Netzanschluss:Werben um private Kunden

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Energieanbieter zielen auf Siedlungsschwerpunkte ab und planen ihre Trassen danach

Das Potenzial für eine Versorgung mit klimafreundlich erzeugter Fernwärme ist im südöstlichen Landkreis groß. Das Biomasse-Kraftwerk der Bio-Energie in Potzham deckt bereits einen Heizbedarf von 100 Megawatt für Kunden wie etwa Airbus ab. Ein Zuwachs in eben dieser Größenordnung ist in den nächsten Jahren vor allem wegen der bisher thermisch kaum genutzten Geothermie-Anlagen in Kirchstockach und Dürrnhaar möglich, die bei ihrer Inbetriebnahme im Jahr 2012 als die leistungsstärksten ihrer Art galten. Doch nicht überall im Landkreis wird man von dieser CO₂-frei produzierten Wärmeenergie profitieren.

Wenn wie erwartet im Herbst 2019 das Fernwärmenetz an Kirchstockach angebunden wird, können schrittweise die beiden provisorischen Blockheizkraftwerke abgestellt werden, die derzeit schon Kunden versorgen, die an dem Fernwärmenetz der EVO dranhängen. Eine ganze Reihe an Großabnehmern ist gesichert. So gibt es Verträge mit dem Schulzweckverband, die Gymnasien in Ottobrunn und in Neubiberg dereinst mit CO₂-freier Erdwärme zu versorgen; ebenso die Grundschule an der Lenbachallee in Ottobrunn und die Carl-Steinmeier-Mittelschule in Riemerling. Die Baugesellschaft München-Land hängt mit der Josef-Seliger-Siedlung in Ottobrunn am Fernwärmenetz. Und der Ausbau geht voran. In der Karl-Stieler-Straße, in der Uhlandstraße und in der Putzbrunner Straße liegen Rohre. An vielen Orten wird gegraben. Wie Prigo sagt, ist in Hohenbrunn in der Jäger-von-Fall-Straße eine Baustelle offen.

Angesichts solcher Aktivitäten, die Energie aus Dürrnhaar und Kirchstockach an die Verbraucher zu bringen, fragt man sich im Umfeld der Geothermie-Anlagen, die auf Brunnthaler und Ayinger Flur liegen, ob man nicht direkt selbst profitieren könnte. In Brunnthal sähe etwa SPD-Gemeinderätin Anouchka Andres gerne eine Fernwärmeleitung bis nach Brunnthal-Ort, um dort Siedlungen und etwa auch die Schule an das Fernwärmenetz zu koppeln. Aus ihrer Sicht müsste der Leitungsbau, wie sie sagt, über freies Feld auch kostengünstig zu machen sein.

Während die Stadtwerke München laut Bürgermeister Stefan Kern (CSU) überlegen, ob direkt am Kraftwerk in Kirchstockach an Haushalte Fernwärme abgegeben werden kann, hat er für eine Leitung nach Brunnthal-Ort wenig Hoffnung. Der Energieversorger ziele auf die Siedlungsschwerpunkte in Ottobrunn, Neubiberg und Hohenbrunn ab. Michael Prigo, der als Vertriebschef der Energieversorgung Ottobrunn (EVO) auch Ansprechpartner der Kommunen ist, pflichtet dem grundsätzlich bei. Außer um Kosten und Nutzen gehe es darum, Trassen zu sichern, auf denen man Rohre verlegen könne.

Bisher arbeite man ausschließlich auf öffentlichem Grund. Mit Privatpersonen Gestattungsverträge auszuhandeln, sei aufwendig, sagt Prigo. Im Raum Ottobrunn, Neubiberg, Hohenbrunn und Höhenkirchen-Siegertsbrunn hoffe die EVO entlang der Trassen auf private Kunden. Prigo wirbt mit Kostenvorteilen und damit, dass keinen Kamin braucht, wer klimafreundlich heizt. Neubiberg bezeichnet Prigo als "beispielhaft". Die hat ein Förderprogramm aufgelegt, bei dem sich die Zuschusshöhe nach der CO₂-Einsparung berechnet. Bis zu 5000 Euro seien drin, sagt Prigo.

© SZ vom 29.12.2018 / belo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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