Neue Vorschläge:Spaziergänger fordern ihr Recht

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Mit dem Ausbau des Föhringer Rings könnte eine alte Wegverbindung wieder entstehen

Von Ulrike Steinbacher, Unterföhring/München

Die Mittlere-Isar-Straße heißt zwar "Straße" und das klingt fast so groß und bedrohlich wie der Mittlere Ring, aber in Wirklichkeit ist sie ein lauschiger Spazierweg. Er führt von der Oberföhringer Isarinsel über den Kanal, von dem die Straße ihren Namen hat, und dann am Unterföhringer Ufer entlang. Überdimensioniert ausgefallen ist lediglich die Kanalbrücke, auf der man locker vier Autospuren unterbringen könnte. Wer der Allee nach Norden folgt, kann besichtigen, was das Ideal der autogerechten Stadt in den Fünfziger-, Sechzigerjahren so alles angerichtet hat: Der Weg, jetzt nur noch ein Pfad, führt auf einen kleinen Sperrwall zu, den offenbar schon viele Spaziergänger ignoriert haben, doch unmittelbar dahinter ist Schluss für jeden, der nicht lebensmüde ist. Man steht jetzt vor einer wirklich großen Straße. Nur eine Leitplanke beschützt einen noch vor dem Föhringer Ring. Anfang der Sechzigerjahre wurde diese Autoschneise über Isar und Isarkanal gebaut, der Spazierweg, der 40 Jahre zuvor beim Kanalbau angelegt worden war, endet seitdem an der Leitplanke.

Ursprünglich hatte er zur Leinthalerbrücke und damit zurück auf die Isarinsel geführt. Doch diese Verbindung ist endgültig gekappt, denn abgesehen vom Föhringer Ring samt Ein- und Ausfahrten nach Unterföhring steht ihr inzwischen weiter nördlich auch ein Kanal-Werksgebäude im Weg.

Der Verein für Stadtteilkultur im Münchner Nordosten schlägt jetzt vor, die Sackgasse mit einer Alternativ-Route wieder anzubinden: mit einem neuen Weg, der von der Mittlere-Isar-Straße aufs Hochufer und dann südlich des Sport-Scheck-Geländes zur Münchner Straße führen soll, sodass Fußgänger und Radfahrer "direkt an der Stadtgrenze entlang bequem auf die Isarinsel gelangen können". So steht es in einem Flugblatt, mit dem der Verein auf die Situation aufmerksam macht. Gedacht sei die Verbindung in erster Linie für Menschen, die von Unterföhring aus zur Isarinsel wollen, sagt Roland Krack, der Vorsitzende des Vereins Nordostkultur. Am liebsten wäre es ihm und den 350 Vereinsmitgliedern, wenn das Projekt gleich in Angriff genommen würde.

Die Mittlere-Isar-Straße führt von der Isarinsel über eine Kanalbrücke ans Unterföhringer Ufer. (Foto: Florian Peljak)

Doch Krack, der lange Jahre für die SPD im Bezirksausschuss des Münchner Stadtteils Bogenhausen saß, ist Realist genug, um zu wissen, dass Planung einen langen Atem braucht. Ein geeigneter Anlass loszulegen, wäre seiner Meinung nach aber die Sanierung der Herzog-Heinrich-Brücke nebst vierspurigem Ausbau des Föhringer Rings, die nach jahrzehntelanger Verzögerung 2017 beschlossen wurde und dieses Jahr beginnen soll. "Etwas ironisch" sei die Verknüpfung mit dem Ausbau ja schon, räumt er ein, wenn man bedenke, dass es ja gerade der Bau dieser Straße war, der den Spazierweg erst in eine Sackgasse verwandelt hat.

Für die neue Verbindung müsste der vorhandene Trampelpfad südlich einer Hecke an den Tennisplätzen von Sport Scheck befestigt, ausgebaut und offiziell als Weg gewidmet werden. Und weil er auf dem Gebiet der Gemeinde Unterföhring liegt, ist deren Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer (Parteifreie Wählerschaft) dafür der Ansprechpartner. Er habe für das Anliegen des Vereins Nordostkultur durchaus ein offenes Ohr, sagt der Rathauschef: "Je dichter die Fuß- und Radweg-Verbindungen zwischen Landkreis und Stadt sind, umso besser." Kemmelmeyer weist aber auch darauf hin, dass die Wiese in Privatbesitz ist. Früher hatte dort die Sport-Scheck-Reitschule ihr Domizil. Grundsätzlich sieht der Bürgermeister gerade beim Wegenetz "eine Unzahl von Berührungspunkten", wo Stadt und Gemeinde gut kooperieren könnten. Momentan sei man beim Fuß- und Radweg zur Basispyramide auf Unterföhringer Gebiet im Gespräch. Aber auch der schmale Weg über die Leinthalerbrücke, die zur Stadt gehört, müsste ertüchtigt werden, findet Kemmelmeyer.

Krack kann sich noch andere Verbesserungen für Fußgänger und Radfahrer in dem Bereich vorstellen. "Das Heizkraftwerk liegt ja wie eine Festung in der Gegend und die Bahnstrecken von Nordring und Flughafen-S-Bahn zerschneiden alle Wegebeziehungen", sagt er. Die Moosstraße in Unterföhring etwa führe mitnichten in die freie Landschaft im Osten, wie ein Ortsunkundiger annehmen könnte, sondern ende an den Gleisen der S 8. Also denkt Krack schon über die nächsten Querverbindungen nach, die man von einem Weg am Isarkanal aus noch so ziehen könnte: "Vorstellbar ist eine Isarquerung zum Aumeister oder bedeutender: ein Wander-Fernweg hinüber ins Johanneskirchner Moos."

© SZ vom 12.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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