Nachbarschaftshilfe Taufkirchen:Unkomplizierte Hilfe für Senioren

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Direkt über dem Bürgertreff und dem Quartiersladen der "Sozialen Stadt" richtet die Nachbarschaftshilfe ihre Servicestelle ein. (Foto: Schunk)

Die Kreisräte im Sozialausschuss finden die neue Service- und Beratungsstelle der Nachbarschaftshilfe Taufkirchen vorbildlich und wollen sie fördern. Allerdings nur, wenn auch die Gemeinden im Hachinger Tal mitzahlen

Von Iris Hilberth, Taufkirchen

Niederschwellig, ortsnah und leicht zugänglich: Diese Anforderungen an eine neue Service- und Beratungsstelle für ältere Menschen waren der Nachbarschaftshilfe Taufkirchen besonders wichtig, als sie sich auf die Suche nach einem neuen Standort für dieses Projekt machte. In der Eschenpassage wurde sie schließlich fündig, in den Räumlichkeiten direkt über dem Bürgertreff und dem Quartiersladen der "Sozialen Stadt" sieht Geschäftsführerin Andrea Schatz das umfangreiche Hilfsangebot für die Senioren bestens untergebracht.

Der erforderliche Umbau der 160 Quadratmeter großen ehemaligen Arztpraxis wird aus Mitteln des Bundes-Förderprogramms "Soziale Stadt" und der Gemeinde Taufkirchen finanziert, die auch die Mietkosten übernimmt. Bleiben die zusätzlich vom kommenden Jahr an anfallenden Personalkosten von 50 000 Euro im Jahr, um das erweiterte Angebot der Nachbarschaftshilfe in der Eschenpassage stemmen zu können. Jetzt hat der Landkreis signalisiert, Fördermittel für das "Leuchtturmprojekt" locker zu machen. An eine Zusage für die Jahre 2017 bis 2019 knüpft der Sozialausschuss allerdings die Forderung nach einer Beteiligung der Gemeinden im Hachinger Tal und Bemühungen um weitere Fördermittel aus anderen Töpfen.

Dieser Entscheidung vorangegangen war ein eindringlicher Appell der SPD-Kreisrätin Rosi Weber aus Taufkirchen, die selbst auch bei der Nachbarschaftshilfe in der Vermittlung von Tageseltern tätig ist. "Es ist uns bereits gelungen, die Leute ein bisschen aus ihrer Isolation herauszuholen. Jetzt müssen wir weitermachen", sagte sie am Mittwoch im Ausschuss. Die Nachbarschaftshilfe sei ja nicht über Nacht mit ihren Angeboten für die älteren und pflegebedürftigen Menschen gestartet, sondern habe vieles kleinteilig begonnen. Bislang war die Hilfe für die Senioren im Mehrgenerationenhaus im Ahornring angesiedelt. "Wir haben festgestellt, dass der Bedarf größer ist", sagte Weber. Die Nähe zum Quartiersladen soll auch am neuen Standort die Begegnung von Jung und Alt ermöglichen.

Das Konzept sieht vor, älteren Menschen und ihren Angehörigen Beratungs- und Hilfevermittlung ad hoc anzubieten. Häufig nachgefragt seien Dienste im Haushalt und Hilfen vor Beginn einer Pflegebedürftigkeit. Dieses bereits bestehende Angebot soll auf alle Wochentage ausgebaut werden. Die Tagesbetreuung von bis zu acht pflegebedürftigen Menschen soll von derzeit einmal wöchentlich durch den Umzug auf einen zweiten Wochentag ausgeweitet werden, auch könnten dann zehn Personen das Angebot nutzen. Zudem ist eine Anlaufstelle für Demenzbetreuung in den Räumlichkeiten in der Eschenpassage vorgesehen. Parallel zur Tagesbetreuung will die Nachbarschaftshilfe den Gesprächskreis für pflegende Angehörige wiederbeleben sowie die bereits vorhandenen Schulungs- und Informationsangebote integrieren. Dazu zählt auch die Vermittlung von Patenschaften für Senioren, ein Angebot, das es bereits seit eineinhalb Jahren gibt.

Um dies alles in den Räumen in direkten S-Bahnnähe, im Herzen des Ortsteils Taufkirchen am Wald in diesem Umfang anbieten zu können, seien zwei Sozialpädagogikstellen mit zusammen 20 Wochenstunden und eine Pflegestelle mit 15 Wochenstunden notwendig, hat die Nachbarschaftshilfe ausgerechnet. "Wir brauche qualifizierte Fachkräfte und ein klares Signal, um weiterplanen zu können", sagte Weber.

Insgesamt traf das Taufkirchner Projekt auf breite Zustimmung bei den Kreisräten im Ausschuss. Schließlich gibt es seit dreieinhalb Jahren einen Fördertopf für Konzepte, die ambulante Unterstützung und Entlastung älterer und pflegebedürftiger Menschen zum Ziel haben. Nur wollten nicht alle Kreisräte die kompletten Kosten für das zusätzliche Personal in Taufkirchen übernehmen. "Grundsätzlich ist das Projekt toll. Aber rechnen wir das auf den gesamten Landkreis und seine Bewohner hoch, dann bräuchten wir für alle Kommunen eine Million Euro", sagte Oberhachings Bürgermeister Stefan Schelle (CSU). Er sprach sich dafür aus, in den Haushaltsberatung ein Gesamtkonzept für den Landkreis zu erstellen. Das hielt Landrat Christoph Göbel (CSU) allerdings für schwierig. "Wir können nicht abschätzen, wo sich wann welches Projekt entwickelt", sagte er, "wir haben Richtlinien, was wir fördern, und natürlich gibt es die Haushaltsstelle schon." Allerdings war sich das Gremium einig, dass der Landkreis die Summe nicht alleine stemmen soll.

© SZ vom 03.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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