Mitten in Unterhaching:Jeder schippe vor der eigenen Tür

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Mit der Idylle der Schneelandschaft geht leider auch die Plage des Schneeräumens einher. Das setzt einen Kreislauf mit großem Ärger-Potenzial in Gang

Von Iris Hilberth

Welch eine Stille. Ein bisschen so, als hätte man sich Watte in die Ohren gestopft. Die gewohnten Geräusche von der Straße gedämmt durch den perfekten, natürlichen Lärmschutz: Schnee! Aber man weiß im gleichen Moment: Lange wird diese Ruhe nicht andauern. Ja, man kann darauf wetten, dass es für die Gehörgänge gleich ganz fürchterlich wird. Und schon geht es los: Ein Kratzen, ein Schaben durchdringt mit gefühlt hundert Dezibel die Idylle. Wer noch nicht wach war, ist es jetzt bestimmt. Denn: Der Schnee muss weg, und zwar möglichst früh. Um sieben Uhr, so schreibt es die Räumpflicht vor, hat der Gehweg frei zu sein. Mancher Hausmeister oder Frühaufsteher in der Nachbarschaft findet gar, halb sechs ist besser.

Vor ein paar Jahren hatte eine Umfrage der "Apotheken Umschau" mal ergeben, dass Lärm am häufigsten zu Ärger unter Nachbarn führt. Dicht gefolgt allerdings vom: Schneeräumen. Nun geht das eine ja oft mit dem anderen einher. Tatsächlich hat Schnee und Schneeräumen ein großes Potenzial, demnächst die Ärger-Hitliste anzuführen. Dass es dazu noch nicht gekommen ist, liegt wohl allein daran, dass es sich um ein jahreszeitlich beschränktes Problem handelt. Man denke aber nur an die vielen weißen Haufen, die derzeit die Parkplatzsituation in den Wohngebieten noch verschärfen.

Denn die große Frage des Schneeschippens ist doch: Wohin mit dem Zeug? Den Schnee im eigenen Garten anzuhäufen, wäre die sauberste Lösung, nur haben viele keine Lust dazu, weil die Anstrengung wegen der hohen Hecke beachtliche Ausmaße annehmen würde. In Nachbars Garten, weil der keine Hecke hat? Keine richtig gute Idee, musste schon Ex-Rodelmeister Georg Hackl feststellen, der danach eine Platzwunde zu beklagen hatte. Auch anderswo sind schon die Fäuste geflogen, weil der eine dem anderen seinen Schnee vor die Einfahrt oder auf den mühsam freigeschaufelten Parkplatz schob. Also auf die Straße damit, denkt mancher. Doch kaum hat man sich versehen, hat der Schneepflug ihn auf den Gehweg zurückbefördert. Und so wird er dann von hier nach da und dort geschoben, bis der Frühling das Problem löst. Dann ist endlich Ruhe.

© SZ vom 11.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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