Mitten in Unterhaching:Waschen, legen und nicht aufregen

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Ein Friseurbesuch ist in Corona-Zeiten etwas Besonderes - nicht immer aber ist das Virus der Grund

Kolumne von Iris Hilberth

Es ist immer ein bisschen lästig, wenn irgendetwas Wichtiges vorübergehend abgeschaltet, stillgelegt oder gelöscht wird. Meist, weil es entweder repariert, saniert, verbessert oder ausgetauscht werden soll. Ein Tag ohne Internet, ein paar Stunden ohne Strom oder ein Vormittag ohne Wasser begeistert niemanden. Selbst wenn man sich darauf eingestellt hat, dass die Küche kalt, der Keller dunkel oder die Dusche trocken bleibt, ist das vor allem in Zeiten des Home-Office keine gute Nachricht, dass ein Hahn eine Zeit lang zugedreht werden soll.

Was einen bei solchen Maßnahmen ganz besonders umtreibt: Werden es die Handwerker schaffen, den Zeitplan einzuhalten? Gibt es vor Einbruch der Dunkelheit wieder Strom, schaffen es die Installateure, ihre Arbeiten zu beenden, bevor das für die Klospülung bereitgestellte Wasser in den Eimern endgültig zur Neige geht?

In Unterhaching sollte kürzlich einen Vormittag lang in einigen Straßen die Quelle im Waschbecken versiegen, alle waren vorgewarnt. Auch die Friseurin, die dadurch sämtliche Termine, die vor halb zwölf vereinbart waren, verschieben musste. Danach sollte das Wasser wieder laufen. Tatsächlich war alles so wie angekündigt. Pünktlich meldete sich der Wasserstrahl zurück und ergoss sich fröhlich ins Becken. Die Mitarbeiterinnen konnten also wie geplant wieder munter drauf los waschen, wickeln und färben. Und als dann die Kundinnen während des Einwirkens der Wellen, Tönungen und Strähnchen auf die nächste Kopfdusche warteten, erschien plötzlich ein Mann in Gummistiefeln im Salon. Er war weder wegen eines flotteren Haarschnitts noch für eine Rasur gekommen, sondern fragte ganz naiv: "Habt ihr eigentlich Wasser?"

Das sollte kein Witz sein. Denn der Mann vom Wasserwerk stellte fest: Das dürfte eigentlich gar nicht sein. All die anderen in der Gegend hatten nämlich kein Wasser. Dann verschwand er wieder und während die Meisterinnen des gepflegten Haarschnitts mit den Schultern zuckten und unbeirrt weiterarbeiteten, sah man den Gummistiefel-Mann noch ein paar Mal außen am Salon vorbeischreiten. Und man fragte sich mit allerlei Chemieprodukten auf dem Kopf: Wie weit ist es eigentlich zum Hachinger Bach?

© SZ vom 20.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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