On3-Festival:Von guter Musik und Dezibelsorgen

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Internationale Bands und lokale Größen wie "Tuó" treten beim On3-Festival auf. Die Veranstalter sprechen im SZ-Interview über die Öffnung zur Jugend und britische Musikagenten.

Dirk Wagner

Seit Jahren findet in den Räumlichkeiten des Bayerischen Rundfunks das On3-Festival statt, das über die Medien Radio, Fernsehen und Internet gesendet wird. Neben internationalen Acts wie Kele oder Console finden hier auch lokale Größen wie Tuo oder Joasihno ein Forum. Ein Gespräch mit den Veranstaltern.

Die Nachwuchsband Tuo tritt beim On3-Festival des Bayerischen Rundfunks auf. (Foto: Alessandra Schellnegger)

SZ: Letztes Jahr trat bei Euch unangekündigt Pete Doherty auf und sorgte mit der ersten Strophe des Deutschlandliedes für einen Skandal. Segen oder Fluch?

Ulrike Ebenbeck (Programmchefin von On3): Kurz danach hätte ich gesagt: Fluch, weil dann viel zu wenig über die anderen Bands berichtet wurde. Allerdings haben uns dann sogar britische Musikagenten wahrgenommen, die anfragten, was das für ein Festival ist, wo Künstler mal eben vorbeischauen können und mit einem Kurzauftritt überraschen. Das wird es heute übrigens auch geben.

SZ: Könntet Ihr in anderen Spielorten, zum Beispiel im Muffatwerk, nicht viel mehr Zuschauer erreichen?

Ebenbeck: Eindeutig. Und weil uns heuer aufgrund von Umbaumaßnahmen ein Raum wegfällt, haben wir auch überlegt, ob wir das Festival nicht auslagern sollen. Das Festival war aber von Anfang an auch ein Symbol für die Öffnung des Bayerischen Rundfunks hin zur Jugend.

SZ: Andernorts könntet ihr die Bands lauter spielen lassen, als es die kontrollierte Dezibel-Begrenzung im BR zulässt.

Ebenbeck: Diese Dezibel-Begrenzung folgt ja nur aktuellen Rechtsprechungen. Andererseits haben unsere Räume, die ja für Orchesteraufnahmen ausgerichtet sind, eine dermaßen gute Akustik, dass wir auch in gesunden Lautstärken einen optimalen Klang schaffen können.

SZ: Hat das Euer Programm beeinflusst?

Ebenbeck: Das kam schon vor, dass wir das diskutierten. Tatsächlich war das aber nie ein Argument. Das Festival spiegelt ja auch das reguläre Programm von On3 wider. Und da kommen laute Technobeats ja doch seltener vor. Unser Dezibel-Sorgenkind war übrigens das zurzeit anders genutzte Studio 3. Und zwar nicht wegen der Bands, die hier spielten, sondern weil das Publikum so laut jubelte.

SZ: Neben internationalen Acts spielen viele heimische Bands. Wie wichtig ist die Förderung der heimischen Musikszene?

Andreas Barsekow (Musikredaktion On3): Viele Mitarbeiter von On3 sind selber Musiker. Sie wissen um die Notwendigkeit medialer Unterstützung. Wenn wir die Newcomer-Band Pandapeople aus Erlangen in unserem Radioprogramm spielen, hört man ihnen allerdings inmitten der internationalen Acts den regionalen Bezug nicht an.

SZ: Lokale Sender arbeiten mit der lokalen Szene. Ihr bedient ganz Bayern.

Barsekow: Entsprechend suchen wir auch verstärkt außerhalb Münchens nach förderungswürdigen neuen Bands. Das Problem ist allerdings, dass gerade ländlichere Bands irgendwann auch in die Metropole ziehen, weil hier die Infrastruktur besser ist. Da fällt es dann schon schwer, in der Programmausrichtung gegen eine München-Zentrifizierung anzukämpfen.

© SZ vom 27.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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