Olympiavorbereitung:Der Geist von Grünwald

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Perfekter Rahmen: Die Organisatoren der Hockey-Länderspiele in Grünwald nehmen Nationalspielerin Hannah Krüger in ihre Mitte. (Foto: Claus Schunk)

1954 und 1974 trainierten die späteren Fußball-Weltmeister in der Sportschule, nun bereitet sich das Hockey-Nationalteam an gleicher Stelle auf Olympia vor

Von Stefan Galler, Grünwald

Vom Platz nebenan klingen die hellen Rufe der Kinder herüber und immer wieder klackt es vernehmbar, wenn der Kunststoffball die Alu-Bande im unteren Teil des Hockeytores trifft. Das Nachwuchstraining des TSV hat gerade begonnen im strahlenden Sonnenschein auf dem neuen Kunstrasenplatz des Grünwalder Freizeitparks, doch einzelne der fast zwei Dutzend Kinder schauen neugierig zu den Erwachsenen, die sich da im benachbarten, ebenfalls nagelneuen Hockeygebäude angeregt unterhalten. Bürgermeister Jan Neusiedl (CSU) hatte gemeinsam mit der TSV-Präsidentin Christine Paeschke geladen, um ein bisschen die Werbetrommel zu rühren: Am Dienstag, 21. Juni, von 15 Uhr an und am Mittwoch, 22. Juni, von 18 Uhr an finden auf der Grünwalder Anlage zwei Vorbereitungsspiele der deutschen Frauen-Nationalmannschaft gegen die Auswahl Spaniens statt.

Die Partien spielen bei der Vorbereitung der Mannschaft auf das olympische Turnier in Rio de Janeiro eine wichtige Rolle. Diese Vorlage nimmt der Rathauschef gerne auf und erinnert an die "große Tradition", die dieses Sportgelände für deutsche Nationalteams hat: "1954 hat sich die siegreiche deutsche Fußballmannschaft hier auf dem Gelände der Sportschule Grünwald auf die WM in der Schweiz vorbereitet." Und 1974 habe Helmut Schön die DFB-Elf ebenfalls hier üben lassen, ehe der WM-Titel im eigenen Land gewonnen wurde.

Womöglich ein gutes Omen für die Hockeyspielerinnen, die beim Pressetermin von Hannah Krüger repräsentiert werden. Die 27-Jährige ist Spielführerin beim Münchner SC in der Bundesliga und durfte sich zuletzt darüber freuen, dass sich ihr Klub erstmals für den internationalen Wettbewerb qualifiziert hat. "Das ist vielleicht auch für die Sportart eine Chance, in München präsenter zu werden", sagt sie. Jetzt richtet Krüger alle Konzentration auf ihre ersten Olympischen Spiele. Und freut sich darüber, dass die Beschaffenheit des Platzes in Grünwald jenem in Rio ziemlich ähnelt: "Kleine Nuancen machen da schon den Unterschied, etwa bei Strafecken. Insofern ist es gut, wenn wir viel auf diesem Platz trainieren können", sagt die 154-fache Nationalspielerin.

TSV-Hockey-Abteilungsleiter Michael Bork hofft auf den Werbewert der Länderspiele für den Verein allgemein und seine Sparte im Besonderen: "Könnte doch sein, dass Zuschauer bei dieser besonderen Gelegenheit, Spitzenhockey zu sehen, den Sport für sich entdecken." Das sei auch der Grund, weshalb das erste der beiden Spiele schon am Nachmittag angesetzt wurde, schließlich will man vor allem die Kinder locken. "Wir haben über 400 Mitglieder in der Hockeyabteilung", sagt die Vorsitzende des Gesamtvereins, Christine Paeschke. "Irgendwann stößt man an die Kapazitätsgrenze." Doch diese sei noch einigermaßen entfernt, ergänzt Abteilungschef Bork: "Es gibt einige Altersklassen, gerade zwischen 13 und 16 Jahren, da müssen wir sehen, dass wir unsere Mannschaften überhaupt voll bekommen." Zum einen, weil Heranwachsende in diesem Alter oftmals andere Interessen hätten, aber auch, weil Grünwald die besten Talente immer wieder an höherklassige Vereine in der Region abgibt. Der neue Kunstrasen hilft allerdings andererseits dabei, junge Sportler zum Hockey zu bringen, wie Bork sagt: "Dieser Platz ist ein absolutes Premiumprodukt, Hockeyspieler genießen es, auf so einem Feld trainieren zu können."

Bürgermeister Neusiedl ergänzt dann noch, dass sich auch Wolfgang Hillmann, der Präsident des Deutschen Hockey-Bundes, von den Bedingungen begeistert zeigte, als er anlässlich der Eröffnung des Platzes in Grünwald zu Gast war. "So sind erst die Gespräche über Länderspiele bei uns in Gang gekommen", erzählt Neusiedl.

Für die beiden Partien werden eigens Videobildschirme und eine zusätzliche Tribüne aufgestellt, insgesamt können bis zu 500 Zuschauer den Spielen beiwohnen. Der Eintritt ist frei, in Grünwald hoffen sie auf gutes Wetter und entsprechenden Besuch. Die Kinder, die während des Pressegesprächs nebenan ihre Schläger schwingen, werden es sich gewiss nicht nehmen lassen, dabei zu sein.

© SZ vom 08.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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