Münchner unter Verdacht:Tod am Strand

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Streitereien, eine Tote und ein vermisstes Baby: Der Münchner Gunnar D. soll in Portugal seine Geliebte und die gemeinsame Tochter ermordet haben. Er schweigt zu den Vorwürfen.

S. Wimmer und C. Jiménez

Die kleine Familie aus Deutschland fiel im Urlaubshotel an der Algarve auf: ein sehr hellhäutiger, blonder Mann, eine Frau mit dunklem Teint und ein süßes Mädchen mit dunklen Haaren. Sehr nett seien sie gewesen, erinnern sich die Angestellten. Hinter der Fassade allerdings sah es ganz anders aus.

Ein Münchner soll an der Algarve (hier ein Foto des Strandes Praia da Marinha) seine Freundin ermordet haben. Von der 18 Monate alten Tochter fehlt jede Spur. (Foto: iStockphoto)

Der Münchner Ingenieur Gunnar D. führte ein Doppelleben: in München eine feste Beziehung, in Stuttgart seine Geliebte mit der gemeinsamen, eineinhalbjährigen Tochter. Einen Tag vor Urlaubsende soll der 43-Jährige seine Geliebte Georgina, 30, am Strand von Canavial ertränkt haben. Dann nahm er das gemeinsame Kind und verschwand. Von der Tochter fehlt seitdem jede Spur, die portugiesische Kripo geht davon aus, dass er auch das Kind getötet hat.

Am vergangenen Donnerstag stürmte das Spezialeinsatzkommando Südbayern die Wohnung des 43-Jährigen in München-Daglfing und nahm den Verdächtigen fest. Der Vorwurf: zweifacher Mord. Die Münchner Polizei bestätigt lediglich die Festnahme des Mannes und will sich erst am heutigen Dienstag zu dem Fall äußern. Die Tat liegt mittlerweile zehn Tage zurück.

Am 6. Juli war Gunnar D. portugiesischen Medienberichten zufolge von Frankfurt aus nach Faro geflogen. Im Vier-Sterne-Hotel Vila Galé in Lagos hatte das Paar mit dem Kleinkind ein Zimmer gebucht. Es sei immer wieder zu Streitereien gekommen, berichteten Zeugen der portugiesischen Presse.

Am Samstag, 10. Juli, startete das Paar schon am frühen Vormittag zu einem Badeausflug an den Strand von Canavial. Dort soll Gunnar D. seine angolanische Freundin ins Wasser gezogen und dann so getan haben, als würden sie sich gegenseitig anspritzen und untertauchen. Dabei drückte er die 30-Jährige so lange unter Wasser, bis sie tot war. Anschließend schleppte er den leblosen Körper an Land.

Während andere Badegäste versuchten, die Frau zu reanimieren, packte er seine kleine Tochter, sagte, er werde Hilfe und Medikamente holen, und verschwand.

Drei Stunden später, so berichtet die portugiesische Zeitung Correio da manhã, wurde der Münchner beim Betreten des Hotels von einer Videokamera aufgenommen. Er war allein, ohne seine Tochter. Auch in einem Supermarkt wird er gefilmt. Wieder ist er ohne Kind.

Kennengelernt bei der WM 2006

Einen Tag später fliegt der 43-Jährige zurück nach Deutschland, ebenfalls alleine, nicht von Faro aus, wie gebucht, sondern von Lissabon nach München. Die portugiesische Kriminalpolizei geht offenbar davon aus, dass er die eineinhalbjährige Alexandra umgebracht und ihren Körper auf der Strecke zwischen Lagos und Lissabon beseitigt hat.

Gunnar D. sitzt in Stadelheim in Untersuchungshaft und äußert sich nicht zu den Vorwürfen. Zur Zeit ist auch noch nicht klar, ob D. nach Portugal ausgeliefert wird. In den portugiesischen Medien wird berichtet, dass Gunnar D. seine Geliebte getötet haben könnte, um mögliche Unterhaltszahlungen zu umgehen. Denkbar ist auch, dass es nicht nur um Geld, sondern auch um die Anerkennung der Vaterschaft gegangen ist. Denn dann hätte der Fahrzeug-Konstrukteur fürchten müssen, dass seine Freundin in München von seinem Doppelleben erfährt.

Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung hatten sich der Münchner und die aus Angola stammende Georgina vor vier Jahren bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Stuttgart kennengelernt. Gut ein Jahr später wurde die verheiratete Frau schwanger. Ob die jeweiligen Partner der beiden von der Beziehung wussten, ist fraglich.

Nach der Obduktion der Leiche von Georgina Z. und der Vernehmung der Zeugen erließ die portugiesische Justiz einen internationalen Haftbefehl gegen Gunnar D. Laut einer Sprecherin der Polizei in Lissabon kooperieren die dortigen Behörden weiterhin mit deutschen Ermittlern, um den Fall schnellst möglich aufzuklären.

© SZ vom 20.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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