Mitten in Unterhaching:Reizwäsche für unterwegs

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Coffee to go kennt jeder. Aber in einem Unterhachinger Supermarkt gibt es auch BHs zum Mitnehmen

Von Iris Hilberth

Die Marketingstrategen von Supermärkten neigen ja dazu, in unregelmäßigen Abständen die Läden umzuräumen und die Dinge irgendwo anders als bisher zu platzieren. Meist dort, wo man sie nie vermuten würde. Dann findet man nichts mehr und muss fragen. Auch zwei Mädchen, geschätzte 13 Jahre alt, wandten sich ratlos an einen Verkäufer bei Tengelmann in Unterhaching, dieser etwa Mitte Fünfzig. Ganz wohl war den beiden dabei aber offenbar nicht, also nuschelten sie irgendwo zwischen Tiefkühlkost und Toastbrotregal dem Mitarbeiter zu: "Haben Sie auch pschabbehss?" Der Mann wollte helfen, verstand aber nicht. "Was sucht ihr?" - "Pschabbehhs!" Wieder ein großes Fragezeichen auf dem Gesicht des Angestellten. Eines der Mädchen wurde daraufhin mutiger und formulierte laut und deutlich: "Push-up-BHs!?!"

Es war nicht wirklich auszumachen, ob der Verkäufer es kapiert hatte. Immerhin gab er eine Auskunft: "Schaut mal da drüben, da haben wir so Angebote." Und er zeigte Richtung Schreibwarenabteilung. Wonderbras bei Tengelmann? Hatte der gute Mann richtig verstanden? Oder kannte er das eigene Sortiment nicht? Aber siehe da: Der Herr im roten Kittel kennt sich doch aus. Neben Schulheften, Häkelwolle und Zeitschriften steht in dem Unterhachinger Markt ein Regal mit - Dosen. Und in diesen Konserven befinden sich: Büstenhalter. Wahlweise schwarz oder weiß.

Von Push-up ist zwar auf der Verpackung nicht die Rede, doch verspricht der Hersteller immerhin einen "Passformtraum für atemberaubend weibliche Kurven" sowie "Hundertprozentigen Figur-Genuss". Das Allertollste an dem Ding ist aber laut Etikett: Es handelt sich um einen "BH to go". Eine solche Innovation hätte man einer Lebensmittelmarktkette nicht unbedingt zugetraut. Coffee to go - okay. Vielleicht auch Pizza oder Leberkäse-Semmel. Aber Damenunterwäsche zum Mitnehmen? Vielleicht für alle Frauen, die es am Morgen so eilig haben, dass sie keine Zeit mehr finden, einen BH drunterzuziehen, und das erst merken, wenn sie schon unterwegs sind. Allerdings ist die flotte Ware falsch platziert. Marketingexperten würden sie natürlich an der Kasse offerieren, als Quengelware für 13-Jährige. Dann liegt es an der Mutter zu sagen: "Kind, entscheide dich: Entweder das Überraschungsei oder den BH."

© SZ vom 11.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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