Online-Ausstellung:Relikte einer fremden Welt

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Fernschreiber waren lange im Gebrauch. Das Museum Unterschleißheim erinnert daran

In Zeiten von Internet und Smartphone muten Fernschreiber wie Relikte aus uralten Zeiten an - dabei wurde der behördliche Fernschreiber-Dienst in Deutschland erst Ende 2007 eingestellt. Und tatsächlich bestimmte der ratternde Automat von den Dreißigern an Jahrzehnte lang das Bild der schnellen Nachrichtenübermittlung.

Im Stadtmuseum Unterschleißheim, das sich in seiner Online-Ausstellung "Verschwundene Dinge" Alltagsgegenständen widmet, die vor gar nicht langer Zeit noch gebräuchlich waren, sind inzwischen zwei Fernschreiber-Geräte restauriert und zu einem lokalen Netz verknüpft worden. Ein Datentransfer zwischen den Geräten kann zu Demonstrationszwecken realisiert werden. Die Leitung des Projekts hatte Museumsmitarbeiter Emil Schwarzer. Unterstützt wurde er von Robert Castor, Ingenieur für Elektrotechnik, der früher für Siemens gearbeitet hat. Von Siemens stammen auch die beiden Fernschreiber des Museums: Fernschreiber T 100A als Tischmodell und Fernschreiber T 37H.

Was genau ist ein Fernschreiber, der auch Fernschreibmaschine, Fernschreibapparat oder Blattschreiber genannt wird? Er ist ein Telegrafie-Gerät zur Übermittlung von Nachrichten in Schriftform mittels elektrischer Signale. Er ähnelt einer Schreibmaschine, wobei aber die Tastatur und das Druckwerk voneinander unabhängig arbeiten können. Das Druckwerk ist der Empfänger und die Tastatur der Sender. Bestandteile sind Lochstreifenleser und Lochstreifenstanzer. Von 1938 an wurde ein behördliches Fernschreibnetz eingerichtet, das bis 2007 durch die deutsche Telekom betreut wurde. Die Bundeswehr benutzte bis 1986 ein Bundeswehrgrundnetz. Die moderne Digitaltechnik hat das Fernschreiben als Kommunikationsverfahren für Texte und Daten Ende der Neunziger abgelöst.

In der von Museumsleiter Stephan Bachter und Andreas Garitz konzipierten Ausstellung "Verschwundene Dinge", die seit April 2020 im Netz zu finden ist, gibt es freilich noch viel mehr zu entdecken. Gemäß ihrem Motto "Wir vermitteln zwischen den Zeiten, den Generationen und den technischen Welten gestern und heute" kann sich der Besucher durch diverse Themenfelder klicken: das reicht von der Büroarbeit (inklusive Fernschreiber) über Computerwelten und Mobilität bis Rauchen, Spielwaren und Tonwiedergabe. Zu finden sind diese interessanten Dinge mit einem Klick auf der Homepage www.verschwundene-dinge.de.

© SZ vom 14.08.2021 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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