war um 1869.

Gab es damals schon Lotterien?

Die gab es schon viel früher. Wir hatten 1714 einen Stadtbrand in Radeberg, daraufhin hat der Kurfürst Friedrich August eine Lotterie ausgeschrieben. Es gab sogar drei Lotterien, 1715, 1721 und 1724. Der Gewinn war für den Wiederaufbau der Stadt bestimmt.

Radeberg war im 19. und 20. Jahrhundert ein wichtiger Industriestandort, wie die Ausstellung zeigt.

Ja, was mich erstaunt hat, war, dass zehn Prozent der gesamten Fensterglasproduktion des Deutschen Reichs vor dem Ersten Weltkrieg aus der kleinen Stadt Radeberg kam. Außer der Modulküche und der Möbelproduktion gab es auch eine große Produktionsstätte für Emaille-Geschirr. Ich kenne das noch von meiner Großmutter und heute scheint es wieder modern zu werden, man sieht es immer öfter in den Geschäften.

Das Schloss auf dem Fels am Rand des Ortszentrums ist sicher ein Anziehungspunkt für Touristen?

Wenn ich Werbebroschüren sehe mit dem Foto vom Schloss, dann freut mich das natürlich. Dann denke ich, ja, an uns kommt man nicht vorbei. Etwa 20 000 Besucher kommen pro Jahr.

Was empfehlen Sie Besuchern, wenn sie nach Sehenswürdigkeiten gefragt werden?

Wir empfehlen Familien gerne einen Ausflug ins schöne Hüttertal, ein Naturschutzgebiet, das sich gleich ans Schloss anschließt. Oder man kann dem Bierstadtpfad folgen, da wird man mit der Geschichte vertraut gemacht. Auf der anderen Seite von Radeberg liegt das Seifersdorfer Tal mit seinen Schlössern, das ist besonders für interessant für Gartenkunstliebhaber. Und dann haben wir noch das Biertheater, ein sächsisches Mundarttheater. Die Veranstaltungen sind ein großer Publikumsmagnet.

Wie lässt es sich in Radeberg leben?

Sehr gut. Man hat die Großstadt direkt vor der Nase, mit der S-Bahn ist man in 18 Minuten am Dresdner Hauptbahnhof. Man hat Natur ringsum, man hat alles, was man braucht von der Grundschule über das Gymnasium bis zur Berufsschule und den Musikschulen. Gerade für Familien ist Radeberg gut geeignet. Zumal es sehr viele Arbeitsplätze gibt. In Radeberg gibt es mehr Menschen, die einpendeln als auspendeln.

Haben Sie einen Lieblingsplatz in Radeberg?

Ich mag den unteren Schlosshof. Da kann man so ruhig sitzen und seine Gedanken schweifen lassen.

Waren Sie schon einmal in Garching?

Ich habe dort einen Vortrag gehalten und das Straßenfest miterlebt. Mein Eindruck war, dass es eine sehr moderne Stadt ist. Die Leute fand ich alle sehr nett. Ich werde bestimmt mal wieder hinfahren.

© SZ vom 11.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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