Nahversorgung:Ersatz für den Edeka

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Ein Bonus-Markt wie in Kirchheim soll nach den Vorstellungen von Stefan Krimmer in Unterschleißheim die Nahversorgung sicherstellen. (Foto: Angelika Bardehle)

Unterschleißheims Zweiter Bürgermeister Stefan Krimmer möchte im Stadtzentrum einen gemeinnützigen Lebensmittelladen nach Kirchheimer und Johanneskirchner Vorbild installieren

Von Gudrun Passarge, Unterschleißheim

Stefan Krimmer ist optimistisch. Wenn alle an einem Strang ziehen, sagt er, könnte Unterschleißheim schon bald wieder einen Lebensmittelmarkt in seiner Ortsmitte haben. Der Zweite Bürgermeister von der CSU hat auf eigene Faust versucht, eine Lösung des dringlichen Problems zu finden, das seit dem Wegzug der Edeka-Filiale aus dem Einkaufszentrum IAZ entstanden ist. Er hat Kontakt zu Vertretern des Bonus-Markts geknüpft und sie mit Immobilienbesitzern zusammengebracht. "Wir sind alle sehr positiv aus dem Gespräch rausgegangen", verkündet er.

Seit April 2018 haben die Anwohner im Stadtzentrum weitere Wege zurückzulegen, wenn sie für ihren täglichen Bedarf einkaufen wollen. Es vergehe keine Bürgersprechstunde, ohne dass er nicht die Klagen höre, erzählt Krimmer. Das Problem sei wirklich groß und alle Versuche, dort wieder einen Supermarkt anzusiedeln, seien gescheitert, da der Standort für große Filialisten wegen der nötigen Investitionen nicht interessant sei. Da trifft es sich gut, dass Krimmer gute Kontakte zu anderen Kommunen pflegt. Kirchheims Bürgermeister Maximilian Böltl - ein Parteifreund - habe ihm den Bonus-Markt empfohlen. "Das Konzept ist perfekt für die Situation in Unterschleißheim", sagt Krimmer.

Denn ein Bonus-Markt ist kein gewöhnlicher Lebensmittelladen. "Wir sind dort, wo es sonst keine Einkaufsmöglichkeiten gibt", heißt es auf der Homepage. Bonus ist die Abkürzung für "Berufliche Orientierung, Nachbarschaftsläden und Service". Die gemeinnützige GmbH sucht sich ihre Standorte nicht selbst aus. "Wir gehen dahin, wo man uns braucht", heißt es auf der Homepage. Verkauft wird das Rewe-Sortiment zu Rewe-Preisen von Menschen, denen der Weg in die Arbeitswelt sonst versperrt bleibe.

Bonus-Märkte sind ein Ableger der gemeinnützigen Gesellschaft für Schulung und berufliche Reintegration mit Sitz in Stuttgart. Unterstützt wird das Projekt, das es im Landkreis schon in Ottobrunn und Kirchheim gibt, beispielsweise vom Arbeits- und Sozialministerium in Baden-Württemberg und von der Europäischen Union.

Drei Immobilien in Unterschleißheim kämen für einen solchen Markt in Frage, berichtet Krimmer. Außer dem ehemaligen Edeka-Laden nennt er noch das Iveco-Gebäude an der Valerystraße und einen ehemaligen Getränkemarkt an der Orionstraße. Zwar steht noch nicht fest, ob in einem der Gebäude tatsächlich ein Bonus-Markt eröffnen wird, aber die Vertreter der besonderen Supermarkt-Kette könnten sich nach Aussage Krimmers wohl vorstellen, im IAZ zeitweise einen Supermarkt aufzumachen und vielleicht an der Orionstraße einen Biomarkt. Für die Bewohner von Unterschleißheim wäre das sicherlich interessant, denn bisher gebe es nur den Biomarkt in Lohhof.

Aber Krimmer betont, dass es jetzt von den Immobilienbesitzern abhänge, ob es zu einer Einigung kommt. Wenn, dann könnte es schnell gehen, denn der alte Edeka-Laden sei voll funktionsfähig: "Da könnte morgen alles in Betrieb gehen", versichert er. Auf den Zeitrahmen angesprochen sagt Krimmer, es könnte ein Vierteljahr dauern, vielleicht auch ein halbes. Vor einer Eröffnung müsste auch geklärt werden, ob der Markt eine städtische Unterstützung brauche. In Johanneskirchen, wo ebenfalls ein Bonus-Markt eröffnet wurde, sei es auch nicht ohne kommunales Geld gegangen. Aber es sei ja wohl im Sinne der Unterschleißheimer, "wenn wir uns da beteiligen", findet Krimmer. Diese Meinung habe er auch schon von anderen Kollegen im Stadtrat gehört. Vielleicht zeichnet sich also eine Übergangslösung ab, bis der ganz große Wurf kommt und das IAZ und das nahegelegene Postgebäude großzügig überplant werden.

Schon im vergangenen Jahr gab es Lösungsversuche, die Nahversorgungslücke zu schließen. So rollte von Mai an ein Laster des Roten Kreuzes aus Erding einmal in der Woche auf den Rathausplatz, um dort Waren des täglichen Bedarfs zu verkaufen. Ein Versuch, den das Rote Kreuz im August wegen mangelnder Nachfrage wieder eingestellte. Außerdem hat ein türkischer Obsthändler auf Anregung von Stefan Krimmer sein Sortiment erweitert und bot beispielsweise auch Toilettenpapier, Milch, Mehl und Butter an.

© SZ vom 30.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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