Öffentlicher Nahverkehr:Getrennte Streiks verhindern großes Chaos

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Bahn-Beschäftigte wollen in den Ausstand treten. Kleiner Trost für Pendler: Gemeinsame Aktionen mit U-Bahn-Fahrern gibt es nicht.

K. Riedel und C. Krügel

Pendler im Großraum München müssen sich in dieser Woche auf manche Beeinträchtigung im Bahn-Verkehr einstellen. Ein komplettes Chaos mit einem zeitgleichen Streik bei S-Bahn einerseits, U-Bahn, Bus und Tram andererseits wird es aber nicht geben - dafür sind die verschiedenen Gewerkschaften offenbar zu zerstritten.

Zwei große Tarifauseinandersetzungen gibt es derzeit im öffentlichen Verkehr. Zum einen ist das der Streit zwischen der Gewerkschaft GDL und den kommunalen Arbeitgebern Bayerns, darunter der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG), um höhere Zulagen und einen Bundesrahmentarif für die Bediensteten. Streiks und ein Notfahrplan der MVG nerven Münchens Pendler bereits seit Wochen.

Zum anderen streiten sich die Gewerkschaften Transnet und GdBA mit der Deutschen Bahn und privaten Zuganbietern wie Arriva (Strecke Lindau/Hof) um einen neuen Tarifvertrag für die ganze Eisenbahnbranche. Von Dienstag an wollen sie nun mit ersten Warnstreiks ihren Forderungen Nachdruck verleihen. "Unsere Planungen stehen", sagte Johann Gebhardt der SZ, der die Streiks in Bayern koordiniert. Am Montagmittag werde über den Start entschieden.

Es zeichne sich ab, dass es zunächst die privaten Anbieter treffen werde. DB Regio als Betreiber der Münchner S-Bahn gehöre zwar auch dazu. Gebhardt ließ aber durchblicken, dass dies nicht unbedingt einen S-Bahn-Streik in dieser Woche zur Folge habe müsse. "Wir können München auch treffen, indem wir den Verkehr bis zum Großraum bestreiken, aber nicht in München." In jedem Fall würden die Fahrgäste "mit mindestens zehn Stunden Vorlaufzeit informiert", verspricht Gebhardt und ergänzt: "Wir sind nicht die GDL und wollen nicht die Fahrgäste in Sippenhaft nehmen."

Auf die andere Gewerkschaft ist Gebhardt nicht gut zu sprechen: "Die verhandeln noch irgendwelche Zulagen, während wir einen großen Tarifvertrag für die ganze Branche haben wollen." Eine gemeinsame Aktion von S- und U-Bahn-Fahrern schloss er kategorisch aus. "Es gibt keine Verbindungen."

Streiks der GDL in dieser Woche sind aber nicht ausgeschlossen. Am Freitag hatten sich die Arbeitgeber auf einen harten Kurs verständigt, den Verhandlungsführer Willi Russ als Provokation und "völlig indiskutabel" bezeichnete. Vor diesem Hintergrund müsse man die Situation neu bewerten, hieß es am Sonntag. Ob dies neue Streiks nach sich zieht, werde ebenfalls am Montag beraten.

Egal, wer um was streikt: "Die Geduld der Fahrgäste nähert sich dem Ende. Die Verantwortlichen müssen nun endlich zu einer Lösung am Verhandlungstisch kommen", sagt Andreas Nagel, Sprecher der Aktion Münchner Fahrgäste. Wenn es zu Streiks kommen sollte, fordert er wenigstens eine Geste an die Fahrgäste. "Zum Beispiel könnte die Stadt die P+R-Parkplätze an Streiktagen kostenlos anbieten, damit die Pendler auf andere Verkehrsmittel umsteigen könnten."

© SZ vom 25.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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