Mitten in Unterhaching:Sauberfrau Schreyer-Stäblein

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Politiker rühmen sich gerne ihrer weißen Weste. Die CSU-Landtagsabgeordnete Kerstin Schreyer-Stäblein wäscht dagegen ganz öffentlich schmutzige Wäsche

Von Iris Hilberth

Wie wäre es mal wieder mit ein bisschen Schmutzwäsche waschen an dieser Stelle? Klatsch und Tratsch, gut durchgewalkt? Darüber berichten, wie einer den anderen so richtig eingeseift hat? Leider lassen sich Politiker ungern der Waschweibermentalität bezichtigen und betonen auch in heiklen Situation, in denen sie sich mächtig über Parteifreunde ärgern, öffentlich lieber mal ihre eigene weiße Weste als den Schleudergang zu aktivieren. Damit das auch jeder merkt, leiten sie solche Statements so ein: "Ich will keine schmutzige Wäsche waschen."

Die CSU-Landtagsabgeordnete Kerstin Schreyer-Stäblein hingegen macht um ihre verschmutzte Kleidung kein Geheimnis. Als Politikerin, die sich mit Einblick ins Privatleben via Facebook gerne nahbar gibt, lässt sie wissen: "Vier Waschmaschinen gewaschen. Ich bin wieder zu Hause." Oha! Bedauerlicherweise findet sich in diesem Eintrag nun gar nichts, was darauf schließen lässt, die Unterhachingerin wäre in irgendeiner Form gleich den Waschfrauen früherer Jahrhunderte am Dorfbrunnen über Unarten, Fehler und Schwächen anderer hergezogen. Es geht doch nur um die eigene 40-Grad-Wäsche, was wiederum eher langweilig ist. Und eigentlich ist noch nicht einmal von bekleckerten Hosen oder verschwitzten Blusen die Rede, sondern nur von vier "Maschinen". Was wiederum doch die Vorstellungskraft mancher übersteigt und prompt Reaktionen auslöst. Dem CSU-Ortsverbandsvorsitzenden Stefan Zöllinger und 42 anderen gefällt das. Gleichwohl tun sich Fragen auf: "Wer wäscht denn seine Waschmaschine?" Und: "Warum hast du vier?" Es zeigt sich: Dieses banale Waschprogramm interessiert offenbar mehr als das CSU-Wahlprogramm.

Wobei wir auch schon beim Bügeln wären, auch hierzu gibt die CSU-Abgeordnete Intimes preis: "Da muss man leider Schnulzen im Fernsehen anschauen, die man sonst nie und niemals sehen würde", schreibt sie. Das sind wirklich unglaubliche Bekenntnisse, die immerhin beweisen: Die Frau bügelt. Das ist durchaus löblich und ganz im Sinne der politischen Karriere. Joachim Becker, einst Oberbürgermeister von Pforzheim, hatte mal in einem Interview gesagt: "Politische Fehler sind verzeihlich, ungebügelte Hosen nicht." Zwar war der von der SPD. Aber manche Tipps aus dieser Richtung sollten auch für die CSU kein rotes Tuch sein: Schwarzes immer auf links waschen.

© SZ vom 10.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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