So ein erster Schultag an einer neuen Schule ist an sich schon eine spannende Sache. Da fiebern Eltern mit: Wer wird der neue Lehrer? Was hat der Bub für Mitschüler? Wie kommt er mittags zu einer warmen Mahlzeit? Und wie geht es überhaupt zu an der neuen Schule in dem fremden Ort? Doch die Deutsche Bahn schafft es, das alles in den Hintergrund rücken zu lassen. Das Abenteuer einer Münchner Familie, deren Sohn seit dieser Woche täglich nach Unterschleißheim raus pendelt, beginnt mit der bangen Frage: Fährt überhaupt ein Zug?
Die S 1 ist nach der sechswöchigen Komplettsperrung zwischen Feldmoching und Freising am Dienstagmorgen tatsächlich gefahren. Die Bahnsteige waren voll mit jungen Leuten, die vor allem die vielen weiterführenden Schulen in Unterschleißheim ansteuern. Vorsichtshalber hatte die Bahn darauf hingewiesen, dass es noch zu Verspätungen von bis zu 15 Minuten kommen könnte. Jedenfalls treffen Fahrgäste auf der stark befahrenen Strecke, auf der Fernzüge, Güterzüge und S-Bahnen sich die auf 30 Kilometer Länge neu verlegten Gleise teilen, Bauarbeiter zuhauf an. Der Bahnhof Unterschleißheim bleibt bis ins Frühjahr 2019 Großbaustelle. Bahnsteigzugänge werden umgebaut und Fahrgäste auf verschlungenen Wegen an ihre Ziele geleitet. Von der Bahn abgestellte Lotsen lehnen an Zäunen, während Monteure in orangefarbenen Westen Zuganzeiger und Lautsprecher montieren. Ein älterer Herr merkt an, er habe gehört, es würden sogar Liegestühle aufgestellt - um das Warten angenehmer zu gestalten.
Doch der Bahnhof in Unterschleißheim ist keine Wellnessoase. Die Stimme aus dem Lautsprecher verkündet, dass eine S-Bahn in Richtung Innenstadt ausfällt. Eine ältere Frau stützt sich auf Krücken und klagt, eine junge Frau greift verzweifelt zum Handy. Und dann ist da noch ein SPD-Wahlkämpfer, der an Fahrgäste Flugblätter verteilt, auf denen zum Protest gegen die Tarifreform aufgerufen wird, bei der Bahnkunden aus Unterschleißheim schlecht wegkommen. Ist ja auch eine spannende Frage: Was kostet das Bahnticket im nächsten Jahr?