Sich zu erinnern, hat Haakon Sörbeye immer wieder gesagt, sei ihm nie schwer gefallen - weil er keinen Hass verspürt hat. Nicht auf jene, die Gefangene wie ihn als Zwangsarbeiter missbraucht haben und schon gar nicht auf deren Nachkommen. Vielmehr hat der Norweger Sörbeye nach seiner Tätigkeit als Professor für Elektrotechnik in Trondheim seine ganze Kraft darauf verwendet, seine Erfahrungen an unzählige Jugendliche weiterzugeben. Zum letzten Mal tat er dies im Mai vergangenen Jahres bei seinem letzten Besuch in Ottobrunn. Jener Gemeinde, die in seinem Leben eine ganz besondere Rolle gespielt hat. Haakon Sörbeye war im norwegischen Widerstand gegen die Nationalsozialisten, hörte Funksprüche ab und schickte diese nach England. Im September 1941 wurde er verhaftet und kam zunächst in das Konzentrationslager Natzweiler im Elsass, das für die Grausamkeiten der Bewacher berüchtigt war. Nach drei Jahren wurde Sörbeye schließlich nach Ottobrunn gebracht und blieb als Zwangsarbeiter in der Außenstelle des KZ Dachau - bis zur Evakuierung des Lagers, vermutlich am 1. Mai 1945 sieben Tage vor der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht. Über den Ottobrunner Gymnasiasten Martin Wolf und seine damalige Lehrerin Elisabeth Plank hat Sörbeye in den Neunzigerjahren zurück nach Ottobrunn gefunden und als wichtiger Zeitzeuge maßgeblich zur Aufarbeitung der Ortsgeschichte während des Dritten Reichs beigetragen. Ohne Verbitterung - vielmehr als Mahner und Ratgeber, wie Elisabeth Plank sagt. Sie selbst hat ihn zuletzt im Juli in Oslo besucht. Er war nicht krank, aber sehr müde, so Plank. Haakon Sörbeye ist am 15. September im Alter von 96 Jahren gestorben.
Nachruf:Mahner und Ratgeber
Zeitzeuge Haakon Sörbeye gestorben
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