Mitten in Unterhaching:Unnütz im Utzweg

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Die Straßenverkehrsordnung weist den Weg, wie sich überflüssige Staus vermeiden ließen

Kolumne von Iris Hilberth

Es gibt Vorschriften und damit verbundene Androhungen von Strafen, die jucken niemanden. Selbst wenn sie noch so drakonisch klingen. Nehmen wir mal den Hinweis an den Wertstoffsammelstellen in Unterhaching. Da steht: "Es ist verboten, Restmüll, Unrat, Sperrmüll und Gartenabfälle abzulagern." Angekündigtes Bußgeld bei Zuwiderhandlung: schlappe 50 000 Euro. Imponiert hat das offenbar bislang nur Grundschulkindern, die gerade den Zahlenraum bis zu einer Million lernen und auf ihrem Schulweg staunend vor dem Schild stehen bleiben. Es ist noch kein Fall von privater Insolvenz bekannt, weil wieder mal jemand seinen Krempel dort hingeschmissen hat.

Nächstes Beispiel: Artikel 161 der Bayerischen Verfassung: "Steigerungen des Bodenwerts, die ohne besonderen Arbeits- oder Kapitalaufwand des Eigentümers entstehen, sind für die Allgemeinheit nutzbar zu machen." Was könnten die Städte und Gemeinden im Landkreis mit dem Geld alles machen!

Jetzt hat in Brunnthal eine Bürgerin, die sich über die umherfahrenden Sperrmüllsammler ärgert, auf einen auch sehr vielversprechenden Passus in der Straßenverkehrsordnung hingewiesen, den sicher die wenigsten Führerscheinbesitzer, aber sicher auch Verkehrsplaner kaum auf dem Schirm haben. Paragraf 30 Absatz 1 schreibt vor: "Unnützes Hin- und Herfahren ist innerhalb geschlossener Ortschaften verboten, wenn andere dadurch belästigt werden."

Man denkt da zunächst an Spazierfahrer oder Angeber, die ihr schickes Auto beim Cruisen um den Häuserblock herzeigen wollen. Aber was für eine wunderbare Vorstellung ist es, wenn man etwa allen Muttis, die morgens unnütz in Unterhaching den Utzweg hinterfahren, um ihre Kinder vor der Schultür abzusetzen, diesen Paragrafen um die Ohren hauen würde. Die Verkehrsentlastung wäre gigantisch und man würde sich die Umbaukosten sparen. Holt man nun noch all die aus ihren Autos, die völlig unnütz zum Bäcker, zum Zigarettenholen und zum Tanken fahren, obwohl man dort locker auch zu Fuß hinkommt, hätte sich der Stau fast schon aufgelöst.

© SZ vom 15.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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