München: Tod eines Finanzmanagers:Tödlicher Luxus

Lesezeit: 2 min

Wegen seines teuren Autos soll der Hausmeister Rainer H. den Finanzmanager Dirk P. ermordet haben - so sagt es die Staatsanwaltschaft. Doch H. bestreitet die Tat. Nun soll ein Prozess den Tod aufklären.

C. Rost

Gewalttaten sind sinnlos, und in diesem Fall ist der Wahnwitz besonders augenscheinlich: Wenn die Vorwürfe der Münchner Staatsanwaltschaft zutreffend sind, hat ein 40-Jähriger einen Vater von zwei Kindern nur deshalb umgebracht, weil er an dessen Auto kommen wollte.

In dieser Garage in Laim wurde die Tatwaffe gefunden, hier soll Hausmeister Rainer H. den Finanzmanager Dirk P. getötet haben. (Foto: Robert Haas)

Ein Mord für ein Auto, ein Menschenleben für knapp 54.000 Euro, die der Verkauf des Audi A8 letztlich gebracht hätte? Kann das wahr sein? In einem auf 14 Verhandlungstage angesetzten Prozess vor dem Münchner Schwurgericht soll vom heutigen Dienstag an geklärt werden, weshalb der Finanzmanager Dirk P. sterben musste. Und wer ihn auf dem Gewissen hat.

Des Mordes angeklagt ist der Hausmeister Rainer H. aus Laim. Er bestreitet die Tat und wird sich in der Hauptverhandlung vermutlich auch nicht zu den Vorwürfen äußern. Die Prozessbeteiligten müssen sich deshalb auf einen langwierigen Indizienprozess einstellen. Mit einem Urteil wird nicht vor dem 3. Dezember gerechnet.

Die Polizei hat im Auftrag der Staatsanwaltschaft seit der Tat im Januar diesen Jahres eine Reihe von Hinweisen zusammengetragen, die alle auf den damals finanziell völlig abgebrannten H. als Täter schließen lassen. Er soll sich in der Vergangenheit mit mehreren Geschäftsideen die Finger verbrannt und den tödlichen Autoraub dann genau geplant haben.

Bereits im Dezember 2008 kaufte er sich den Erkenntnissen zufolge im Internet bei Ebay zwei Leichensäcke und gründete mit einem Bekannten unter falschem Namen eine Scheinfirma, um seine Spuren zu verwischen. Auch ein Mobiltelefon soll er sich eigens für die Tat angeschafft haben. Im Dezember 2009 nahm er Kontakt zu seinem späteren Opfer Dirk P. auf, der seinen Wagen über eine Anzeige im Internet zum Verkauf angeboten hatte.

Aus kurzer Distanz 13 Mal geschossen

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass H. vorgab, im Auftrag eines Geschäftsmannes tätig zu sein. Am 14. Januar traf er sich jedenfalls mit P. und lotste den Finanzmanager zur angeblichen Übergabe des Wagens an den nicht existenten Geschäftsmann nach Laim. In einer bereits mit Leichensäcken ausgelegten Garage des Hausmeisters angekommen, soll H. den überraschten 37-Jährigen mit einer Kleinkaliberpistole bedroht und ihm Handschellen angelegt haben.

Aus kurzer Distanz soll der Angeklagte dann 13 Mal auf sein Opfer geschossen und dabei auch ein Mal das Magazin der halbautomatischen Ruger gewechselt haben. Ob die Schüsse mit oder ohne Schalldämpfer abgegeben wurden, ist unklar.

Die Leiche des Managers brachte er anschließend in einen vor der Garage geparkten VW-Bus und versuchte dann, den Audi zu verkaufen. Die Polizei fand den getöteten Familienvater, der von seiner Frau als vermisst gemeldet worden war, zwei Tage später in dem Wagen. Seine Geldbörse wurde in der Garage gefunden. Dort lagen auch Patronenhülsen aus der Tatwaffe.

Zunächst hatten die Ermittler einen Autolackierer aus Weilheim als dringend tatverdächtig im Visier. Rainer H. soll bei seiner Vernehmung den Verdacht auf Erich F. gelenkt haben. Nach einer spektakulären nächtlichen Festnahme F.s durch Spezialkräfte der Polizei stellte sich aber rasch heraus, dass die Ermittler getäuscht worden waren. Als Nebenklägerin tritt in dem Prozess die Witwe des Opfers auf.

© SZ vom 02.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: